Digitalisierung an Freisings Schulen:Es läuft noch nicht alles rund 

Lesezeit: 3 min

Noch sind Bildschirme nicht überall Standard im Schulunterricht. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Die Umstellung auf den interaktiven Unterricht mit Wlan und Tablets könnte schneller gehen. Oft sind die Leitungen zu langsam und es fehlt auch an der fachlichen Unterstützung im Alltag.

Von Charline Schreiber und Peter Becker, Freising

Immer wieder klagen Lehrerverbände über den schleppenden Prozess der Digitalisierung an Schulen. Dazu gehören die Ausstattung mit schuleigenem Wlan, Smartboards und Tablets für den interaktiven Unterricht. Der Bund hat für den Kauf des Equipments fünf Milliarden Euro bereitgestellt. Davon hat der Landkreis Freising bislang über 1,5 Millionen Euro abgerufen. Die SZ hat sich an einigen Schulen in Trägerschaft des Landkreises Freising umgehört, um zu erfahren, wie zufrieden die Schulleiterinnen und Schulleiter mit Ausstattung und Betreuung sind.

Im laufenden Jahr wurden laut Pressestelle des Landratsamts das Domgymnasium, Camerloher Gymnasium und die Wirtschaftsschule mit neuen Geräten bedacht. "Doch es geht nicht nur um das Aufstellen von Geräten", hatte Reinhold Reck, Schulkoordinator am Landratsamt im März im Schulausschuss des Kreistags gesagt. Zunächst müssen erst alle Schulen an Glasfaserleitungen angeschlossen sein. Das sollte laut Reck bis zum Ende des Jahres umgesetzt sein. Laut Jahresbericht des Landratsamts ist 2021 das Netzwerk in der Fachober-/Berufsoberschule umstrukturiert worden. An der Karl-Meichelbeck-Realschule ließ die Behörde ein Wlan aufbauen und erweitern.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Ginge es nach der Vorstellung mancher Schulen und einiger Kreisräte, dann wäre die Anstellung eines IT-Hausmeisters an jeder Bildungsstätte wünschenswert. Der wäre sofort zur Stelle, wenn zum Beispiel das Anmelden ans Wlan nicht funktioniert. Derzeit beschäftigt das Landratsamt zwei Mitarbeiter in Vollzeit für die IT-Betreuung der Schulen. Vom 3. Januar an wird nach Informationen der Pressestelle des Landratsamts ein weiterer Mitarbeiter hinzu stoßen, der sich dem Thema Schulen annehmen soll. Detaillierte Informationen waren nicht zu erfahren, weil dies der Sitzung des Schulausschusses am 17. Februar vorgreifen würde. Möglicherweise ist dann auch mehr zu einem Gesamtkonzept für die Umsetzung des Digitalen Klassenzimmers zu erfahren, das bis Mai 2024 abgeschlossen sein soll. Denn so lange gibt es staatliche Zuschüsse. Die Verwaltung hatte im März den Auftrag des Schulausschusses erhalten, ein solches zu entwickeln.

Das Oskar-Maria-Graf Gymnasium (OMG) in Neufahrn sei im Rennen um die Digitalisierung weit vorne, sagt Schulleiter Stefan Bäumel. Die Schule sei mit Wlan und Tablets ausgestattet, außerdem stünde in jedem Klassenzimmer ein Beamer und ein Rechner zur Verfügung. Um die Wartung und Anleitung der Geräte kümmern sich Systembetreuer - Zwei geschulte Lehrkräfte, die diese zusätzliche Arbeit mit jeweils acht Anrechnungsstunden leisten. "Wir werden vom Landkreis sehr gut gefördert und können uns deswegen nicht beklagen", so Bäumel. Erst Ende des Jahres 2020 wurde die Schule als "Digitale Schule" ausgezeichnet.

Neufahrns Direktor Stefan Bäumel kann sich nicht beklagen. (Foto: Marco Einfeldt)

Auch in der staatlichen Wirtschaftsschule in Freising finde sich in jedem Raum ein Beamer und ein Rechner, Wlan gebe es im gesamten Gebäude, berichtet Schulleiter Gerd Preuß. Das drei Lehrkräfte starke Medienteam betreue die Systeme und unterstütze Schüler und Lehrende bei technischen Fragen. Den jüngeren Lehrenden falle die Umstellung auf die Digitalisierung des Lehrprogramms leichter als den älteren, dennoch wurden schulinterne Fortbildungen gut angenommen. "Es ist eine höhere Belastung bei den Lehrkräften da, das ja, einen Unmut kann ich aber nicht erkennen", so Preuß.

Das OMG und die Freisinger Wirtschaftsschule eint eine Eigenschaft. Schon vor der Corona-Pandemie, die viele Schulen erst zur Digitalisierung aufforderte, seien sie digital ausgestattet gewesen. Bei Problemen können sich beide Schulen an eine externe Firma wenden, die bei digitalen Fragen weiterhilft.

Andrea Bliese, Schulleiterin des Camerloher-Gymnasiums, zeichnet ein gegenteiliges Bild. Seit den Herbstferien sei eine Glasfaserleitung bis zum Schulgebäude verlegt, diese ist aber noch immer nicht freigeschaltet. Das Internet sei langsam, oder gar nicht vorhanden. Problematisch sei das besonders deswegen, weil sich aktuell in vielen Klassen Jugendliche in Quarantäne befinden. Für den Unterricht müssten die Schüler virtuell zugeschaltet werden, eine instabile Internetverbindung gestalte das aber schwierig. Vom Beschluss bis zur tatsächlichen Verlegung der Glasfaserleitung seien 1,5 Jahre vergangen.

Mit digitalen Geräten sei die Schule aber ausgestattet. Die Dienstgeräte für Lehrende seien vor drei Wochen ausgegeben worden, erzählt Bliese. Zu Beginn der Pandemie wurden dem Gymnasium außerdem 45 Leihgeräte für die Schüler zur Verfügung gestellt, die keinen Zugang zu digitalen Endgeräten haben. Das ist ausreichend, sagt Bliese, besonders, weil die Nachfrage in den vergangenen Monaten gesunken ist.

Die Schulleiterin betont, dass für die Wartung der Geräte nur ein Systembetreuer zur Verfügung steht, der mit vier Anrechnungsstunden entschädigt wird. Der Aufwand für eine einzelne Person sei aber zu hoch. "Es ist ja nicht nur die Hardware, sondern auch die Software die betreut werden muss." Eine Zusammenarbeit mit einer externen Firma, die das Gymnasium bei digitalen Problemen unterstützt, besteht aktuell nicht.

Der Ruf nach einem digitalen Hausmeister in Bildungseinrichtungen ist deswegen laut. Jede Schule brauche langfristig eine halbe Stelle, die mit einem IT-Experten besetzt ist, der Lehrkräfte unterstützt, findet Bliese. Trotzdem habe sie Verständnis für die Wartezeiten: "Es schimpft sich immer schnell, aber manchmal geht es einfach nicht anders." In den vergangen 20 Pandemiemonaten habe die Schule in der Digitalisierung trotz geringer Kapazitäten große Schritte gemacht, die sie auch in Zukunft weiter voranbringen.

© SZ vom 28.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kulturausschuss bewilligt Konzept
:Die Schiefertafel hat ausgedient

Die Stadt will noch mal ordentlich Geld in die Hand nehmen und 1,23 Millionen Euro in die digitale Ausstattung ihrer Schulen investieren. Knapp 983 000 Euro sind über Zuschüsse abdeckt

Von Kerstin Vogel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: