Spendenaufruf per Telefon:Ungutes Gefühl

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Die Ausgaben des BRK für seine vielen Tätigkeitsbereiche seien selten durch die staatlichen Zuschüsse gedeckt, sagt Kreisgeschäftsführer Albert Söhl. (Foto: Günther Reger)

Der Kreisverband des Roten Kreuzes bittet Bürger derzeit bei Telefonanrufen um Spenden. Viele Betroffene haben Angst vor Trickbetrügern und fragen beim BRK nach. Dort versichert man: Es geht alles mit rechten Dingen zu.

Raphael Ostertag, Freising

Für Verunsicherung bei Betroffenen sorgen derzeit telefonische Spendenaufrufe des BRK Freising. Entgegen dem Rat von Experten, niemals wichtige Daten an fremde Anrufer weiterzugeben, erkundigen sich Beauftragte des Freisinger Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes bei diesen Spendenaufrufen telefonisch nach den Kontonummern der Gesprächsteilnehmer.

Für die Dauer von einem halben Jahr versuche man seit einigen Monaten, auf dieses Art Spenden zu sammeln, erklärt dazu Albert Söhl, Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes. Denn das sei in vielen Fällen effektiver als andere, herkömmlichere Methoden. "Wenn man Briefe mit Bitten um Spenden schickt, kommt ja fast nie was zurück", bemerkt er. Da sei die persönliche Nachfrage am Telefon oft erfolgreicher. Dafür werde nach der Nummer des Kontos gefragt, von dem die vereinbarten Beträge abgezogen werden dürfen.

Es sei verständlich, dass viele Leute sehr vorsichtig seien, wenn sie am Telefon nach Spenden gefragt werden. Jedoch verfolge das BRK Freising keinesfalls das Ziel, seine Anrufer in eine Art Falle zu locken. Das sei technisch auch gar nicht möglich, so Söhl. Vor der Abbuchung der Spendenbeträge vom Konto erhielten die Spender noch einmal ein Schreiben, in dem sie per Unterschrift bestätig müssten, dass das Geld von ihrem Konto eingezogen werden dürfe. Erst danach werde das Geld abgebucht. Auch gebe es die Möglichkeit, Langzeitspenden jederzeit zu beenden. Nötig seien die Spenden allemal, befinde sich das BRK doch chronisch in finanzieller Notlage, sagt Söhl. Viele Tätigkeitsbereiche wie Rettungsdienst, Sozialarbeit oder das Einlernen von ehrenamtlichen Helfern kosteten viel Geld, das nur selten durch die geringen staatlichen Zuschüsse gedeckt sei.

Schon mehrere Anrufer haben nachgefragt

Dass die neue Praxis des BRK bei vielen potenziellen Spendern dennoch für ein ungutes Gefühl sorgt, zeigen die vielen Nachfragen beim BRK. Laut Elke Barthelme, Ansprechpartnerin des Kreisverbandes Freising, hat es schon reichlich Anrufer gegeben, die sich darüber informieren wollten, ob es sich bei dem Spendenanruf tatsächlich um das Rote Kreuz handelt und nicht etwa um einen Trickbetrüger.

Dass diese Angst gar nicht so abwegig ist, bestätigt der stellvertretende Leiter der Freisinger Polizei, Michael Ertl. So haben es Telefonbetrüger in vielen Fällen genau auf solche vertraulichen Daten abgesehen. Besonders Kontonummern, Pin-Codes oder andere sensible Informationen sollten deshalb nicht am Telefon genannt werden. Das sei der einfachste und effektivste Schutz vor einer Zweckentfremdung der eigenen Daten durch Betrüger, so Ertl.

Oftmals versuchen Telefonbetrüger auch, dem Opfer Kontoinformationen zu entlocken, indem sie falsche Versprechen machen. Etwa die Teilnahme an der Endrunde eines großen Gewinnspiels oder ein einmaliges Schnäppchen. Lässt man sich auf solche Angebote ein, endet das Ganze in den meisten Fällen jedoch mit einer unfreiwilligen Abbuchung vom eigenen Konto. Nach Informationen der Kriminalpolizei Erding werden die Geldbeträge häufig im Lastschriftverfahren abgebucht. Das hat jedoch zur Folge, dass man üblicherweise die Option besitzt, sich das abgebuchte Geld zurückbuchen zu lassen. Wie lange man dazu jeweils in der Lage ist, steht in den Geschäftsbedingungen der Bank.

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