Lücken und Mängel im Wegenetz:Viele Radfahrer fühlen sich unsicher

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Bahn und Isar stellen im Wegenetz der Stadt Freising vielerorts Barrieren dar. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Mobilitätskonzept der Stadt, das nun online einsehbar ist, offenbart, dass es noch viele Schwachstellen gibt. Es zeigt aber auch, dass die Freisinger bereits oft ohne Auto unterwegs sind.

Von Kerstin Vogel, Freising

Das Werk ist 261 Seiten stark, wurde im vergangenen Jahr erarbeitet und soll helfen, die Stadt vor dem Verkehrsinfarkt zu bewahren: Seit dieser Woche findet sich das neue Mobilitätskonzept auf den städtischen Internet-Seiten. Es umfasst Analysen, Ziele und Maßnahmen zu den verschiedenen Verkehrsträgern und will den Umweltverbund fördern, um die Verkehrsbelastung im Stadtgebiet zu reduzieren und den CO₂-Ausstoß zu senken.

Dabei hält das Konzept etwa fest, dass das Mobilitätsverhalten der Freisingerinnen und Freisinger auch heute schon in Teilen als nachhaltig eingeschätzt werden kann. Immerhin 60 Prozent aller Wege werden mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem ÖPNV zurückgelegt. Nicht zuletzt hat eine Radfahrer-Befragung aber auch gezeigt, dass die Bürger "erhebliche Defizitbereiche im Netz des Radverkehrs sehen".

Der Erstellung des Konzepts waren 2018 umfangreiche Bestandsaufnahmen zu Verkehr und Mobilität vorausgegangen. Unter anderem wurden Haushalte und Beschäftigte befragt und Radfahrer sowie Pendler zu ihrem Mobilitätsverhalten gehört. Auf dieser Basis wurde der aktuelle "Modal Split", das ist die Verkehrsmittelwahl der Bevölkerung für die Stadt, ermittelt, es wurden Potenzialanalysen erstellt, Szenarien berechnet und schließlich ein Maßnahmenpaket geschnürt, das 30 konkrete Projekte zur Förderung des Umweltverbundes enthält. Diese sollen nun schrittweise umgesetzt werden. Geplant ist zudem die Einstellung eines "Mobilitätsmanagers" bei der Stadtverwaltung.

Einbezogen wurde in das Konzept auch die 2015 ermittelte Belastung der Freisinger Hauptverkehrsadern durch den motorisierten Verkehr. Dabei wurde auf der Mainburger Straße mit durchschnittlich etwa 31 500 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden die höchste Verkehrsmenge im Stadtgebiet ermittelt. Mit etwa 26 500 Kraftfahrzeugen ist auch die Isarquerung zwischen der Altstadt und Lerchenfeld über die Isarstraße hoch belastet. Über die Johannisstraße fahren etwa 22 500 Kraftfahrzeuge.

Einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Belastung haben den Erhebungen zufolge die zahlreichen Einpendler, die ihre Wege zur Arbeit zu 75 Prozent im eigenen Auto zurücklegen. Hier sieht das Mobilitätskonzept großes Potenzial für eine Verlagerung auf die S-Bahn, die aktuell nur von 21 Prozent der Einpendler genutzt wird. Bei den Auspendlern ist die Zahl der Autofahrer mit 59 Prozent nicht ganz so hoch, hier nutzen bereits 33 Prozent den ÖPNV für ihre Arbeitswege.

Zu den großen Hemmnissen in der Freisinger Verkehrspolitik gehören seit jeher die beiden Barrieren, die der Bahndamm und die Isar bilden. Auch wenn sich die Eisenbahnstrecke eng am Fluss orientiere, seien die Querungen nicht immer aufeinander abgestimmt, heißt es in dem Mobilitätskonzept. In einer Übersicht werden mehr oder weniger große Mängel für Radverkehr und Fußgänger attestiert: von fehlenden Wegweisern am Isarsteg-Nord über den zu schmalen Durchlass an der Bahnquerung Parkstraße, die fehlende Barrierefreiheit an der Unterführung am Bahnposten 15 bis hin zur subjektiven Unsicherheit durch die mangelhafte Beleuchtung an der Korbiniansbrücke oder der Unterführung am Seilerbrückl.

Die Radfahrerbefragung, die für das Mobilitätskonzept durchgeführt wurde, ergibt dann auch, dass sich die Radfahrer in Freising mehrheitlich unsicher fühlen (54 Prozent), die Radverkehrsanlagen für "radfahrerunfreundlich" halten (67 Prozent) und zu einem großen Anteil auch Anzahl und Qualität der Abstellanlagen - etwa in der Innenstadt oder am Bahnhof - bemängeln. Lücken oder Mängel im Radwegenetz, die zu Konflikten mit Autofahrern führen, werden für die Wippenhauser Straße, die Vöttinger Straße, die Hauptstraße, den Oberen Graben, die Kammergasse sowie für Mainburger, Erdinger und Ismaninger Straße aufgelistet. Defizite gibt es außerdem an der Korbinianskreuzung, an der Karlwirtkreuzung oder auch auf Johannis- und Saarstraße.

Für die Fußgänger bemängelt das Mobilitätskonzept unter anderem die große Barrierewirkung zahlreicher Hauptverkehrsstraßen sowie von Isar und Bahnlinie, die unzureichende Zugänglichkeit der Innenstadt sowie Nutzungskonflikte mit dem Radverkehr in engen Seitenbereichen.

Das Mobilitätskonzept wurde vom Ingenieurbüro IVAS erarbeitet, das Gesamtprojekt durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert. Es findet sich im Internet auf den Seiten der Stadt: www.freising.de.

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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