TSV Neufahrn:Raus aus der Schmuddelecke

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Auf dem Dach der TSV Halle in Neufahrn wurde bereits eine Photovoltaik-Anlage installiert. Nun muss noch eine alte Turbine unter dem Dach ausgetauscht werden, um Energie zu sparen. (Foto: Marco Einfeldt)

Auf Initiative der Jugendabteilung gibt es im Verein neuerdings ein E-Sports-Angebot. Im Vorstand sieht man das als Chance, den Nachwuchs auch für klassische Sportarten zu begeistern - und neue Mitglieder zu gewinnen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Corona-Krise hat auch für den TSV Neufahrn spürbare Folgen: Beim größten Verein in der Gemeinde liegt der gewohnte Sportbetrieb weitgehend brach, mehr als 200 von 1700 Mitgliedern haben gekündigt, und das bedeutet nicht zuletzt finanzielle Einbußen. Die Jugendabteilung hat die Zeit aber auch genutzt, um alle Vorbereitungen für ein ganz neues Angebot zu treffen: Sie hat im Untergeschoss des Vereinsheims einen "E-Sports-Raum" eingerichtet - mit Gaming-PCs, Spielkonsolen und Bildschirmen. Sobald es die Corona-Regeln erlauben, soll der Präsenzbetrieb dort starten.

Vor allem Sportsimulations- und Strategiespiele sollen auf dem Programm stehen. Vorsitzender Frank Bandle sieht das aber auch als Chance, junge Leute für den klassischen "körperlichen" Sport zu gewinnen: Nach dem langen Sitzen sollen die "Gamer" und "Zocker" animiert werden, sich zum Beispiel im Kraftraum oder beim Volleyball auszupowern. Außerdem braucht es für den Sport vor dem Bildschirm durchaus auch motorische Fähigkeiten wie etwa Hand-Augen-Koordination, die man in anderen Disziplinen trainieren kann. Viele Breitensport-Vereine haben mit solchen kombinierten Konzepten bereits gute Erfahrungen gemacht, so der TSV-Chef.

Der Jugendraumraum ist dabei nur eine Übergangslösung: Wenn die bereits geplante zweite Sporthalle errichtet wird, soll sie mit der bestehenden Halle durch einen Anbau verbunden werden. Dieser Zwischenbau könnte dann etwa neben Fitnessangeboten und einer Kletterwand auch das E-Sports-Angebot aufnehmen, erklärt Bandle. Er denkt dabei an ein Glasfoyer, so dass das neue Angebot auch wirklich sichtbar und das "Zocken" in jeder Hinsicht "aus der Schmuddelecke rauskommen" würde.

Eigentlich hatte der Vorstand die neue Idee, die aus den Reihen der Jugendlichen selbst gekommen war, schon im vergangenen Frühjahr präsentieren wollen. Ein Jahr nach dem 100. Jubiläum wollte man mit etwas ganz Neuem starten. Zugleich wollte sich der Vorstand noch grünes Licht für die Baupläne geben lassen. Die dafür nötige Jahreshauptversammlung konnte wegen Corona allerdings bis heute nicht stattfinden.

Auch die Olympischen Spiele und die Fußball-Europameisterschaft wurden verschoben. Die E-Sports-Bewegung tat sich im Vergleich dazu leichter: "Fifa-Football" oder "League of Legends" (LoL) hat die Pandemie nicht ausbremsen können. Die "LoL"-Weltmeisterschaft zum Beispiel wurde von Millionen Zuschauern am Bildschirm verfolgt. Die Neufahrner E-Sportler müssen momentan ebenfalls noch in den eigenen vier Wänden bleiben. Wenn der Präsenzbetrieb im Jugendraum startet, werde auch dafür gesorgt, dass nicht Minderjährige Zugriff auf Ego-Shooter-Spiele wie "Call of Duty" bekommen, versichert Bandle.

Weil E-Sport zum Beispiel vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bisher nicht offiziell als Sport anerkannt ist, bleibt er beim TSV zunächst in der Jugendabteilung als Freizeitangebot angesiedelt. Vorsitzender Frank Bandle sieht darin aber eine große Chance: "Für uns als TSV ist es die Möglichkeit, nach Beendigung der Pandemie neu durchzustarten." Nicht zuletzt will man damit neue Mitglieder gewinnen.

Zwar gab es im Corona-Jahr 2020 nicht nur Austritte, sondern auch Zugänge. "Wir sind relativ glimpflich davon gekommen", findet Bandle. Aber aktuell sind es trotzdem "nur" noch 1500 Mitglieder in 17 Abteilungen. Eine weitere kommt demnächst dazu: Aufgrund entsprechender Nachfrage wird Basketball "wiederbelebt".

© SZ vom 22.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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