Fürstenfeldbruck:Kampf den Kippen

Lesezeit: 2 min

Zigarettenkippen sind streng genommen Sondermüll, gehören also ganz gewiss nicht in die Landschaft. (Foto: Magdalena Tröndle/dpa)

Die Stadt Fürstenfeldbruck will mehr Aschenbecher im öffentlichen Raum installieren und ehrenamtliche Paten für besonders problematische Bereiche gewinnen.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Fürstenfeldbruck sagt herumliegendem Müll und vor allem den sorglos weggeschnippten Zigarettenkippen den Kampf an. So sollen im Stadtgebiet Aschenbecher und geeignete Abfalleimer installiert werden. Unter Beteiligung eines Projektteams soll das Budget von 7000 Euro vor allem für die "Hardware" und erst in zweiter Linie für eine Kampagne ausgegeben werden. Die ehrenamtlichen Kräfte könnten auch den Bauhof, der die Behälter leeren müsste, entlasten. Quirin und Markus Droth (beide Freie Wähler) hatten ein solches Patenschaftssystem vorgeschlagen, Markus Droth hat großen Handlungsbedarf in der "guten Stube" der Stadt ausgemacht. Ähnlich sieht das Christian Götz (BBV), der in einem weiteren Antrag die Ausarbeitung eines Konzepts zur Vermeidung und Entsorgung von Müll im öffentlichen Raum forderte, das ebenfalls bürgerschaftliche Beteiligung vorsieht.

Irmgard Strohmaier aus Fürstenfeldbruck verteilt in der Stadt Blechdosen als Aschenbecher. (Foto: Leonhard Simon)

Ähnliche Initiativen gibt es bereits in Puchheim und Germering. Unter dem Motto "Mutter Erde ist (k)ein Aschenbecher" hat die Ortsgruppe Puchheim des Bundes Naturschutz auf das Umweltproblem aufmerksam gemacht. Und in Germering kümmern sich die "Omas for Future" um Hotspots wie Bushaltestellen, Grünanlagen, Parks oder Spielplätze. Matthias Stang, Leiter des dortigen Sachgebiets Umweltangelegenheiten, hat deutlich gemacht, warum Zigarettenreste ein so ernstes Problem sind: Eine Kippe, in der zahlreiche, teils krebserregende Chemikalien enthalten sind, verseucht bis zu 60 Liter Grundwasser. Durch Niederschläge gelangen die Giftstoffe aus den Stummeln in den Boden und schließlich über das Gewässer in die Nahrungskette des Menschen.

Auch in Fürstenfeldbruck engagieren sich bereits viele Bürgerinnen und Bürger in der Sache. So auch die American Footballer der Razorbacks, die ihr Stadion sauber halten wollen. In den sozialen Medien haben sie angekündigt, dank ihres Fördervereins in der kommenden Saison handliche Taschenaschenbecher während der Spiele an die Fans ausleihen zu können. Die sind aus Blech und mit Schraubverschluss. Die gefüllten Behälter können dann am Ende des Spiels wieder am Ausgang abgegeben werden. Der Sitzung wohnten auch Irmgard Strohmaier aus Fürstenfeldbruck und vier Unterstützerinnen bei, die in der Stadt bereits viele aus Blechdosen hergestellte Aschenbecher verteilt haben und sich auch weiterhin engagieren wollen.

In Germering sind bereits Behälter installiert, an denen man die Stummel abgeben kann. (Foto: Leonhard Simon)

Ein solches Engagement lobte in der Debatte des Fachausschusses auch Philipp Heimerl (SPD), der sich aber kritisch darüber äußerte, dass man den Rauchern, die rücksichtlos ihre Kippen wegwerfen, nachräumen und damit auch noch die Arbeit des für die Müllentsorgung zuständigen Landkreises übernehmen solle. Ähnlich äußerten sich Jan Halbauer und Zweiter Bürgermeister Christian Stangl (beide Grüne), demzufolge die öffentliche Hand nicht alle persönlichen Defizite ausbügeln kann. Christian Götz könnte sich dennoch vorstellen, den Bauhof personell etwas besser auszustatten, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und auch bei Fastfood-Restaurants explizit für Mehrwegverpackung zu werben sowie auf den problematischen Einsatz von Alufolie hinzuweisen, die ebenfalls oft in der Landschaft landet und deren Produktion auch noch sehr energieintensiv ist. Ein Patensystem würde er vor allem für Bereiche wie Kneippinsel, Stadtparks oder Geschwister-Scholl-Platz begrüßen. Andreas Lohde (CSU) sprach sich dafür aus, passende Abfallbehälter anzubieten und gleichzeitig Fehlverhalten stärker öffentlich zu "ächten". Er trauert der von Bruck abgelehnten Einführung einer Sicherheitswacht nach, die seiner Ansicht nach Fehlverhalten nachdrücklicher ansprechen könnte.

Korbinian Butterer vom Stadtjugendrat sprach sich für mehr Aschenbecher im öffentlichen Raum aus und signalisierte die Bereitschaft dieses Gremiums, eine Kampagne in den sozialen Medien anzustoßen. Umweltbeiratsvorsitzender Georg Tscharke setzt vor allem auf eine schnelle und unbürokratische Installation von einfachen, aber stabilen Aschenbechern, die laut Stadtverwaltung zu Stückpreisen von etwa 50 Euro angeschafft werden können.

Einstimmig abgelehnt wurde der von den Freien Wählern zunächst beantragte Beitritt zum Verein Tobacycle, da dieser Kippen nicht recycelt, wie zunächst gedacht, sondern, ebenso wie dies in Geiselbullach geschieht, der Verbrennung zuführt. Damit sei keine Verbesserung der Müllverwertung in Fürstenfeldbruck zu erwarten, hieß es.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAusbildungsmesse Vocatium
:"Ich empfehle, möglichst viel auszuprobieren"

Recruiter Michael Schleer-Wagner gibt Schülern Tipps und erklärt, warum die Deutsche Lufthansa Technik AG aus München Bewerber in Fürstenfeldbruck sucht. Sein Unternehmen ist auf der Messe Vocatium vertreten.

Interview von Charlotte Geier

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: