Einblick ins Stadtmuseum:Kühner Plan scheitert an "kalten Berechnungen"

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Der Entwurf für ein neues Stadtmuseum im Asamgebäude aus der Zeit um 1911. (Foto: Stadtmuseum)

Das Stadtmuseum sollte einst direkt unter der Barockdecke des Asamgebäudes unterkommen.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Entwurf für Ausstellungsräume unter der Decke des Asamsaals.

Einen kühnen Plan verfolgte der Historische Verein Freising um das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts herum. Er wollte sein Museum damals in einem Raum direkt unter der Decke des Asamsaals platzieren. Die Ausstellungsräume sollten in den Westtrakt der ehemaligen bischöflichen Hochschule am Marienplatz kommen, beschreibt Museumsdirektorin Ulrike Götz im aktuellen Sammelband das Vorhaben. Seinerzeit war im Asamgebäude eine Realschule untergebracht.

Damals gab es im Asamsaal eine Zwischendecke. "Für das Museum wurde der obere Raumbereich unter dem historischen Barockplafond in Betracht gezogen", beschreibt Ulrike Götz das Projekt. Hintergrund war, dass das 1890 gegründete Museum, das in vier kleinen Räumen in der städtischen Knabenschule an der Heiliggeistgasse untergebracht war, an seine Grenzen stieß. Heute befindet sich in diesem Gebäude ein Staatsinstitut für die Ausbildung von Förderlehrern.

"Die Unzulänglichkeit seiner Räume kommt von Jahr zu Jahr im verschärfteren Maße zur Geltung zum Ausdrucke", klagte der damalige Museumsleiter Fellerer. "So können größere Neuerwerbungen längst nicht mehr untergebracht werden. Alles drängt nach Änderung. Bezüglich des Umzugs in die damalige Realschule sprach Fellerer von "eine[r] befriedigende[n] Lösung in der Adaptierung eines Dachraums im Realschulgebäude mit Asamdecke".

Ein unbekannter Zeichner hat dazu um 1911 einen stimmungsvollen Entwurf mit Deckfarben auf einem graubraunen Karton angefertigt. Die Zeichnung zeigt einen langgestreckten Raum. Dieser werde durch die historischen Oculi-Fenster stark akzentuiert, schreibt Ulrike Götz. Diese runden oder ovalen Fenster waren unter anderem im Barock sehr beliebt. In der Architektur werden sie auch als "Ochsenaugen" bezeichnet.

Im oberen Teil des Entwurfs ist die barocke Saaldecke mit den Gemälden von Georg Asam von 1709 und dem Stuck von Nikolaus Liechtenfurtner angedeutet. Den Raum unterteilen Vitrinen. In der Mitte der Zeichnung schreitet eine in damaliger Mode gekleidete Frau eine Treppe hinauf.

So kühn und interessant das Projekt auch war: Es scheiterte an den "kalten Berechnungen des Architekten", heißt es im Sammelband. Bauliche und finanzielle Gründe mögen dafür den Ausschlag gegeben haben. Die Pointe des Vorhabens, schreibt Ulrike Götz, bestehe darin, dass das Museum 1965 tatsächlich in den Westtrakt des Asamgebäudes verlegt wurde. "Allerdings ins Geschoss unter dem Asamsaal, wo es seitdem seine Heimat hat." Der Entwurf gehört zum Altbestand des Museums.

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