Es ist wahrlich keine neue Erkenntnis, dass sich die Menschen in diesem unserem Lande von Region zu Region unterscheiden. Nun gut, das lässt sich jetzt nicht unbedingt an der Kleidung festmachen. Denn ob beispielsweise in einer Lederhosn wirklich ein waschechter Ur-Bayer drinsteckt oder nur ein Preiß, der sich fürs Oktoberfest getarnt hat, lässt sich auf den ersten Blick nicht immer zweifelsfrei feststellen. Anders verhält es sich natürlich, wenn der Lederbehoste seinen Mund aufmacht: Dann kann man oft schon am Dialekt erkennen, woher einer stammt - die vom Komiker Harry G besungenen Isarpreißn lassen wir, um die Sache nicht unnötig zu verkomplizieren, jetzt mal außen vor.
Neuerdings gibt es allerdings noch ein weiteres sprachliches Kriterium, das auf die Herkunft von Menschen schließen lässt: die Redegeschwindigkeit. Die aktuelle Analyse einer Sprachlernplattform hat, wie es in einer Mitteilung heißt, das Sprechtempo der größten deutschen Städte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: In Dortmund gibt es zwar nicht die schnellsten Innenverteidiger, aber die schnellsten Sprecher.
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Ganz im Westen der Republik leben überhaupt die verbalen Tempo-Dribbler der Nation, wie die Analyse auf Basis von Videos und Podcasts lokaler Nachrichtensender aus den 15 bevölkerungsstärksten Städten Deutschlands ergeben hat. Während der Dortmunder 179 Wörter pro Minute rausballert, sind es in Essen und Düsseldorf immerhin noch 177 beziehungsweise 169. Der deutschlandweite Schnitt liegt bei 157 Wörtern pro Minute. Und wer befindet sich ganz am Ende des Rankings? Genau: München.
Der Bayer grantelt ja bekanntlich gerne, und dabei hat er offenbar keine Eile. Die Münchner bringen es der Analyse zufolge auf gerade einmal 128 Wörter in der Minute. Wie schnell oder langsam die Leute hier bei uns im Münchner Umland vor sich hin granteln, ist nicht dokumentiert. Aber es ist anzunehmen, dass sich selbst innerhalb der Region das Sprechtempo von Ort zu Ort unterscheidet. Wenn etwa in Moosburg eine bereits ansässige Firma einen neuen Standort sucht, so behaupten böse Zungen, dann kann es vorkommen, dass im Nachbarort Langenpreising die Grundstücksgespräche schon abgeschlossen sind, bevor man sich in Moosburg einen adäquaten Einstiegssatz zurechtgelegt hat. Kann aber natürlich auch einfach nur an der Verfügbarkeit geeigneter Flächen liegen.
Selbst innerhalb Moosburgs sind übrigens eklatante Unterschiede in der Sprechgeschwindigkeit festzustellen - wobei sich diese sogar in den verschiedenen Regionen eines Sitzungssaals bemerkbar machen. Während im Hoheitsgebiet der Grünen der Dritte Bürgermeister sich in seinen Stadtratsreden regelmäßig als Speedspeach-Profi profiliert und in Lichtgeschwindigkeit seine Argumente vorträgt, befindet sich ein paar Stühle weiter offenbar das München des Sitzungssaals. Dort strahlt der Erste Bürgermeister in seinen Wortbeiträgen tempomäßig eine gewisse Gelassenheit aus, die dem Zuhörer die Chance bietet, seine vom Vorredner strapazierten Gehörgänge wieder zu entknoten. Wer von den beiden wie viele Wörter in der Minute spricht, ist in keiner Analyse oder Statistik erfasst. Aber was den Einen betrifft, sollten sie sich in Dortmund schon mal warm anziehen.
