Straußenhof in Wolfersdorf:"Das Flügelschlagen hört sich wie Meeresrauschen an"

Lesezeit: 3 min

33 Strauße leben auf dem Hiereth-Hof in Badendorf. Sie sind eigentlich Fluchttiere, aber auch ganz schön neugierig. (Foto: Marco Einfeldt)

Auf dem Hof der Familie Hiereth in der Hallertau leben 33 Strauße. Hier kann man den großen Vogel kennenlernen - und viel über ihn erfahren. Im Hofladen gibt es Straußenfleisch zu kaufen und Eierlikör. Den können auch Eiweißallergiker trinken.

Von Gudrun Regelein, Wolfersdorf

Franz Josef Strauß ist tiefenentspannt. Die Welt des Straußenhahns, der gemeinsam mit 32 anderen Straußen auf dem Hof der Familie Hiereth in Badendorf, einem Ortsteil von Wolfersdorf, lebt, ist an diesem sonnigen Junivormittag in Ordnung. Eine der sechs Hennen in dem Gehege zeigt sich brutwillig, sie rollt gerade ein im Nest liegendes Ei unter ihren Körper, und setzt sich behutsam darauf. Das ist genau das, was er sich wünscht.

Franz Josef Strauß ist einer der drei Motivationshähne auf dem Hof, er soll die Hennen unter anderem zum Eierlegen animieren. Das Ei in dem Nest und alle anderen in den vier Gehegen aber werden jeden Tag eingesammelt, sagt Bettina Hiereth. "Wir sind nämlich ein reiner Legebetrieb - in Deutschland übrigens der einzige."

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Die Strauße haben die Hiereths im Nebenerwerb. Im September 2006 zogen die ersten zehn Küken bei ihnen ein, am ersten Weihnachtsfeiertag dann holten sie sich ihre ersten Vögel - einen Hahn und drei Hennen - von einem Hof in der Nähe von Karlsruhe ab, erzählt Bettina Hiereth. Das Abenteuer Strauß begann. Ursprünglich war der Plan der Hiereths eigentlich ein ganz anderer gewesen: Auf dem früheren landwirtschaftlichen Betrieb der Schwiegereltern, den ihr Mann übernommen hatte, wollte das Ehepaar eine Pferdepension aufbauen. Aber dafür sei die Fläche dort nicht groß genug gewesen. "Danach dachten wir an Alpakas oder einen Ziegenhof, bis wir dann durch Zufall auf die Strauße gestoßen sind." Kurze Zeit später besuchten die Hiereths einen Straußenhof in Niederbayern, "und danach stand für uns fest, dass das auch für uns das Richtige ist."

Ein Jahr dauerte es noch, bis sie alle notwendigen Genehmigungen hatten, danach wurden die beide Ställe gebaut und eine Schulung erfolgreich absolviert. Zehn Jahre lang führten die Hiereths zunächst einen Zuchtbetrieb, sie kauften Küken zu, diese wurden ein Jahr lang großgezogen und danach geschlachtet. Dann aber gab es immer mehr Auflagen, so hätte noch ein separates Kühlhaus gebaut werden müssen. "Das hätte für uns sehr hohe Investitionen bedeutet", sagt Bettina Hiereth. Da aber damals schon die Führungen und Veranstaltungen auf dem Hof recht gut liefen, beschlossen sie, sich darauf zu konzentrieren. Sie stellten den Straußenhof auf einen reinen Legebetrieb um.

Im Hofladen von Bettina Hiereth gibt es nicht nur Straußeneier, sondern viele andere Produkte vom Strauß, wie Nudeln oder Eierlikör. (Foto: Marco Einfeldt)
Die Schwarzhalsstrauß-Hennen, die in einem extra Gehege leben, sind gerade paarungswillig: Sie breiten die Flügel aus, schlenkern mit den Köpfen hin und her und legen sich schließlich auf den Boden. (Foto: Marco Einfeldt)
Bettina Hiereth lässt sich einiges gefallen. (Foto: Marco Einfeldt)

Dort leben heute nur noch erwachsene Tiere: die reinrassigen kleineren Schwarzhalsstrauße und die größeren Blauhalsstrauße. Bis zu 2,80 Meter groß, 160 Kilogramm schwer und bis zu 80 Jahre alt werden die Vögel mit ihren charakteristisch langen Beinen, dem langen Hals und dem kleinen Kopf. Die Hähne haben ein schwarzes Federkleid und helle Flügelfedern, die Hennen ein grau-braunes Federkleid - sie können bis zu 34 Jahre lang Eier legen. Im Gehege der Schwarzhalsstrauße kann man an diesem Vormittag wunderbar die paarungsbereiten Hennen beobachten: sie flattern mit den Flügeln, schlenkern mit den Köpfen hin und her, klappern mit ihren Schnäbeln und legen sich schließlich auf den Boden. "Das Flügelschlagen hört sich wie Meeresrauschen an", sagt Bettina Hiereth begeistert.

Die Strauße ziehen viele Besucher an. "Es läuft, wir sind zufrieden." Teilweise kommen Vereine sogar in Bussen angereist, um die Vögel bei den Führungen kennenzulernen, oder Seniorenheime machen Ausflüge zu dem Hof. Daneben gebe es verschiedene Ferienangebote für Kinder, berichtet Bettina Hiereth. Die Straußeneier spielen natürlich eine große Rolle, so werden die leeren, sehr stabilen Schalen vor Ostern mit Kindern gemeinsam bemalt. Künftig will Hiereth auch Bemal-Aktionen, bei denen es Prosecco gibt, anbieten. Bei allen Aktionen erfahren die Besucher immer viel über den größten Vogel und das größte Ei der Welt.

Von März bis August legen die Hennen etwa jeden zweiten Tag Eier, insgesamt sind es etwa 800, die die 30 Hennen im Jahr liefern. (Foto: Marco Einfeldt)
Daraus lässt sich Straußeneierlikör machen.... (Foto: Marco Einfeldt)
...genau wie von Pasta. (Foto: Marco Einfeldt)

Von März bis August legen die Hennen etwa jeden zweiten Tag Eier, insgesamt sind es etwa 800, die die 30 Hennen im Jahr liefern. Die werden gereinigt und kommen in die Kühlung. Sie können in dem Hofladen gekauft werden, 25 Euro kostet so ein Ei, das gut eineinhalb Kilo wiegt und in das etwa 25 Hühnereier passen. Sogar Eiweißallergiker können Straußeneier essen, berichtet Bettina Hiereth. Vier habe sie als Kunden, die seien glücklich, wieder den Eiergeschmack genießen zu können. Daneben findet sich viel Anderes in dem Hofladen: Nudeln, Straußen-Eierlikör, lackierte Eier und Staubwedel aus Straußenfedern beispielsweise. Straußenfleisch natürlich auch, das sei sehr beliebt - gerade in der Grillzeit. Sogar von München und Ingolstadt kämen deshalb Kunden nach Badendorf.

Lampen aus Straußeneiern gibt es auch. (Foto: Marco Einfeldt)
Und die Federn werden zu Staubwedeln. (Foto: Marco Einfeldt)

Den Entschluss, einen Straußenhof zu gründen, hätten ihr Mann und sie nie bereut, sagt Bettina Hiereth. Die Vögel würden natürlich viel Arbeit machen. Aber auch nach 17 Jahren mit den Straußen finde sie diese noch immer faszinierend. "Den Balztanz zu beobachten, ist immer wieder etwas Besonderes", sagt Bettina Hiereth.

Weitere Infos unter: www.straussenhof-hiereth.de .

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