Hallbergmooser Ringer:Die Familie ist wieder vereint

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Die Hände zum Himmel: Ahmet Bilici vom SV Siegfried Hallbergmoos hat die Weltmeisterschaft der Veteranen im bulgarischen Plovdiv gewonnen. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit zwei "Königstransfers" startet der SV Siegfried Hallbergmoos in seinem Jubiläumsjahr in die neue Saison und ist einziger bayerischer Verein in der Zweiten Bundesliga. Kernaufgabe aber bleibt die Nachwuchsarbeit.

Von Alexander Kappen, Hallbergmoos

Irgendwie passt das alles ganz gut zusammen. Der SV Siegfried Hallbergmoos feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Und pünktlich zum Jubiläum schickt der Verein wieder eine Mannschaft in der 2. Bundesliga ins Rennen. Neun Jahre, nachdem sich der SVS freiwillig aus der obersten deutschen Klasse zurückgezogen und nach zuvor fast fünf Jahrzehnten in der ersten oder zweiten Liga eine Ära beendet hat, schnuppert er von September an nun wieder mal Bundesliga-Luft.

Dass es "nur" die 2. Bundesliga ist, darf dabei keinesfalls als Makel gesehen werden. Im Gegenteil: Als Michael Prill 2013 als 21-Jähriger zum Vorsitzenden gewählt wurde und den Verein aus der ersten Liga abmeldete, in der dieser sportlich und finanziell überfordert war, hätten viele beim SVS die 2. Bundesliga als ideale Klasse angesehen. Doch durch den freiwilligen Rückzug mussten die Hallbergmooser unten in der damals viertklassigen Bayernliga anfangen.

Der Aufstieg kommt passend zum Jubiläum

Der SVS konzentrierte sich fortan auf die Nachwuchsarbeit, setzte auch in der Ersten Mannschaft verstärkt auf heimische Kräfte und kämpfte sich wieder nach oben in die Bundesliga - aus der er sich 2019 abermals zurückzog. Die 2. Bundesliga gab es zu dieser Zeit nicht mehr, man übernahm den Startplatz des SVS II in der bayerischen Oberliga, im Freistaat damals die höchste Klasse unterhalb der Bundesliga. Als Meister der Vorsaison qualifizierte sich der SVS für die nun wieder eingeführte 2. Bundesliga. "Der Aufstieg war kein Muss, aber wir freuen uns natürlich, uns zum Jubiläum wieder in der 2. Bundesliga präsentieren zu dürfen", sagt Michael Prill.

Ringen
:Mut zum Rückschritt

Der SV Siegfried Hallbergmoos verlässt zum zweiten Mal nach 2013 freiwillig die erste Bundesliga. Diesmal geht es nur eine statt vier Etagen nach unten, der Kader wird sich dennoch stark verändern - und Integrationsfiguren verlieren.

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Der inzwischen 30-Jährige steht immer noch an der Spitze des Vereins - und er geht immer noch als Aktiver für die Erste Mannschaft auf die Matte. Das Schöne für ihn ist, dass sich nun personell wieder ein Kreis schließt. Ergün Aydin (80/86 kg Freistil), mit dem er schon zu früheren Bundesliga-Zeiten gemeinsam für den SVS angetreten ist, kehrt zur neuen Saison zu seinem Heimatverein zurück. Er kommt zusammen mit Ahmet Bilici (98/130kg Freistil) vom Erstligisten RSV Rotation Greiz. Bilici, der in der Türkei das Ringen gelernt hat, ist Prills Schwager, wohnt in Hallbergmoos und war früher ebenfalls schon für den SV Siegfried aktiv.

Ringer mit "Siegfried-Gen"

Prill spricht von der "Ringer-Familie", die mit der Rückkehr der beiden nun wieder zusammen sei. Der Vereinschef bezeichnet sie als "unsere Königstransfers". Sowohl Aydin als auch Bilici hätten zuletzt in der Bundesliga Top-Ergebnisse vorzuweisen gehabt "und werden in der 2. Bundesliga absolute Sieg-Ringer sein". Die Verpflichtung der beiden sei eine "absolute Wunschkonstellation", weil sie neben ihrer sportlichen Klasse "auch noch das Siegfried-Gen haben", so Prill. Das trifft natürlich vor allem auf Aydin zu. "Das ist der mit Abstand erfolgreichste Ringer, den wir in den letzten Jahren gehabt haben", sagt der Vorsitzende, "er ist der Inbegriff des Hallbergmooser Ringsports".

Prill selbst fühlt sich durch die Rückkehrer "sportlich voll motiviert", er sei absolut heiß auf die neue Saison und werde sich gut darauf vorbereiten. Wer dem Kader letztlich angehören wird, steht noch nicht zu 100 Prozent fest. Das Team, das um Aydin und Bilici herum aufgebaut werden soll, wird wohl zu großen Teilen aus der Aufstiegsmannschaft bestehen, die man weitgehend zusammenhalten will. "Aber es wird natürlich auch zu Veränderungen kommen", so Prill. Noch sei man erst am Anfang der Kaderplanung.

Sicherheit hat man derweil schon auf dem Posten des Chef-Trainers, den fortan wieder Jawad Mohammad bekleiden wird. Er war früher schon mal Coach der Ersten Mannschaft und trainierte zuletzt den Nachwuchs des SV Siegfried. Da einige seiner Schützlinge nun an der Tür zum Männerteam klopfen, sei das eine gute Gelegenheit, "wenn er sie weiter betreuen kann", sagt Prill. Jawad Mohammad sei früher schon in Doppelfunktion für die Männer und Jugendlichen zuständig gewesen.

Die Nachwuchsarbeit wird fortgesetzt

Weil aber nicht jeder - zumindest auf Anhieb - Zweitliga-Niveau haben kann, meldet der SVS heuer wieder eine Zweite Mannschaft. Der Verein sieht es nach wie vor als seine Kernaufgabe an, den Nachwuchs und Breitensport zu fördern. "Jeder soll bei uns die Möglichkeit bekommen, in einer Mannschaft zu ringen, wenn er das will", sagt der Vorsitzende.

Nichtsdestotrotz ist das Zweitligateam natürlich das Aushängeschild des Vereins. 300 bis 400 Fans hofft Prill zu den Heimkämpfen durchschnittlich in die Hallberghalle locken zu können. "Sehr viele Traditionsmannschaften" mit Bundesliga-Geschichte, etwa Reilingen oder Viernheim, treffe man da, so Prill. Aber die größte Nummer ist natürlich der VfK Schifferstadt, "ein Riesen-Name im deutschen Ringen und ein Verein, mit dem wir schon in der Vergangenheit große Duelle hatten". Bedauerlich findet es Prill, dass der SVS, der vornehmlich die Klasse halten will, das einzige bayerische Team in der Liga ist und man zu den sieben Auswärtskämpfen insgesamt etwa 5000 Kilometer zurücklegen muss. "Aber dafür ist es ja, wie der Name schon sagt, Bundesliga."

© SZ vom 31.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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