Toni Hofreiter kritisiert Ausbaupläne:Kein Bedarf für dritte Startbahn

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Grünen-Bundespolitiker fordert, die Kapazität der deutschen Flughäfen besser zu koordinieren

Kerstin Vogel

Die Botschaft, die Toni Hofreiter als Bundespolitiker der Grünen am Dienstag in den Landkreis Freising mitgebracht hatte, war deutlich: In Deutschland gebe es auf den Start- und Landebahnen der verschiedenen Flughäfen insgesamt genug Kapazitäten. Es sei ein Versäumnis der Politik, hier nicht zur notwendigen Koordination beizutragen. Weder die Bundesrepublik, noch Bayern, noch die Region bräuchten eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen, so Hofreiter, der als Bundestagsabgeordneter der Grünen auch Vorsitzender des Bundesverkehrsausschusses ist: "Wer die braucht, das ist die Münchner Flughafengesellschaft, die sich in Konkurrenz zu Nürnberg und stärker noch zu Frankfurt sieht." Auch für die Lufthansa, so Hofreiters Einschätzung, "geht die Welt nicht unter, wenn die Startbahn nicht gebaut wird, Haupttreiber ist die FMG."

OB-Kandidat Sebastian Habermeyer, der Hofreiter zu Informationsveranstaltungen zunächst nach Attaching und später nach Pulling eingeladen hatte, kritisierte den Aufwand, den die Flughafenbetreiber im Erdinger Moos mit der Werbung für ihr Ausbauvorhaben betreiben würden. Ob Flughafenzeitung oder Flyer mit Argumentationshilfen für die Mitarbeiter, sogar eine eigene PR-Agentur werde schon dafür beschäftigt. Darüber hinaus kaufe sich die FMG mit Sponsoring "in die Köpfe der Leute", ärgerte sich Habermeyer. Sportvereine würden finanziell unterstützt, die Sprachförderung von Migrantenkindern - sogar die Orden der Narrhalla seien "sponsored bei FMG".

Derartiges würde er abstellen, wenn er die OB-Wahl gewinne, versprach Habermeyer. Stattdessen könne er sich vorstellen, als Stadt ebenfalls eine Zeitschrift herauszugeben, nur eben gegen den Flughafenausbau. Den Bürgerinitiativen würde Habermeyer ein Büro im Rathaus einrichten - und natürlich müsse man aus der Airfolgsregion, dem gemeinsamen Marketing von Stadt, Landkreis und FMG austreten. Den von einem Flughafenausbau schwer betroffenen Attachingern sicherte Habermeyer volle Unterstützung zu: "Attaching darf nicht sterben", betonte er - und traf damit die Stimmung der rund 50 Anwesenden.

Die fühlen sich im Moment ziemlich alleingelassen, wie in der anschließenden Diskussion deutlich wurde: "Auch von den Freisingern, die manchmal so tun, als würden sich die Flieger hinter Attaching in Luft auflösen", so die Klage. Hoffnung schöpfen die Dorfbewohner dagegen aus den aktuellen Zahlen der Deutschen Flugsicherung. Die nämlich weisen für die ersten fünf Wochen des Jahres 2012 bei den Flugbewegungen ein Minus von 4,2 Prozent aus. Das spiele den Startbahngegnern in die Hände, formulierte es Stadtrat Manfred Drobny. Wenn die Verkehrsprognosen nicht stimmten, fehle die Rechtfertigung für den Ausbau.

Hofreiter warnte allerdings davor, sich zu sehr an Gutachten und Prognosen zu klammern: Verkehrsfragen seien im Kern immer politisch, sagte er: "Das wird politisch entschieden." Dass sich die Flughafenbetreiber allerdings gar nicht sicher sind, ihre Wünsche durchsetzen zu können, leitet der Politiker aus den Aktivitäten des Unternehmens in Berlin ab. Derzeit werde viel Zeit und Geld in parlamentarische Abende investiert, berichtete er: "Die sind saunervös."

© SZ vom 16.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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