Echinger Schreinerei Kuffner:Fast ein halbes Jahrhundert in derselben Firma

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Ludwig Huber hält "seinem Betrieb" rund 49 Jahre lang die Treue. Er erlebt, wie sich die Branche modernisiert, aber die alten Werte bleiben. Nun geht er in Rente.

Von Charline Schreiber, Eching

Schreiner Ludwig Huber war genau 48 Jahre und sechs Monate in der Echinger Schreinerei Kuffner tätig. So lange bei nur einem Arbeitgeber zu verbleiben, ist heute selten geworden. Jetzt wurde der 63-Jährige in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet.

Im Alter von 15 Jahren hat Huber seine Lehre in der Schreinerei begonnen, im September 1973. Damals waren die Auszubildenden noch drei Lehrjahre im Betrieb, heute sind die aktuell fünf Lehrlinge schon nach zwei Jahren vollständig ausgebildet. Wurden damals die Pläne mit Lineal und Bleistift gezeichnet, sind die Konstruktionen heute rechnergestützt, erklärt Geschäftsführer Rainer Mittelstrass.

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Der ehemalige Inhaber Hans-Paul Kuffner erinnert Huber in einer Dankesrede an seine Zeit, liest aus seinem Berufsausbildungsvertrag vor. Im ersten Lehrjahr habe Huber damals 200 D-Mark verdient, im zweiten waren es 265 und im dritten Jahr 315 . Er habe täglich 8,5 Stunden gearbeitet, nach seinem 18. Geburtstag sogar neun Stunden. Danach habe Huber immer viel Einsatz, bewiesen und sich ehrgeizig fortgebildet.

"Die echte Nummer Eins"

Mittelstrass hebt hervor, dass Huber in seiner Zeit "eine gewaltige Stütze" gewesen ist, nennt ihn "die echte Nummer Eins". Er sei ein Mann, der eher im Hintergrund arbeite und nur schwer aus der Ruhe zu bekommen ist. Für Kuffner hat Huber als Schreiner, Planer und Projektleiter fungiert und diverse Baustellen begleitet. "Bescheiden wie er ist", sagt Mittelstrass, habe sich Huber für seine Verabschiedung eine einfache Werkstattbrotzeit gewünscht, mit Leberkäse, Fleischpflanzerl und Kartoffelsalat.

Die Hoffnung, ihn noch eine Weile länger an das Unternehmen zu binden, sei gescheitert, erzählt der Geschäftsführer. Huber hört aber nicht ganz auf. Einmal die Woche steht er der Schreinerei noch als Berater zur Verfügung, die Freude darüber ist im gesamten Team groß. Als Anerkennung für seine Arbeit überreichen ihm Oberinnungsmeister Johann Bernhart und Rainer Mittelstrass eine Ehrenurkunde für seine 49-jährige Tätigkeit in der Schreinerei Kuffner. Eine Auszeichnung die Ludwig Huber dankend entgegennimmt.

Mitarbeit an der Rathaussanierung

Auch Echings Bürgermeister Sebastian Thaler spricht einige anerkennende Worte. Die Schreinerei habe dem Rathaus beim Bau der Treppe "ganz schön aus der Patsche geholfen". Nachdem die zuerst beauftragte Firma nicht die gewünschte Qualität erbringen konnte, habe die Schreinerei Kuffner mit Ludwig Huber als Planer dafür gesorgt, dass der Gemeinderat zeitig in das Rathaus einziehen konnte. Und Thaler betont: "Ich bin noch kein einziges Mal in den Fahrstuhl gestiegen, weil ich so gerne die Treppe gehe." Huber habe sich den Ruhestand verdient und viel für die Gesellschaft geleistet.

Es habe aber in den vergangenen fünf Jahrzehnten immer wieder mal Momente gegeben, in denen Huber die Schreinerei Kuffner beinahe verlassen hätte. Drei Mal sei es sogar sehr knapp gewesen, verrät er. Schlussendlich konnte ihn aber kein anderes Unternehmen abwerben. "Es ist einfach diese Verbundenheit zur Firma, das habe ich nur hier." Huber bezeichnet die 25 Mitarbeitenden als "seine" Mitarbeiter. In all den Jahren sei er immer für sie da gewesen, damit gehöre das Team zu ihm.

Ein Schreiner muss heute viel können

Im Kern habe sich der Schreinerbetrieb über all die Jahre nicht verändert. Er sei modernisiert worden, sagt Huber, das schon, die Werte seien aber die gleichen. Trotzdem müsse ein Schreiner heute sehr viel mehr können als damals. Stahl, Messing, Glas, all das müsse heutzutage mitgeliefert werden. Es gehe um mehr als nur Holz.

Huber freut sich auf die Rente. Er habe nun mehr Zeit für sein Zuhause, auch da fallen immer wieder kleinere Arbeiten an, denen er sich jetzt widmen kann. Außerdem hat Ludwig Huber ein Hobby: Stockschießen auf Asphalt. 30 bis 40 Turniere finden im Jahr statt, zwei Mal die Woche ist er dafür im Training. Weil der Stress der Arbeit wegfalle, habe er für diese Dinge nun endlich Zeit. Das Loslassen falle ihm demnach nicht allzu schwer, auch weil er die Firma aufgrund seine Tätigkeit als Berater noch ein Stück weiter begleitet. Am 28. Februar ist sein letzter Arbeitstag.

Hans-Paul Kuffner ist gerührt vom Abschied des Schreiners. In seiner Rede kommt ihm sein letzter Satz nur schwer über die Lippen, seine Stimme bricht: "Ich sag mit Schmerz von Herzen zum Schluss, wie schade, dass man sich ,Pfüa Gott' sagen muss."

Die Schreinerei Kuffner wurde 1931 durch Josef Kuffner senior gegründet. 1965 übernahmen dann die beiden Brüder Josef und Hans-Paul Kuffner den Betrieb. Seit 2014 steht die Schreinerei unter der Leitung des Münchners Rainer Mittelstrass.

© SZ vom 21.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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