Überraschung in Freising:Eine klare Wiederwahl

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Tobias Eschenbacher, FSM, bleibt Oberbürgermeister

Von Kerstin Vogel, Freising

Um 19.24 Uhr war die Überraschung fast perfekt: Von den 58 Wahllokalen in der Stadt Freising fehlte da nur noch die laufende Nummer 11 im Freisinger Landratsamt - und die klare Wiederwahl von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) im ersten Wahlgang war bereits nahezu Fakt. Einzig die Kandidatin der Grünen, Susanne Günther, hatte überhaupt nennenswert dagegen halten können, die anderen fünf Kandidaten wurden unter "ferner liefen" notiert. Am Ende gewann Eschenbacher mit 65,5 Prozent, Günther kam auf 16,4, gefolgt von Peter Warlimont (SPD; 5,3), Jürgen Mieskes (CSU; 4,6) Ulrich Vogl (ÖDP; 3,5), Richard Paukner (AfD; 3,0) und Jens Barschdorf (FDP; 1,7).

Er habe eigentlich selber mit einer Stichwahl gerechnet, sagte Eschenbacher, kurz nachdem sein Sieg feststand: "Das ist wirklich ein krasses Ergebnis." Er sehe das als "wahnsinnigen Vertrauensbeweis für unsere Arbeit, ich habe das ja nicht alleine gemacht." Er bedanke sich für das Vertrauen der Freisinger Bürgerinnen und Bürger für die vergangenen acht Jahre und "dass sie mir dieses Vertrauen auch für die nächsten sechs Jahre mit einem sensationellen Ergebnis geschenkt haben". Gleichwohl sei die Situation auch ein wenig surreal, sagte er mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie: "Wichtig ist, dass es jetzt weiter geht, dass wir von Tag zu Tag daran arbeiten, dass jede und jeder einen Beitrag leistet, dass wir diese Zeit gut überstehen."

Die unterlegene Grünen-Kandidatin Susanne Günther gratulierte Eschenbacher zu seiner Wiederwahl und erklärte, dass sie mit ihrem Ergebnis dennoch sehr zufrieden sei. "Das sind immerhin dreimal so viele Stimmen wie der Nächstbeste", sagte sie am Wahlabend: "Ich bin deshalb nicht in die Stichwahl gekommen, weil der Rest so desaströs abgeschnitten hat." Die CSU sei in Freising zu einer Splitterpartei verkommen, so Günther: "Das ist die Quittung für die Startbahn und die sonstige Landespolitik." Die Grünen hätten sich als zweite Kraft in Freising etabliert.

Jürgen Mieskes räumte ein, dass er mit den 4,6 Prozent der Stimmen nicht zufrieden sein könne. Er tröste sich jedoch damit, dass auch die anderen wie SPD, ÖDP und FDP sich "in diesem Bereich bewegen". Für Mieskes war die OB-Wahl "nicht einmal eine Wahl zwischen den Grünen und der Freisinger Mitte, sondern lediglich eine für die Freisinger Mitte". Natürlich spiele auch der Amtsinhaberbonus Eschenbacher in die Karten, so Mieskes weiter: Das sehe man auch in anderen Gemeinden des Landkreises.

Man habe sich trotz des sehr starken Amtsinhabers von 2,7 Prozent 2012 auf jetzt 3,5 Prozent steigern können, kommentierte Ulrich Vogl den Wahlausgang für die ÖDP: "Das Ergebnis ist für uns okay, da wir einen rein inhaltlichen Wahlkampf ohne eigenes Budget geführt haben." Man habe wichtige Themen, wie den Klimanotstand, die Radlstadt oder die kostendeckende Parkraumbewirtschaftung setzen können, und: "Verglichen mit einigen etablierten Parteien und deren Wahlkampfbudgets haben wir doch ganz passabel abgeschnitten."

Die große Mehrheit der Freisinger sei offenbar zufrieden mit der Arbeit des Amtsinhabers und wolle, dass es so weitergeht, kommentierte Peter Warlimont am Wahlabend. Er hätte sich gewünscht, dass das von der SPD gesetzte Thema "bezahlbares Wohnen" mehr Beachtung gefunden hätte - und natürlich hätte er auch erwartet, dass die anderen sechs Bewerber um den Posten des Oberbürgermeisters ein wenig mehr Stimmen bekommen. "Aber wenn der Amtsinhaber so deutlich gewinnt, dann bleibt für die anderen ja auch nicht mehr so viel."

Enttäuschung auch bei Jens Barschdorf von der FDP. "Ich bin nicht wirklich zufrieden und das bildet auch nicht unseren Wahlkampf ab", sagte er am Sonntagabend. Die FDP habe eigentlich sehr positive Resonanz bekommen, man habe mit der Kinderbetreuung auch noch ein eigenes Thema gesetzt - "ich hoffe, dass das jetzt wenigstens bei der Stadtratswahl Niederschlag findet."

© SZ vom 16.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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