Sport im Wandel:Events im Verein werden ein Muss

Lesezeit: 2 min

Der Fußballverband-Präsident Rainer Koch mahnt zu Veränderungen beim Amateurfußball. Funktionäre sollen Highlights bieten.

Von Johann Kirchberger, Freising

"Nur wenn wir bereit sind, mit der Zeit zu gehen", werde der Fußball eine Zukunft haben, sagte Rainer Koch bei einer Veranstaltung des SE Freising und der Freisinger Bank am Mittwochabend. Koch, Präsident des Bayerischen Fußballverbands und DFB-Vizepräsident, wollte aber trotz der Herausforderungen kein düsteres Bild malen und gab sich optimistisch, was die Entwicklung des Fußballs angeht. Er mahnte aber, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Feldhandball sei auch einmal eine große Nummer gewesen und heute verschwunden.

Dem demografischen Wandel sei es geschuldet, dass die Rekrutierung von Nachwuchs schwieriger werde. Außerdem habe sich das Freizeitverhalten verändert. Die Menschen seien heute stark erlebnis- und eventorientiert.

Viele sind nicht mehr bereit, dreimal die Woche zu trainieren und am Wochenende zu spielen

Viele junge Leute seien nicht mehr bereit, dreimal die Woche zu trainieren und am Wochenende zu spielen und das fast das ganze Jahr über. Auch sei der "Bindungswille" an einen Verein nicht mehr so ausgeprägt. Die Gesellschaft sei heutzutage "eventisiert, mobilisiert und flexibilisiert". Die Vereine müssten ihr Vereinsleben anpassen. Auch Vereinsfußball und freiwilliges Engagement müssten "erlebbarer" werden, Highlights geschaffen, Lokalderbys und Relegationsspiele herausgestellt werden. Es sei bestimmt leichter, zweimal im Jahr 1000 Zuschauer zu haben, als den Schnitt um 30 anzuheben.

Koch sprach auch den Wertewandel an, der nicht nur Erlebnis- und Kommunikationsbedürfnisse betreffe. Von den Sportlern würden heute attraktive Rahmenbedingungen und Angebote im Sinne eines Dienstleistungsservices erwartet. Eltern wollten für ihre Kinder eine hochwertige sportliche Ausbildung durch qualifizierte Trainer. Die gestiegenen Anforderungen müssten aber mit dem traditionellen Bedürfnis nach Geselligkeit in Einklang gebracht werden.

Die Vereine müssen auch Angebote für Ältere schaffen

Der BFV-Präsident bedauerte in diesem Zusammenhang, dass sich zwar der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Vereine stark erhöht habe, es aber kaum gelinge, Migranten für die ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen. Koch hält es außerdem für problematisch, dass in den kleinen Vereinen die gesamte Arbeit ehrenamtlich erledigt werde, und mit Ausnahme des Trainers der 1. Mannschaft keiner eine finanzielle Entschädigung erhalte. Die Finanzierungsstruktur in den Vereinen, sagte er, müsse grundlegend verändert werden.

Die Vereine müssten auch für Ältere Angebote schaffen, um deren Wunsch nach Gesundheitsfürsorge nachzukommen. Es müsse wieder versucht werden, mehr Frauen für den Fußball zu gewinnen und Kinder schon in den Grundschulen. Immer wieder höre er das Gejammer, "was sollen wir denn noch alles tun". Es gehe aber darum, das Richtige zu tun, sagte Koch. "Um unsere Sportart attraktiv zu halten, müssen wir permanent über Veränderungen nachdenken", so der Präsident, der 4500 Fußballvereinen in Bayern vorsteht.

Wenn junge Menschen ihre Zeit in sozialen Netzwerken verbrächten, seien Fußballvereine und BFV gefordert, Teil davon zu sein und die Potenziale zu nutzen. Der Verband habe seine Online-Angebote ausgeweitet und werde dies auch weiter tun. So versuche man, mit spezieller Videotechnik auch Amateurspiele bis zur Landesliga in hoher Qualität live zu übertragen und Live-Ticker für die wichtigsten Ausschnitte anzuhängen. Kameras würden derzeit bereits in den Stadien installiert. Der ein oder andere ergraute Funktionär möge zwar unter den wachsenden Aufgaben stöhnen, sagte Koch. "Aber wenn wir bereit sind, uns dem veränderten Zeitgeist zu stellen", seien die Herausforderungen zu schaffen.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Hallenmasters
:Spannende Spiele und 113 Tore

Der SE Freising gewinnt das "15. SZ-Hallenmasters". Max Riemensperger landet mit seinen etwas in die Jahre gekommenen "Allstars" auf dem letzten Platz. Die Trainer wählen ihn dennoch zum besten Torhüter des Turniers

Von Johann Kirchberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: