Einblick ins Stadtmuseum:Das Kartenspiel des Andreas Benedikt Göbl

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Ein Vogel- oder Hexenspiel des bekannten Münchner Kartenmachers Andreas Benedikt Göbl befindet sich im Bestand des Freisinger Stadtmuseums. (Foto: Willner/Stadtmuseum)

Das Stadtmuseum in Freising besitzt ein Vogel- oder Hexenspiel des bekannten Meisters.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein dem Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising , in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Vogel- oder Hexenspiel.

Unter Sammlern heute noch hoch gehandelt sind die Kartenspiele des Münchners Andreas Benedikt Göbl. Eines davon gehört zum Bestand des Freisinger Stadtmuseums. Göbl war wegweisend im Hinblick auf die Gestaltung der Motive. Eva Willberg vom Stadtmuseum weist im aktuellen Sammelblatt auf einen Freising-Bezug bei einzelnen Ausgaben seiner Tarockkarten hin. Bei den Herzkönigen sei an einer Stelle, an der normalerweise der Steuerstempel hin gehört, der gekrönte Mohrenkopf, das Wappenbild des Freisinger Hochstifts, zu sehen.

Im Bestand des Museums befindet sich ein Satz von 32 Karten. Sie gehören zum Vogel- oder auch Hexenspiel, ein Kartenspiel, das in Deutschland fast vergessen ist. Es sei in ganz Europa bekannt gewesen, schreibt Eva Willberg, und werde heute noch in Schweden, Dänemark und in seinem Entstehungsland Italien gespielt. Bei diesem Spiel kommt es darauf an, durch Tauschen am Ende nicht die Karte mit dem niedrigsten Wert in Händen zu halten. Die doppelt vorhandenen Bildkarten entsprechen Ereigniskarten. Sie können einen Tausch durch dem Motiv entsprechenden Rufen oder Gesten beeinflussen.

"Pfeiff" und "Miau" gehören zu den Motiven auf den Karten

Die Motive bestehen aus dem "Pfeiff" (Vogel), "Werda" (Pandur oder Husar), "Miau" (Katze), "Hott" (Pferd), "Einkehr/Auszahlt" (Wirtshaus oder Rathaus), "Däller" (Teller), "Würst" (Würste), "Glas" (Glas), "Narr" (Narr oder Harlekin), "Hex" (Hexe) und den Zahlenkarten von "XII" bis "I". Die Titel sind in geschwungener Schrift über den Bildern angeordnet. Die Beschriftung des Kartenpaars "Einkehr/Auszahlt" weist auf Andreas Benedikt Göbl hin, einen der bedeutendsten Kartenhersteller im 18. Jahrhundert.

Die Karten sind auf Pappe gedruckt und mit Schablonen koloriert worden. Auf den Rückseiten findet sich ein Sternchenmuster, das noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts von den Nachkommen Göbls verwendet wurde. Das im Bestand des Stadtmuseums befindliche Spiel ist wohl um 1760 herum entstanden. Es handelt sich um ein Geschenk von Elisabeth Schrafstetter aus dem Jahr 1967.

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