Um sein ehrenamtliches Engagement macht Hermann Benker nicht viel Aufhebens. Begonnen hat er es vor "vielen, vielen Jahren". Damals habe er noch im Klinikum Neuperlach gearbeitet: "Da hat mich jemand im Park angesprochen, ob ich helfe, die Brutkästen zu betreuen. Seitdem mache ich einmal im Jahr die Kästen sauber und schaue im Sommer, was so los ist im Park." Weil er das meist am Sonntagnachmittag mache, wenn Besucher da sind, ergeben sich auch Gespräche: "Die Leute schätzen das wert", sagt der 72-Jährige, der sich beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz engagiert.
Ganz besonders gefreut hat er sich darüber, dass es mit seiner Hilfe gelungen ist, die Spatzenkolonie am Hanns-Seidel-Platz zu retten. Dazu musste wegen der Großbaustelle sogar die Skulptur "Legung" versetzt werden, deren Eisengeflecht jungen Spatzen Schutz vor Krähen bietet. Mitten in der Baustelle seien 150 Quadratmeter Blumenwiese und ein Brutturm gestaltet worden. Durch den Winter bringt Benker, der in der Nähe wohnt, die Spatzen mit etlichen Kilo Meisenknödeln. Mit etwa 40 Spatzen sei es eine der größten Spatzenkolonien Münchens, "eine der wenigen, die es noch gibt", betont Ehrenamtskoordinatorin Sophia Engel vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Für die 80 Nistkastenbetreuer und -betreuerinnen ist sie die Ansprechpartnerin, der Zeitaufwand für die Einsätze zumeist in der Nachbarschaft ist überschaubar.
75 Organisationen, die wie der LBV Freiwillige für die unterschiedlichsten Aufgaben suchen, präsentieren sich an diesem Sonntag, 10. März, bei der 18. Münchner Freiwilligenmesse, von 10 bis 17 Uhr im Alten und Neuen Rathaus am Marienplatz mit ihren Informationsständen. "Du wirst gebraucht!" lautet die Botschaft, und zwar nicht nur im Natur- und Umweltschutz, sagt Michèle Rotter, Messe-Projektleiterin der Förderstelle für Bürgerschaftliches Engagement.
Wieder etwa 5000 Besucher werden bei freiem Eintritt zu der Veranstaltung erwartet. Vereine und Initiativen aus acht Bereichen suchen Ehrenamtliche, viele bieten Stellen im Bundesfreiwilligendienst. "Jeder kann sein Wissen, seine Sprache, seine Kultur einbringen", wirbt Rotter. Niemand muss sich auf Dauer verpflichten, vielen der Aussteller ist mit kurzfristigem Engagement gedient. Etwa der Förderstelle selbst, die am Sonntag 70 Freiwillige im Einsatz hat, wie Caren Glück erklärt.
Zwar würden sich die meisten Freiwilligen im Sport engagieren, "aber trotzdem mangelt es den Vereinen an Ehrenamtlichen", sagte Lisa Nerb, die Ehrenamtskoordinatorin der Münchner Sportjugend. Der Dachverband der rund 400 Münchner Sportvereine, die Jugendarbeit betreiben, habe deshalb ein Ehrenamtlichen-Portal aufgebaut. "Man muss kein Trainer sein, sondern kann zum Beispiel auch Freizeiten organisieren."
Der Informatiker Dominik Friedrich, 31, engagiert sich im Vorstand der Sportjugend und investiert dafür etwa eine Stunde pro Tag. Während er in der Arbeit vor dem Rechner sitze, "wird man da aus dem beruflichen Umfeld rausgerissen, hat mit Menschen zu tun" - und wichtigen Themen, wie der Prävention sexueller Gewalt.