Neues Baugebiet in Freising:Wohnen auf dem Erdbeerfeld

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Mitten im Stadtteil Neustift kann eine große, ungenutzte landwirtschaftliche Fläche bebaut werden. Die Grundeigentümer und Investoren sind außerdem dazu bereit, das Areal gemeinsam mit der Stadt zu entwickeln. Bei der Stadt spricht man von einem Glücksfall.

Von Kerstin Vogel, Freising

Wenn die Freisinger Stadtplaner und alle, die sich um genügend bezahlbaren und gleichzeitig sozial und ökologisch verträglichen Wohnraum für die Bürger sorgen, einen Wunsch frei gehabt hätten, sie hätten sich wohl genau so eine Gelegenheit gewünscht: Mitten im gewachsenen Stadtteil Neustift kann demnach eine große, ungenutzte landwirtschaftliche Fläche nicht nur bebaut werden, die Grundeigentümer und Investoren sind offensichtlich auch willens, das Areal gemeinsam mit der Stadt zu entwickeln. Die Grundeigentümerin sei bereits auf die Stadt zugekommen, berichtete Stadtjurist Gerhard Koch am Mittwoch im Bau- und Planungsausschuss des Stadtrats. Eine erste Bebauungsstudie für das "Neustifter Feld" fand dort durchaus Anklang.

Vor allem den Neustiftern ist die große Fläche zwischen Hochacker- und Hermannstraße als früheres Erdbeerfeld bekannt, die Wegeverbindungen durch das Areal sind wichtig und gerne genutzt. Ihr Erhalt gehört denn auch zu den Bedingungen, die seitens der Stadt für eine Bebauung gemacht werden sollen.

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Dazu gehört beispielsweise auch, dass eine Grünachse mitten durch das künftige Baugebiet erhalten werden muss - vor allem aber werden sich die Grundeigentümer auf das 2017 beschlossene kooperative Baulandmodell der Stadt einlassen müssen. Dieses sieht unter anderem vor, dass 30 Prozent des entstehenden Wohnraums von den Vorhabensträgern als sozialer Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen sind. Außerdem müssten die Investoren einen Teil der Infrastrukturkosten übernehmen, die durch die Neuschaffung von Wohnungen entstehen. Koch nannte am Mittwoch als Beispiel dafür unter anderem den Bau einer Kindertagesstätte für das neue Wohnviertel.

Flächen wie das Neustifter Feld gebe es in Freising nur noch sehr selten, schwärmte Koch von dem "Glücksfall", der sich da ereignet habe. Weil das Areal aber mitten in einem historisch gewachsenen Ortsteil liege, werde man sehr sorgfältig auf eine qualitätsvolle Entwicklung achten, versicherte er. Die Belange der Neustifter Bürgerinnen und Bürger würden ebenso berücksichtigt, wie Fragen der zusätzlichen Verkehrsbelastung und der passenden Architektur.

So nimmt die Bebauungsstudie, die dem Planungsausschuss präsentiert wurde, beispielsweise Rücksicht auf die angrenzenden teilweise sehr kleinteiligen Strukturen in Neustift. Während im Osten passend zu dem dortigen Quartier eine eher niedrigere Bebauung angedacht ist, sollen die größeren Gebäude mehr im Westen des Areals entstehen. Die Kindertagesstätte ist in der Studie im Norden des künftigen Baugebiets situiert. In der Mitte ist eine öffentliche Grünfläche mit Spielplatz vorgesehen, die Stellplätze sollen "durchgrünt" werden.

Koch zufolge sollen die Pläne als nächstes nun auf die Vorgaben aus dem Energie-, dem Klimaschutz- und dem Mobilitätskonzept der Stadt hin überprüft werden. Anschließend könne eventuell eine vorgezogene Bürgerbeteiligung stattfinden, so seine Vorstellung, bevor die städtebaulichen Verträge abgeschlossen würden und ein Rahmenplan aufgestellt werden könne, mit dem es anschließend in das förmliche Verfahren gehe.

Die Stadträte im Planungsausschuss zeigten sich am Mittwoch durch die Bank sehr erfreut über die sich abzeichnende Entwicklung in Neustift. Der Vorentwurf sei "sehr brauchbar" urteilte etwa Charlotte Reitsam (Grüne). Als Neustifterin freue sie sich vor allem, dass die Wegeverbindungen erhalten blieben, die auch klimatisch als Frischluftschneisen sehr wichtig seien. Norbert Gmeiner (SPD) erklärte, er habe den Bericht ebenfalls mit großer Freude verfolgt: "Das ist doch genau das, was wir wollen."

© SZ vom 11.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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