Arbeitsmarkt:Neuer Name, alte Probleme

Lesezeit: 2 min

Die Arge heißt jetzt Jobcenter - doch vor allem junge und alte Hartz-IV-Empfänger bleiben schwer zu vermitteln.

Heike A. Batzer

Die Hartz-IV-Empfänger im Landkreis werden künftig in einem Jobcenter betreut. So heißt die ehemalige Fürstenfeldbrucker Arbeitsgemeinschaft Grundsicherung für Arbeitsuchende, die bislang unter dem Kürzel Arge bekannt war. Nach einer Grundgesetzänderung sind die 2005 gegründeten gemeinsamen Einrichtungen zwischen Landkreisen und Arbeitsagentur nun nicht mehr verfassungswidrig.

"Für die Kunden wird sich spürbar nichts ändern", sagt Bernd Becking, Vorsitzender der Arbeitsagentur München und Stellvertreter von Landrat Thomas Karmasin als Vorsitzender der Trägerversammlung der Einrichtung. Rund 4700 Hartz-IV-Empfänger werden derzeit vom Brucker Jobcenter betreut. Die Zahlen sind trotz des Wirtschaftsaufschwungs noch nicht nennenswert gesunken. "Unsere Klientel profitiert nicht in dieser Dimension wie die Arbeitslosengeld-I-Bezieher", sagt Carolin Hufnagl, die Geschäftsführerin des Jobcenters in der Oskar-von-Miller-Straße bleibt. Ihr Stellvertreter ist Johannes Loibl.

Landrat Thomas Karmasin hätte die Hartz-IV-Empfänger zunächst gerne allein von den Verwaltungsmitarbeitern seines Landratsamtes betreuen lassen, sah aber schließlich von einer Bewerbung als sogenannte Optionskommune ab, weil die Fürstenfeldbrucker Einrichtung in den vergangenen fünf Jahren "einen erfolgreichen Weg" hinter sich gebracht habe. Der Landkreis, der Unterkunft- und Heizkosten der Langzeitarbeitslosen bezahlen muss, stellt derzeit 14 - und damit laut Karmasin "mehr als wir müssten" - von insgesamt 67Mitarbeitern des Jobcenters. Im aktuellen Kreishaushalt sind 13 Millionen Euro für die Begleichung der Unterkunftskosten eingeplant.

Die Arbeitsvermittler in Fürstenfeldbruck sehen derzeit vor allem zwei Problemgruppen: junge Menschen unter 25Jahren und Ältere. Bei keiner anderen Altersgruppe wie den Über-50-Jährigen wirkt sich Becking zufolge die Arbeitslosigkeit derart negativ aus. Häufig werden die Vermittlungsversuche auch noch von gesundheitlichen Problemen der älteren Arbeitslosen beeinträchtigt. Wegen der demografischen Entwicklung aber "werden wir diese Menschen in Zukunft brauchen", sagt Becking. Bei den Jugendlichen erweisen sich vor allem fehlende Schulabschlüsse und Abbrüche von Schul-, Ausbildungs- oder Berufslaufbahn als Hemmnisse. "Hier müssen wir in Betreuung und Qualifizierungsleistungen investieren", sagt Hufnagl. Etwa 140 Arbeitslose unter 25Jahren fallen derzeit in die Zuständigkeit des Jobcenters.

Für die Auszahlung der neuen Regelsätze sieht Hufnagl das Jobcenter gerüstet. Dem Hartz-IV-Kompromiss zufolge, dem Bundestag und Bundesrat am Freitag zugestimmt haben, erhalten Langzeitarbeitslose rückwirkend zum Jahresbeginn fünf Euro mehr zu den bisherigen 364 Euro und von 2012 noch einmal drei Euro dazu. Das Brucker Jobcenter will die seit Januar fälligen Mehrbeträge umgehend ausbezahlen. Auch für das ebenfalls verabschiedete Bildungspaket für bedürftige Kinder habe man schon "umfangreiche Vorarbeiten" geleistet, sagt Hufnagl. Das Jobcenter wird unter anderem die Mittagsverpflegung für bedürftige Schüler übernehmen. Bislang hatten der Landkreis Fürstenfeldbruck und der Freistaat Bayern das Mittagessen von rund 50 betroffenen Schülern jeweils mit 200 Euro pro Schuljahr bezuschusst.

© SZ vom 26.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: