Einblick ins Stadtmuseum:Formschön und robust

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Diese Schulbank mit Stühlen stammt aus dem Inventar der Grundschule St. Korbinian in Freising. (Foto: Christian Willner Photographie/Stadtmuseum)

Schulbank nebst Stühlen hat jahrzehntelang zur Ausstattung der Grundschule St. Korbinian gehört.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Schulbank und Stühle aus der Grundschule St.Korbinian.

Praktisch und nahezu unverwüstlich sind die Schulbänke und Stühle der Vereinigten Spezialmöbelfabriken aus Tauberbischofsheim, die seit Ende der Vierzigerjahre in den Klassenzimmern standen. Das im Stadtmuseum erhaltene Ensemble stammt laut Mitarbeiterin Eva Willberg aus der Grundschule St. Korbinian. Diese war einst eine von den Armen Schulschwestern betriebene Mädchenschule. Sie wurde 1984 renoviert. Infolgedessen bekamen die Klassenzimmer eine neue Ausstattung. Einige Tische und Stühle, schreibt Eva Willberg im Sammelblatt, seien als "Reserve" auf dem Dachboden eingelagert worden. Aufgrund des Brandschutzes mussten sie 2011 von dort entfernt werden. Zwei Tische und vier Stühle gingen in den Bestand des Stadtmuseums über.

Interessant ist das pädagogische Rezept, das hinter der Entwicklung des Schulmobiliars steckt. Schon in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts existierten Reformpläne, nach denen die starre "Rettig-Schulbank" durch Einzelmöbel abgelöst werden sollte. Die "Schulbänke" sind heute noch in alten Pauker-Filmen zu sehen. Aber erst Ende der Vierzigerjahre entwickelte der Architekt und Möbeldesigner Professor Karl Nothelfer (1900-1980) zusammen mit den Vereinigten Spezialmöbelfabriken die modernen Schulmöbel. Die alte Schulbank, die vielen nach dem Zweiten Weltkrieg als Symbol eines strengen, militaristischen Erziehungsstils galt, hatte ausgedient.

Das praktische Ensemble überzeugt durch seine Funktionalität

Die von Nothelfer entworfenen Stühle und Tische kamen jahrzehntelang in allen Schulen der Bundesrepublik Deutschland zum Einsatz. "Das stabile und praktische Ensemble überzeugte neben seiner schönen Form durch seine Ergonomie und Funktionalität", beschreibt Eva Willberg. Die Kufenstühle seien leicht genug, um von den Kindern bewegt zu werden und obendrein belastbar. "Zudem erschweren die Kufen das Kippeln."

Um 1965 herum entwickelten die Vereinigten Spezialmöbelfabriken die extrem widerstandsfähige und kratzfeste "LIGNOdur-Platte". Dabei handelt es sich um ein Recycling-Produkt aus bei der Verarbeitung von Holz anfallenden Spänen und Phenol-Polymerleim mit einer Melaminharz-Beschichtung. Fast schon Feng-Shui-mäßig gab es die Tischplatte in beruhigend wirkendem Rotbraun oder Grün. Unter dieser waren zwei Ablagefächer vorhanden sowie ein Haken an den Tischbeinen, an dem die Schülerinnen und Schüler ihre Taschen aufhängen konnten.

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