Was SZ-Leser wissen wollen:Ein weiter Weg zur Fahrradstadt

Lesezeit: 3 min

Auf dem Schutzstreifen an der Isarbrücke in Freising sollen sich die Radfahrer sicher fühlen. Das funktioniert aber nicht immer, vor allem dann nicht, wenn sehr breite Fahrzeuge vorbeifahren. (Foto: Marco Einfeldt)

Radfahrer in Freising leben mitunter gefährlich. Die Stadt hat das Problem erkannt und einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Bis sie alle umgesetzt sind, dauert es aber.

Von Nadja Tausche, Freising

Über was soll eine Lokalzeitung wie die Freisinger SZ berichten? Über Stadtrats- und Kreistagssitzungen selbstverständlich, über Konzerte oder Sportereignisse natürlich auch. Aber was interessiert die Leser über diese "klassischen" Artikel hinaus? Die Redaktion hat die Facebook-Seite der SZ genutzt und gefragt: Was interessiert die Menschen im Landkreis Freising? Welche Fragen aus ihrer Lebenswirklichkeit kann die Freisinger SZ beantworten, welche Vorgänge öffentlich machen? Zu den Vorschlägen mit den meisten "Likes" gehörte die Frage: "Wann werden Fahrradwege sicherer gemacht, besonders für Freisinger Schüler?".

"Am Schlimmsten finde ich die Wippenhauser Straße", sagt Angelica Hartmann, sie ist die Verfasserin der Frage unter dem Facebook-Post. Ihre Töchter müssten eigentlich die Wippenhauser Straße entlangradeln, sagt sie: "Aber sie fahren ziemliche Umwege, um das zu umgehen." Denn es gebe keinen Radweg. Die Radfahrer nutzten entweder den Gehweg - hier seien aber viele Schüler unterwegs, so Hartmann. Oder sie fahren auf der Straße: "Aber da fahren die Busse so schnell", ihre Töchter hätten Angst, angefahren zu werden.

Die Stelle ist auch der Agendagruppe Bauen, Wohnen und Verkehr bekannt, zu deren Schwerpunkten der Radverkehr in Freising gehört. "Wir haben immer wieder mit der Stadt über die Wippenhauser Straße gesprochen", sagt Mitglied Johann Englmüller. Das Problem: Weil es dort so eng sei, könne man keinen Fahrradweg ausweisen - dafür brauche es eine bestimmte Mindestbreite. Die Stadt müsste also theoretisch Grund von den Anwohnern abkaufen und Geh- und Radweg verbreitern, erklärt er, was kaum realistisch sei.

Auch an der Wippenhauser Straße funktioniert nicht immer alles so wie geplant. (Foto: Marco Einfeldt)

Geschwindigkeitsbegrenzungen sollen Verbesserung schaffen

Was die Lage etwas verbessern könnte: Die Geschwindigkeit wird an der Wippenhauser Straße auf 30 Stundenkilometer begrenzt. Das gilt künftig im Abschnitt zwischen Wettersteinring und Lange Point von Montag bis Freitag zwischen sieben und 17 Uhr. "Die verkehrsrechtliche Anordnung seitens des Ordnungsamtes ist bereits ergangen", berichtet Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt. So dürften Autos und Busse zwar immer noch nah, aber immerhin nicht mehr so schnell wie bisher an den Radfahrern vorbeifahren. Steinhart rechnet damit, dass die entsprechenden Schilder bis Juni diesen Jahres aufgestellt sind.

Außerdem soll Steinhart zufolge eine Verkehrsuntersuchung zeigen, ob die Kammergasse für Autos gesperrt werden könnte. Den Verkehr könnte man auf die Alois-Steinecker-Straße umlegen. Untersucht werde derzeit, welche Auswirkungen das auf die Wippenhauser Straße hätte.

Zusammenfassen könnte man die Radwege-Situation in Freising so: Es ist viel geplant, aber es ist auch viel zu tun. Gerade einmal die Schulnote 4,1 haben die Freisinger Radfahrer ihrer Stadt gegeben - das ist das Ergebnis des ADFC-Fahrradklimatests 2018, dessen Ergebnisse der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Anfang April vorgestellt hat. Besonders schlecht schneidet Freising unter anderem bei der Breite der Radwege ab, Note: 4,8. Während die Befragten die Bereiche "zügiges Radfahren" und "Radfahren durch Alt und Jung" recht gut bewerteten, bekam das Sicherheitsgefühl nur die Note 4,3. "Seit nunmehr sechs Jahren, seit der Fahrradklimatest durchgeführt wird, verschlechtert sich die Benotung Freisings ständig", meint Karl Auerswald, früherer Sprecher der Agendagruppe Bauen, Wohnen und Verkehr. Er kritisiert vor allem, dass es laut Test in jüngster Zeit kaum Fahrradförderung gegeben habe. Etwas an der Situation ändern soll das Mobilitätskonzept. Dabei wurden die Bürger befragt, was man im Bereich Radverkehr verbessern könnte. 30 Maßnahmen werden "in den nächsten Jahren schrittweise umgesetzt", berichtet Steinhart. Außerdem überprüfe die Polizei bei sogenannten Verkehrsschauen alle zwei Jahre Brennpunkte, zu denen Bürgerbeschwerden eingegangen seien.

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Das Mobilitätskonzept der Stadt, das nun online einsehbar ist, offenbart, dass es noch viele Schwachstellen gibt. Es zeigt aber auch, dass die Freisinger bereits oft ohne Auto unterwegs sind.

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Konkrete Maßnahmen sind bereits geplant

Konkret will die Stadt demnächst die Straße Gute Änger im Bereich der Erdinger Straße für Fußgänger und Radfahrer ausbauen. Momentan bearbeitet ein Ingenieurbüro den Bauentwurf, der Ausbau soll Steinhart zufolge noch in diesem Jahr erfolgen. Und in der Erdinger Straße selbst hat die Straßenverkehrsbehörde ein Parkraumkonzept in Auftrag gegeben: Möglicherweise könnten alle parkenden Autos aus der Straße verbannt werden.

Was den Freisinger Radlern Unmut bereitet, ist auch die Isarbrücke. Dort sind Radfahrer und Autofahrer nur durch einen Streifen voneinander getrennt. Wenn sie mit dem Kleinbus über die Brücke fahre, habe sie Angst, die Radfahrer zu streifen, so Angelica Hartmann. Sie wünscht sich, dass der Gehweg verbreitert und die Hälfte davon für Radfahrer ausgewiesen wird. "So wäre man als Fahrradfahrer geschützter und müsste sich als Autofahrer nicht immer so Sorgen machen."

Von der Stadt heißt es, der Querschnitt der Brücke lasse eben nur die vorhandenen Schutzstreifen zu. Steinhart verweist aber auf die Parallelbrücken, bei denen die Lage besser sei - oder bald werde: So werden an der Hochtrasse und der Luitpoldbrücke die Brückenkappen verbreitert und können künftig von Fußgängern und Radfahrern gemeinsam genutzt werden. Das hatte der Planungsausschuss im Juli des vergangenen Jahres beschlossen, umgesetzt werden soll es Steinhart zufolge im Jahr 2020. Eine andere Alternative zur Isarbrücke sei die Korbiniansbrücke: Die ist für Autos gesperrt, hier fährt nur der Stadtbus - "in Schrittgeschwindigkeit", wie die Sprecherin betont. Englmüller von der Agendagruppe weist allerdings darauf hin, dass man auch die Korbinianskreuzung am Ende der Brücke in Angriff nehmen müsse. "Es bringt nichts, wenn ich eine super Radlstrecke habe und wenn die zu Ende ist, komme ich nicht weiter", sagt er. Momentan lotet die Stadt in Zusammenarbeit mit Polizei und Behörden aus, wie man das konkret umsetzen könnte.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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