Früheres Hettlage-Areals:Längerer Leerstand

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Die Umwandlung in ein Gewerbegebiet verzögert sich nicht zuletzt wegen zahlreicher Änderungswünsche der Bürger. Sorgfalt geht der Gemeinde dabei vor Schnelligkeit

Von Julian Raff, Neuried

Mit der Ruine der früheren Hettlage-Zentrale am östlichen Ortseingang werden die Neurieder noch mindestens ein halbes Jahr länger leben müssen, als bisher geplant. Wobei der anhaltende Leerstand den Investoren und der Gemeindekämmerei schwerer im Magen liegen dürfte als Anwohnern, die monotone Gebäudefronten und mehr Verkehr befürchten.

Als die Gemeinderäte vor gut einem Jahr beschlossen, das Gewerbegebiet auf dem früheren Hettlage-Gelände zusammen mit dem südlich angrenzenden Wohnquartier zu planen, hofften sie, bis Jahresende einen Bebauungsplan verabschieden zu können. Ein in Höhe und Dichte, nach Bürgerwünschen zurechtgestutzter Entwurf ging im Sommer in die erste offizielle Auslegung. Nachdem anschließend noch ein von der Gemeinde gebildeter Lenkungskreis mit Anliegern informell diskutierte, ist der Bauausschuss inzwischen in die offizielle Dialogplanung eingestiegen.

Das Gremium handelte in zwei, je vierstündigen Sitzungen einen Großteil der umfangreichen Bürger- und Behördeneinwände ab und berücksichtigte einen Teil davon in punkto Baudichte und Nutzung. Mit den verbleibenden Stellungnahmen von Straßenbauamt und Bund Naturschutz wird sich der Ausschuss am 16. Januar befassen. Die obligatorische zweite Auslegungsrunde fällt also ins Frühjahr, sodass sich die Gemeinderäte beeilen müssen, um noch vor der Sommerpause 2018 einen Satzungsbeschluss zu fassen.

Ist-Zustand: So sieht das Areal der früheren Hettlage-Zentrale aktuell aus. Hier soll sich künftig Gewerbe ansiedeln. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Dass die Neurieder zu Recht langsam ungeduldig werden, betonte Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) vor allem an die Adresse von Silvia Kolb (CSU) und Bernd Quintenz (W-BIN) gerichtet. Die beiden Räte hatten eine Vertagung beantragt, da die Verwaltung wenige Stunden vor der Sitzung eine neue, den Empfehlungen des Lenkungskreises angepasste Vorlage verschickt hatte. Bauamtsleiterin Dagmar Hasler verteidigte die zahlreichen Detailänderungen. Es sei besser, wenn auch mühsam, einen juristisch wasserdichten und auf Bürgerwünsche abgestimmten Planentwurf auszutüfteln, als später vor Gericht nachbessern zu müssen, so Hasler. Gegenüber dem Planentwurf geht die Gemeinde nun vor allem beim Gewerbe-Haupttrakt noch mal einen Schritt zurück. Das oberste Geschoss des knapp 100 Meter lange Riegels längs der Starnberger Straße rückt im Nordteil abschnittweise um 2,5 Meter nach hinten, um die von der östlichen Wohnsiedlung aus sichtbare Fassade zu gliedern.

Im Westen behält das Gebäude seine durchgehende Front. Weitere Rücksprünge oder gar ost-westliche Durchbrüche würden zu viel Platz fürs Gewerbe kosten, seien es für die von der Gemeinde gewünschten Biotech-Labors oder für reine Büronutzung.

Insgesamt weiter zurück fahren müssen die Investoren ihre Wünsche auch, da der Bauausschuss die Höhe des östlichen Riegelbaus auf 20 Meter inklusive technischer Aufbauten begrenzt hat. Bislang wurden Kamine, Klimaanlagen und ähnliches nicht eingerechnet, was wohl ein Maximum von 23 Metern ergeben hätte. Rund vier Meter niedriger als die umgebenden Gewerbebauten bleibt das für Gastronomie und Hotelnutzung vorgesehene Gebäude im Nordwesteck des Areals. Fastfood-Stationen wünscht sich die Gemeinde im Gewerbegebiet ebensowenig wie Einkaufszentren, die nicht nur Verkehr anziehen, sondern auch die angestrebte Belebung der Ortsmitte erschweren würden.

Nach juristischer Prüfung beschloss der Bauausschuss nun, keinen Einzelhandel zuzulassen. Werkverkäufe mit eingeschränkten Öffnungszeiten könnte die Gemeinde dabei als Ausnahme genehmigen. Ein Pkw-Magnet scheint damit zwar ausgeschlossen, dennoch arbeiteten Planer und Gemeinderäte intensiv daran, den verbleibenden Anfahrts- und Lieferverkehr möglichst verträglich auf das Straßennetz zu verteilen. Die Erschließung des südlichen Wohngebiets wurde hierzu an die Zugspitzstraße verlegt, wo eine Tiefgarageneinfahrt den Bewohnerverkehr schlucken soll. Die Durchfahrtsachse durchs Gewerbegebiet wurde zwar begradigt, dient aber hauptsächlich als Ausfahrt in Richtung München.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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