Hochschulgemeinde Freising:Ein Kind verändert den Studienalltag

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Studieren mit Kind ist eine Herausforderung, Unterstützung geben dabei Daniela Hamm (Bildmitte) von der Hochschulgemeinde sowie (links daneben) Sonja Simnacher und Christiane Setzwein. (Foto: Marco Einfeldt)

Zweimal im Jahr organisiert die Hochschulgemeinde Freising ein Beratungstreffen für Studierende, die bereits Mutter oder Vater sind. Besprochen werden Herausforderungen, aber auch Glücksmomente.

Von Elena Luna Dima, Freising

"Als ich herausfand, dass ich trotz Verhütungsmitteln schwanger geworden bin, war es ein richtiger Schock. Ich habe lange Zeit gebraucht, diesen zu verarbeiten." Ania (23) studiert Landschaftsarchitektur und -planung und ist Mutter einer vier Monate alten Tochter. Als sie die Nachricht über ihre Schwangerschaft bekam, war sie im fünften Semester und mitten im Alltag einer Studierenden. Durch die neue Lebenssituation stand ihr eine große Umstellung bevor. Vier Monate nach der Geburt und nach zwei Urlaubssemestern hat sie sich langsam an den neuen Alltag gewöhnt. Trotzdem stellt ein Studium mit Kind eine große Herausforderung dar. Deswegen hat sie sich dazu entschieden, ein Beratungstreffen der Hochschulgemeinde Freising zu besuchen.

Die Veranstaltung findet zweimal im Jahr im Gebäude der Hochschulgemeinde Freising, direkt auf dem Campus, statt. Anwesend sind jeweils Sonja Simnacher, Beraterin am Studierendenwerk München Oberbayern und Christiane Setzwein, Assistentin der Frauenbeauftragten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Laut Simnacher haben im Raum München und Oberbayern drei Prozent aller Studierenden ein Kind. Das Studierendenwerk München Oberbayern ist für 137.000 Personen zuständig. Umgerechnet ergibt dies 4110 Studierende mit Kind im Kreis München und Oberbayern. Der Bedarf ist also da. Die Herausforderungen sind vielerlei.

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Institutionen, wie die Hochschulgemeinde Freising und das Studierendenwerk stehen mit Rat zur Seite, damit junge Menschen trotz Elternschaft ihr Studium absolvieren oder ein neues beginnen können. Es werden Hilfsangebote in Form von Beratung, finanzieller Unterstützung und Informationsveranstaltungen angeboten. So haben sich am vergangenen Donnerstagnachmittag die Referentinnen sowie studierende Mütter und Väter versammelt, um über ein Studium mit Kind zu sprechen.

Während Organisatorin Daniela Hamm von der Hochschulgemeinde Kuchen und Kekse auf die Tische stellt und Tee vorbereitet, treffen allmählich die ersten Besucherinnen und Besucher ein. Schließlich füllt sich der Raum. Anwesend sind drei Mütter, eine werdende Mutter und ein Vater. Nur zwei haben ihr Kind mitgenommen. Ein vier Monate altes Mädchen und ein acht Monate alter Junge sind Teil der kleinen Runde. Die Übrigen habe ihre Kinder unter Aufsicht zu Hause gelassen. Es handelt sich bei allen um Studierende der TUM in Weihenstephan oder Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Die Stimmung ist locker und angenehm, es bilden sich mehrere Gespräche untereinander. Trotzdem wird schnell klar: Alle sind hier, weil sie Probleme und Sorgen bei ihrem Studium mit Kind bedrücken.

Nach einigen Minuten mit lockerem Geplauder stellen sich die Referentinnen vor. Sie erläutern das Ziel des Treffens und ihre Funktion als Beraterinnen. Auch die Mütter und Väter stellen sich der Reihe nach vor. Danach wird eine Fragerunde eröffnet. Sofort stellt sich ein reger Austausch ein und die Referentinnen, aber auch die Studierenden, teilen Erfahrungen und geben wichtige Ratschläge. Die meisten Anliegen handeln sich um bürokratische Angelegenheiten, wie die Anmeldung an eine Krippe, die Beantragung finanzieller Unterstützungen und die Suche nach einem Wohnheimplatz.

Die finanziellen Belastungen bereiten vielen Studierenden Sorgen

Die Studierenden sind sich einig: Der Alltag verändert sich mit Kind. Man hat weniger Zeit zum Lernen, weniger Lust auf Partys und finanzielle Belastung bereiten Sorgen. Bei einer Frage haben die Studierenden unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen gemacht: Kann man das Kind mit an die Hochschule mitnehmen?

Einige halten das für gar kein Problem, man müsse einfach die Professorin oder den Professor fragen. Andere finden, das gehe nur, solange das Kind ganz klein sei und durchschlafe. Danach werde es schwierig. Ein Vater, der einzige Mann in der Gruppe, hat dazu einen Tipp bereit: Anscheinend essen Kinder in der TUM-Mensa gratis. Auch gebe es in den Hochschulgebäuden Familien- und Kinderzimmer. Diese stehen als Rückzugsort für Eltern und Kind auf dem Campus bereit. Die Studierenden geben einander Tipps. Denn jede und jeder hat eigene Erfahrungen gemacht. Sie befinden sich unter anderen Studierenden in der gleichen Situation. Endlich können sie sich austauschen. Sie fühlen sich verstanden.

Damit Studierende mit Kind nicht vereinsamen, ist ein soziales Netzwerk wichtig

Simnacher stellt fest "Normale Studierende und Studierende mit Kind haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse." Diejenigen mit Kind sind schneller müde und tragen mehr Verantwortung als die ohne. Damit also Studierende mit Kind nicht vereinsamen, betont Setzwein, wie wichtig ein soziales Netzwerk sei. "Aus diesem Grund gibt es solche Events wie heute. So lernt ihr euch kennen, könnt eure Erfahrungen teilen und gegenseitig helfen", erklärt sie. Auch Hamm ist bestrebt, die Studierenden zu vernetzen, wenn diese das wollen. Nach dem Treffen zeigt sie sich überrascht, wie viele Personen gekommen sind. Normalerweise seien es lediglich zwei oder drei gewesen. Aber dieses Mal sind die Studierenden zahlreicher als zuvor erschienen. Hamm freut sich, dass nicht nur der Fokus auf die Schwierigkeiten und Probleme gelegt worden sei, sondern auch auf Positives.

Studentin und Mutter Ania betont, dass eine solche Lebenssituation einen dazu zwingen kann, disziplinierter und strukturierter zu werden. Zudem verändere sich das persönliche Verhältnis zum Lernen. Lachend erzählt sie: "Mittlerweile freue ich mich richtig aufs Büffeln." Denn es sei eine Abwechslung zum Mutter-Alltag: "Mein Studium ist für mich etwas geworden, was ich zu hundert Prozent für mich selbst tue. Wenn ich an die Uni gehe, habe ich endlich Zeit für mich allein."

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