Forschung in Weihenstephan:Innovationen für ein gesünderes Leben

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Fleischlose Lebensmittel mit Pilzen und Fermentation: Darauf hat sich das Start-up Walding Foods spezialisiert, hier Geschäftsführerin Alison Stille. (Foto: Walding Foods)

EIT Food ist eine international vernetzte Initiative mit Sitz in Freising, die Start-ups bei der Entwicklung nachhaltiger Lebensmittel unterstützt und Verbraucher informiert.

Von Petra Schnirch, Freising

Freising entwickelt sich zu einem Hotspot für Innovationen im Bereich Lebensmittel und Landwirtschaft. Dazu tragen natürlich vor allem die beiden Hochschulen und ihre Studierenden bei. Einen gewaltigen Schub erhalten Start-ups seit fünf Jahren aber auch durch die Programme des EIT Food. EIT steht für "European Institute of Innovation & Technology". Mit seinem großen Netzwerk fördert es kreative Ideen und bringt wichtige Akteure zusammen. Ziel sei es, "das Lebensmittelsystem besser zu machen", sagt Geschäftsführer Georg Schirrmacher. Erste Erfolge sind bereits sichtbar.

Inzwischen betreut das Freisinger Netzwerk nach seinen Worten mehr als 250 Start-ups. Sie haben diverse Programme durchlaufen, einige haben schon erste Produkte auf den Markt gebracht. Senkrechtstarter Air-up beispielsweise aromatisiert Trinkwasser nur mit Düften und will damit eine gesunde Alternative zu zuckerhaltigen Softdrinks sein. Das Start-up ist sogar in die USA expandiert. Zum Gründerteam gehören drei Studenten der TU München. Für seine Idee wurde Air-up schon kurz nach der Gründung 2019 beim ersten großen EIT-Food-Marketplace in München prämiert.

Neu sei, dass die Start-ups durch regelmäßige Meetings voneinander lernen können, erklärt Schirrmacher, das sei ein enormer Vorteil. Bisher scheiterten neun von zehn Gründungen. "Jetzt ist das etwas besser geworden." Durch die gute Vernetzung des von der EU geförderten Verbundes mit Industrie und Wissenschaft sei zudem ein schnelles Wachstum möglich. Einmal im Monat findet ein "Stammtisch" statt, um sich austauschen zu können. Angefangen habe man mit acht Leuten, bei der jüngsten Veranstaltung seien es 70 gewesen, schildert der Geschäftsführer. Auch einen Newsletter gibt es.

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Weitere Start-ups von Weihenstephaner Absolventen sind dabei, Fuß zu fassen. Farminsect bietet automatisierte Lösungen für die Insektenzucht direkt beim Landwirt - als proteinhaltiges Tierfutter für Hühner, Schweine und Fische. Nicht nachhaltige Importe von Futtermitteln wie Soja und Fischmehl sollen dadurch überflüssig werden. Es gebe bereits erste Pilotanlagen für Landwirte, sagt Frank Horlbeck, Sprecher von EIT Food in Freising. Das Start-up Walding Foods hat es erstmals geschafft, Baumpilze, deren Geschmack an Hähnchenfleisch erinnert, indoor zu züchten. Auch mit anderen Pilzen und Fermentation experimentiert das Team. Gerade die Vernetzung mit anderen Gründern, aber auch mit potenziellen Investoren ist laut Geschäftsführerin Alison Stille sehr hilfreich und erspart eine lange, mühsame Suche.

Das Institut von EIT Food in Weihenstephan ist seit 2018 für Deutschland, Österreich und die Niederlande zuständig, künftig zudem für acht weitere Länder in Westeuropa. Insgesamt gibt es fünf Regionalbüros in Europa. Es ist nach eigenen Angaben das größte Innovationsnetzwerk zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Landwirtschaft.

Das Verbundprojekt EIT Food startete in Weihenstephan am 1. Juni 2018 mit zwei Mitarbeitern in Räumen der TU München an der Gregor-Mendel-Straße 4, inzwischen sind es 16, bis zum Ende des Jahres sollen es 18 sein - und aus drei Büroräumen sind sieben geworden. Ziel ist laut Schirrmacher nicht weniger als eine Veränderung des Lebensmittelsystems zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung. 15 Prozent der unter 30-Jährigen ernähre sich mittlerweile vegetarisch, sagt er. Außerdem gebe es viele Flexitarier, die bewusst weniger Fleisch essen.

Ziel ist es, in Freising sichtbarer werden

Trotz der internationalen Vernetzung ist Schirrmacher die lokale Verortung in Weihenstephan wichtig. Das Innovationszentrum will die Kontakte zu den Freisinger Bürgerinnen und Bürgern ausbauen und sichtbarer werden. Es ist einer der Hauptsponsoren des Uferlos-Festivals und plant im Nachhaltigkeitszelt einen Vortrag zum Thema "Was essen wir morgen?" (Mittwoch, 17. Mai, 19 Uhr) und einen Filmabend.

Am 19. Oktober findet im Lindenkeller der "2. Freisinger Ernährungsdialog" mit Beteiligung des EIT Food statt, diesmal geht es um die Lebensmittel-Verschwendung und was man dagegen tun kann. In der Stadt ist ein Pop-up-Laden geplant, der über Projekte in Weihenstephan informieren will. "Freising weiß nicht, was hier am Campus passiert", sagt Horlbeck. Dabei sei der Standort "so mächtig, es gibt hier so viele internationale Player", ergänzt Schirrmacher. Neu ist die Verbraucher-Plattform foodunfolded.de, die verständlich, unabhängig, aber wissenschaftlich fundiert über Ernährung informieren will. Auch die Institutionen am Campus und in der Stadt bringt EIT Food bei regelmäßigen Treffen zusammen.

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