Talentiade 2019:Auf dem Weg an die Weltspitze

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Hannah Schreiber von der SG Moosburg ist eine talentierte Leichtathletin. Deshalb darf sie vom Herbst an die Eliteschule des Sports in München besuchen, um den Sprung in den Leistungssport zu schaffen.

Von Laura Dahmer, Moosburg

"Das Ziel ist es, Dich an die Weltspitze zu bringen." So oder so ähnlich, erzählt Michael Schreiber stolz, lautete der erste Satz des Vertrages, den seine Tochter kürzlich unterschrieben hat. Hannah Schreiber ist eine Läuferin der Sportgemeinschaft Moosburg, und zwar eine sehr begabte. Mit zwölf Jahren wechselt sie jetzt auf die Eliteschule des Sports in München und will damit den Sprung in den Leistungssport schaffen.

"Ich hab viele Sportarten ausprobiert, aber erst hier hat es mir so richtig gefallen", erzählt die junge Leichtathletin in der Sporthalle ihres Vereins. Das Laufen sei das einzige, was sie so richtig an ihre Grenzen treibe, so die Zwölfjährige. Neben ihr steht ihre Sporttasche, gleich geht das Training los. "Endlich", sagt sie strahlend. "Gestern hatten wir kein Training, das war ziemlich langweilig." Dass Hannah Schreiber für das Laufen brennt, haben ihre Eltern sofort gemerkt. "Sie hat auch schon Turnen und Handball ausprobiert, aber da war das ganz anders. Hier ist sie vom ersten Tag an mit vollem Ehrgeiz herangegangen", erzählt ihr Vater. An ihr Debüt vor vier Jahren kann sich auch Trainer Alexander Pschorr noch gut erinnern: "Da waren wir in der Halle und haben Sprintübungen gemacht - Hannah war von allen Anwesenden die Beste." Für ihn war das ein Zeichen. "Entweder, sie hat was Gutes gefrühstückt oder sie hat Potenzial", bemerkt er lachend. Und das, obwohl Sprint nicht einmal Schreibers beste Disziplin ist. Am liebsten läuft sie Mittel- und Langstrecke, 800 und 5000 Meter.

Ihren ersten Zehnkilometerlauf beendete sie als 41.

Mit den Wettbewerben geht es von diesem Jahr an erst richtig los, vorher war die Leichtathletin noch zu jung. Bei einigen Läufen ist sie trotzdem gestartet - mit Attesten und Ausnahmegenehmigungen. "Beim ersten Lauf war sie so klein, dass mein Mann noch mitgelaufen ist", erzählt Mutter Heike Schreiber. Nach etwa 800 Metern sei sie ihm dann davongezogen und habe über die Schulter gerufen: "Papa, Du bist mir zu langsam!" Das war ein Zehnkilometerlauf in München, Hanna Schreiber beendete ihn als 41. in der Frauenwertung. Dass sie gegen die Konkurrenz außerhalb ihrer Altersklasse besteht, bewies die Zwölfjährige Anfang dieses Jahres beim Zehnkilometerlauf in Bad Füssing. Dort setzte sie sich gegen die gesamte weibliche U18-Jugend durch. Zufrieden ist sie selbst aber noch nicht: "Ich will im Sprint noch besser werden, und die 800 Meter noch schneller laufen." Im Moment hat sie drei bis vier Mal die Woche Training in Moosburg, auch das ist ihr zu wenig. Trainer Pschorr sieht genau darin Schreibers Potenzial. "Viele sehen immer nur das Ergebnis und vergessen den Weg, den das erfordert", stellt er fest. "Hannah möchte diesen Weg." Schon oft habe sie mit ihm Sonntagmorgens bei Wind und Wetter auf dem Sportplatz gestanden. Das, so sagt der Leichtathletiktrainer, unterscheide den Leistungsbereich von der Freizeit.

Umso mehr freut sich die Läuferin deshalb, auf die Eliteschule am Gymnasium München-Nord zu gehen. Dort kann sie hin, weil sie im vergangenen Jahr in den oberbayerischen Förderkader berufen wurde. An der Schule werden Unterricht und Training kombiniert, alles bis hin zur Ernährung ist für den Leistungssport ausgelegt. "Da kann ich jeden Tag trainieren", sagt Schreiber mit leuchtenden Augen. Vom Herbst an wird sie dort die achte Klasse besuchen, gemeinsam mit anderen jungen Nachwuchssportlern.

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Schwere Entscheidung: "Man hat immer wieder Angst, sie zu überfordern"

Leicht war die Entscheidung, ihre Tochter an eine leistungssportliche Schule zu schicken, nicht. "Es gab schon die eine oder andere schlaflose Nacht, es ist ein gewaltiger Schritt", gibt der Vater zu. Um halb sieben muss die Athletin in Zukunft mit dem Zug losfahren, um sechs Uhr abends kommt sie wieder heim, dann geht es zum SG Moosburg ins Training. "Man hat immer wieder Angst, sie zu überfordern", sagt der Vater. Aber die Eltern haben gemerkt, dass ihre Tochter das wirklich will. "Und dann unterstützen wir sie voll und ganz." Außerdem vertraue die Familie auf Trainer Pschorr, der das Wohl seiner Athleten im Blick hat und die Moosburgerin schon seit Anfang an begleitet.

Während Michael Schreiber erzählt, macht Hannah sich mit ihren Teamkameraden fürs Training warm. Dann geht es an den Start, 200-Meter-Sprints in der Stadionrunde sind angesagt. Schreiber läuft los, zieht die Knie hoch und steigert langsam ihr Tempo. "Schön aufrecht laufen", erinnert Pschorr seine Schützlinge immer wieder. Nach etwa hundert Metern ist die Zwölfjährige im vollen Sprint und zieht ihren Mannschaftskolleginnen davon.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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