Einblicke ins Stadtmuseum:Freisingansicht nach Matthäus Merian

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Der Freisinger Maler Max Schneidt hat eine Ansicht von Freising nach dem Vorbild eines Kupferstiches von Matthäus Merian geschaffen. (Foto: Christian Willner Photographie; Stadtmuseum)

Das Gemälde von Max Schneidt war als Dekoration für das neu erbaute Rathaus gedacht.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Freising-Ansicht nach Matthäus Merian.

Eine interessante Geschichte verbirgt sich hinter der in Öl auf Leinwand ausgearbeiteten Freising-Ansicht nach Matthäus Merian, die der Freisinger Maler Max Schneidt 1907 gefertigt hat. Der Historische Verein hat das Gemälde im Jahr 2009 bei einer Auktion in Kempten ersteigert. Die Signatur "MSchneidt 07" am linken unteren Rand des Bildes verwies eben auf den Maler Schneidt (1858-1937). Laut Ulrike Götz, Direktorin des Stadtmuseums, lehnt sich das Gemälde an einen Kupferstich von Merian an, den dieser 1642 gefertigt hat.

Das Bild zeigt Freising von Norden her gesehen, mit dem Domberg, dem Weihenstephaner Berg und der Stadt. Im Hintergrund sind die Alpenkette und die Isar.

"Die Adaption des barocken Stichs in einem Gemälde des frühen 20. Jahrhunderts gab zunächst Rätsel auf", schreibt Ulrike Götz in ihrem Beitrag zum Sammelblatt. Günther Lehrmann, Vorsitzender des Historischen Vereins, habe aber rasch einen Zusammenhang erkannt. Das Bild sollte zur Ausstattung des Freisinger Rathauses dienen, das von 1904 an neu gebaut wurde. Für den zweiten Stock waren dort verschiedene Ansichten der Stadt vorgesehen. Mit deren Ausführung war Schneidt betraut.

Der Maler hatte einen Disput mit dem Architekten

Dabei kam es zu einem Disput zwischen dem Maler Schneidt und dem Architekten Günther Blumentritt (1860-1919). Der Kunsthistoriker Wolfram Lübbeke beschreibt den Architekten als Perfektionisten, der sich um alle Einzelheiten der Innenausstattung "von der Türklinke ... bis zum Schreibzeug des Bürgermeisterschreibtisches" kümmerte. Blumentritt wünschte sich eine dezente Dekoration, die sich der Architektur unterzuordnen hatte. Der Maler hingegen wollte die Elemente gerne farbig gestalten, was das Gemälde zeigt. Schneidt musste nachgeben. Die Ansichten im Rathaus wurden monochrom in einem grau-grünlichen Ton ausgeführt.

Schneidt, der in Geisenfeld geboren wurde und in Haag an der Amper starb, gehört laut Ulrike Götz zu den aus dem 19. und 20. Jahrhundert bekannten Freisinger Malern, für die ein Studium an der Kunstakademie belegt ist. Im Fundus des Museums befinden sich mehrere seiner Werke, vor allem auch Schützenscheiben. Charakteristisch sei für ihn, schreibt Ulrike Götz, "Motive im Bild mit dunklen Linien zeichnerisch leicht zu umreißen und zugleich der Darstellung in durchaus freier Pinselführung eine farbige Erscheinung zu geben".

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