Tennis:In einem denkwürdigen Finale: Nadal holt den Grand-Slam-Rekord

Tennis: Rafael Nadal jubelt nach dem Matchball

Rafael Nadal jubelt nach dem Matchball

(Foto: Asanka Brendon Ratnayake/Reuters)

Rafael Nadal gewinnt die Australian Open. In einem spektakulären Endspiel ringt der Spanier den Russen Daniil Medwedew in fünf Sätzen nieder und überholt mit seinem 21. Major-Titel Roger Federer und Novak Djokovic in der ewigen Rangliste.

Rafael Nadal gewinnt die Australian Open 2022 und ist damit nach Grand-Slam-Siegen der beste Tennisspieler der Geschichte. Mit seinem 21. Major-Titel überholt er in der ewigen Rangliste den Schweizer Roger Federer und den Serben Novak Djokovic. Nadal siegte in einem spektakulären Finale nach 0:2-Satzrückstand mit 2:6, 6:7 (5), 6:4, 6:4 und 7:5 gegen den Russen Daniil Medwedew. Mit 5:24 Stunden war es das zweitlängste Grand-Slam-Finale der Geschichte. Der Live-Ticker zum Nachlesen.

Seine letzte und bislang einzige Trophäe bei den Australian Open hatte Nadal vor 13 Jahren geholt. Umso eindrucksvoller war es, wie sich Nadal gegen den zehn Jahre jüngeren Medwedew berappelte und wie er den Abnutzungskampf im fünften Satz für sich entschied. Vor allem das Ende der Partie war noch einmal dramatisch: Im fünften Satz führte Nadal bereits früh mit einem Break. Als er bei 5:4 zur Tennis-Historie aufschlug, verlor er jedoch sein Aufschlagspiel. Doch er ging gleich wieder in Führung - ein märchenhaftes Comeback. "Was Rafa heute geleistet hat, ist unglaublich", meinte Medwedew.

Als erst vierter Spieler - neben Djokovic, Rod Laver und Roy Emerson - hat der Sandplatz-Dominator nun jedes Grand-Slam-Event mindestens zweimal gewonnen. Vor allem aber triumphierte Nadal in Melbourne auf ähnliche Weise wie Federer im Jahr 2017, als dieser nach einer Knieverletzung und langer Pause in Down Under völlig überraschend gewann. Auch der Mallorquiner hatte bis unmittelbar vor dem Turnier mit seiner komplizierten Fußverletzung zu kämpfen und zwischen Mitte Juni und Anfang Januar nur zwei Partien bestritten. Nadal hatte gar mit seiner Familie diskutiert, ob es Zeit sei, sich vom Tennis zu verabschieden, sollten sich die Probleme nicht bessern. "Vor einem Monat wusste ich nicht, ob ich auf die Tour zurückkehren kann, und jetzt stehe ich hier mit der Trophäe", sagte Nadal. "Das war ohne Zweifel einer der emotionalsten Monate meiner Karriere. Die große Unterstützung, die ich bekommen habe, bleibt für immer in meinem Herzen."

Erst vor gut vier Monaten versperrte Medwedew Djokovic den Weg

Im Finale sah es zunächst lange danach aus, als sei Medwedew der bessere Spieler. Cool und defensivstark trotzte der Russe in der Rod-Laver-Arena lange der Atmosphäre, denn die Sympathien waren klar auf Seiten von Nadal. Dem allerdings unterliefen in den ersten beiden Sätzen viele unerzwungene Fehler. Trotz einer zwischenzeitlichen 5:3-Führung im zweiten Satz gelang ihm nicht der Satzausgleich. Stattdessen ging Medwedew nach Sätzen mit 2:0 in Führung. Es schien, als könne er wieder einem der Stars der Tennis-Szene die Show verderben. Erst vor gut vier Monaten hatte Medwedew bei den US Open in New York den Weg von Djokovic zum 21. Titel und historischen Grand Slam mit allen vier großen Titeln in einem Jahr versperrt.

Tennis: Nach großem Kampf unterlegen: Daniil Medwedew.

Nach großem Kampf unterlegen: Daniil Medwedew.

(Foto: William West/AFP)

Drohte Nadal nun das gleiche Schicksal? Der Mallorquiner wollte sein Glück nach eignen Worten nicht vom Grand-Slam-Rekord abhängig machen. Dennoch spielte die Bedeutung des Matches womöglich eine Rolle. "Es ist eine Nervenschlacht", meinte Boris Becker als Eurosport-Experte. Schon das US-Open-Finale 2019 zwischen den beiden hatte sich zu einem spannenden Duell über fünf Sätze entwickelt: Damals führte Nadal mit zwei Sätzen, gewann am Ende aber doch erst im entscheidenden fünften Satz.

In diesem Jahr drehte Nadal erst am Ende des dritten Satzes so richtig auf. Er zwang Medwedew dazu, ein wenig von seiner Linie abzuweichen, womit dieser auch seine Abgezocktheit verlor. Zwischenzeitlich ließ der Russe sich am Oberschenkel behandeln und diskutierte mit dem Schiedsrichter John Blom über Zuschauer, von deren Rufen er sich gestört fühlte. Der australische Stuhlschiedsrichter ging zu Beginn des fünften Satzes auf die Forderung Medwedews ein: Er ermahnte die Zuschauer, nicht zwischen dem ersten und zweiten Aufschlag zu stören, sonst müsse er die Security rufen.

Am Ende war es trotzdem Nadal, der triumphierte. Die Zuschauer, seine mentale Stärke und ein tadelloses letztes Aufschlagspiel trugen ihn zum denkwürdigen Sieg. "Eigentlich dachte ich, dass das vielleicht meine letzten Australian Open sind", sagte Nadal. "Jetzt habe ich aber viel Energie, weiterzumachen."

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