SZ-Serie:  Wege des Herrn, Folge 6:Sich in der Natur bewegen und Ruhe finden

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Der Weg, den die traditionelle Nachtwallfahrt zur kleinen Kapelle Maria Hilf im Buchenwald bei Haarbach alljährlich im Sommer nimmt, wird unabhängig davon oft von Pilgern für Bittgänge genutzt

Von Katharina Aurich, Au

Bald ist es wieder soweit: Am 27. Juli werden um die hundert Pilger von der Gemeinde Au aus zu ihrer fünf Kilometer langen Nachtwallfahrt zur kleinen Kapelle Maria Hilf im Buchenwald bei Haarbach aufbrechen und dort um 22 Uhr eine Messe feiern. Diese Wallfahrt hat eine lange Tradition, bereits Ende der 1950er Jahre zogen zum ersten Mal Pilger von Au nach Maria Hilf. 1962 erteilte das Ordinariat die Erlaubnis, dort die heilige Messe zu lesen. Heute kommen die Gläubigen aus allen Himmelsrichtungen zur Nachtwallfahrt und zur Messe, die alljährlich von einem Festprediger gehalten wird.

Wer den Weg der Pilger nachvollziehen will, startet an der Hopfenhalle der Gemeinde Au. Die gut einstündige Wanderung führt dann zunächst entlang der Bundesstraße 301, quert die Umgehungsstraße und verläuft weiter entlang der Staatsstraße nach Wolnzach bis zu der kleinen Ortschaft Haarbach. Von dort aus wird das letzte Wegstück zur Kapelle unter dem Blätterdach des Waldes zurückgelegt. Bei der Nachtwallfahrt wird für all diejenigen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, ein Bus bereitgestellt.

Ziel von traditionellen wie auch privaten Pilgerwanderungen ist die Kapelle Maria Hilf in Haarbach. (Foto: Marco Einfeldt)

Einer der prominentesten Wallfahrer ist der Auer Bürgermeister Karl Ecker. Wenn es sein Terminplan erlaube, nutze er die Gelegenheit, um zur Ruhe zu kommen und sich selbst wieder zu spüren, beschreibt der Rathauschef, der immer wieder auf Pilgerpfaden unterwegs ist. Regelmäßig gehe er zum Beispiel zu Fuß nach Altötting. "Man kommt beim Gehen runter, der Kopf wird durchlüftet, es tut mir gut und wenn ich am Ziel bin, dann weiß ich, was ich will", beschreibt Ecker.

Für den Auer Pfarrer Berthold Lederer steht der Glaube im Vordergrund der Wallfahrt, die Menschen wollten zu sich und zu Gott kommen, sich in der Natur bewegen und Ruhe finden, beschreibt er die Motivation der Teilnehmer. Meist seien es Menschen mittleren Alters, die zusammen kämen, so der Pfarrer. Aber auch immer mehr Jüngere, ergänzt Karl Ecker. Die Sehnsucht, Ruhe für sich zu haben und die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen, wachse in allen Generationen.

Das Marienbild. (Foto: Marco Einfeldt)

Nicht nur im Juli macht sich alljährlich eine Pilgergruppe auf den Weg nach Maria Hilf, sondern auch im Marienmonat Mai starten aus allen Himmelsrichtungen, aus Osseltshausen, Rudertshausen oder aus Schweitenkirchen und Wolnzach die Gläubigen in Gruppen zu den Maiandachten an der Kapelle. Nach Maria Hilf kommen aber auch Menschen, die gerne alleine unterwegs sind und unabhängig von einer Wallfahrt ein Bittgang zur idyllisch mitten im Wald gelegenen Kapelle führt. Für viele Menschen sei dieser besondere Ort eine Anlaufstelle, wenn sie Sorgen und Nöte hätten, berichtet Bürgermeister Ecker, der ebenfalls gerne alleine auf den Wanderwegen rund um die Kapelle unterwegs ist, um die Natur zu genießen.

Die Geschichte der Kapelle reicht immerhin bis in das 19. Jahrhundert zurück, der Überlieferung nach hatten Wirtsleute aus Osterwaal im Wald an einer Buche ein Marienbild angebracht und dort oft gebetet. Denn sie hatten einige Jahre zuvor einen Sohn bekommen, der wie seine Mutter erkrankte. Niemand konnte ihnen helfen. In seiner Verzweiflung ging der Vater in den Wald, kniete vor einer Buche, betete und gelobte, an dieser Stelle ein Marienbild aufzuhängen, wenn seine Familie wieder gesund würde. Tatsächlich genasen Frau und Sohn und der Gastwirt hielt sein Versprechen.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Wer in Haarbach vorbeikommt, sollte auf jeden Fall einen Blick ins Innere des kleinen Gotteshauses werfen.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Auch heute noch zeigen viele Pilger ihre Verbundenheit mit Gaben.

Bald schon sprach sich die wundersame Heilung herum und immer mehr Hilfe suchende Gläubige kamen zu dem Marienbild im Buchenwald, die Wallfahrt war begründet. 1875 baute ein wohlhabender Verwandter der Familie, dem der Grund um die Buche gehörte, eine einfache Kapelle aus Holz, wenige Jahre später kam ein kunstvoll geschmiedeter Zaun dazu. Bald war die Kapelle für den wachsenden Besucherstrom zu klein und wurde 1903 vergrößert. Zur Verbesserung der Ausstattung kaufte man ein großes Kreuz für den Innenraum. Die ursprünglich privat errichtete Kapelle ging 1929 in den Besitz der Kirchenstiftung Osterwaal über, die damit auch die Baulast übernahm. Dadurch wurde die Kapelle endgültig zu einer öffentlichen Wallfahrtsstätte.

Im Laufe der Jahre wurden auch im Freien Bänke aufgestellt und ein Freialtar für größere Veranstaltungen errichtet. Schließlich erhielt die Kapelle 2001 anstelle des hölzernen, turmähnlichen Gestells, von dem zu feierlichen Anlässen zwei kleine Glocken läuteten, einen gemauerten Turm mit Kupferdach. "Zusammen mit einem frischen Anstrich für Turm und Kapelle und dem kunstvoll geschmiedeten Zaun erstrahlt Maria Hilf nun in neuem Glanz", heißt es stolz auf der Homepage des Marktes Au.

© SZ vom 17.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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