Schaurige Faszination:Sechs Morde auf dem Einödhof

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"Sie spüren, dass etwas nicht stimmt, dass jemand auf dem Hof ist", sagt die Regisseurin des schaurige Theaterstücks "Hinterkaifeck". (Foto: hak) (Foto: hak)

"Sie spüren, dass etwas nicht stimmt, dass jemand auf dem Hof ist", so die Regisseurin. Mit dem schaurigen Theaterstück "Hinterkaifeck" zieht die Gruppe "Werkstück" ab dem 13. Oktober Zuschauer in ihren Bann.

Von Petra Schnirch, Freising

Es ist eine düstere Geschichte, die die VHS-Theatergruppe Werkstück auf die Bühne bringt - gleichzeitig übt sie seit Jahrzehnten eine schaurige Faszination aus. Dies ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, dass die sechs brutalen Morde von Hinterkaifeck im Jahr 1922 noch immer ungeklärt sind, aber auch auf den trostlosen Alltag der Bauersfamilie zuvor. Mit psychologischem Scharfsinn durchleuchtete der im vergangenen Jahr verstorbene Freisinger Autor Reinfried Keilich die Beziehungen innerhalb der Familie Gruber und somit mögliche Motive für die schreckliche Tat.

Mit Keilichs Drama "Hinterkaifeck - ein Mordfall" feiert Werkstück am Freitag, 13. Oktober, im Haus der Volkshochschule Premiere. Acht weitere Aufführungen folgen. Regie führt Barbara Berger. Parallel dazu informiert eine kleine Ausstellung über die Geschehnisse und über Autor Reinfried Keilich.

Die Theatertruppe hat sich akribisch vorbereitet und auch den Tatort bei Schrobenhausen besucht

Die Theatertruppe hat sich akribisch vorbereitet. Sie besuchte auch den Tatort bei Schrobenhausen. Der Einödhof war nach der Tragödie abgerissen worden, dort befindet sich heutzutage Wald, wie Barbara Berger am Freitag bei einem Pressegespräch im Bayerischen Hof berichtete. Eine "gewisse Mystik" wohne dem Schauplatz aber immer noch inne, so sei beispielsweise das Handy ausgefallen.

Stellen das neue Werkstück-Projekt "Hinterkaifeck - ein Mordfall" vor: (v. l) Yvonne Stransky und Oliver Dorn von der VHS, Schauspieler Karl-Heinz Kirchmann und Regisseurin Barbara Berger. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Stück zeigt die drei letzten Tage von Andreas und Cäzilia Gruber, ihrer Tochter Viktoria und deren Kinder Cilli und Josef. Sechstes Todesopfer war die Magd Maria Baumgartner. "Sie spüren, dass etwas nicht stimmt, dass jemand auf dem Hof ist", schilderte die Regisseurin. Für weitere Spannungsfelder sorgten Konflikte innerhalb der Familie, auch Inzest sei ein Thema. Die Grubers und ihre Magd wurden brutal erschlagen. Ein weiteres gruseliges Detail ist die Tatsache, dass der oder die Täter nach den Morden offenbar noch Tage auf dem Hof verbrachten und die Tiere vorsorgten.

Der kleine Theaterraum der VHS mit nur 40 Plätzen, der schmalen Bühne und den Holzbalken biete für die Aufführungen das richtige Ambiente, sagte Karl-Heinz Kirchmann. Dies stehe symbolisch für die Enge der Gesellschaft. Kirchmann spielt Vater Andreas Gruber und ist für den Bühnenbau mitverantwortlich. Auf ein "Ausstattungstheater" mit bäuerlichen Requisiten habe man bewusst verzichtet. Das Bühnenbild sei schlicht, die Kleidung der Darsteller sepiagrau. Frische Farben tragen nur die beiden Sprecher, eine Verbindung zur Jetzt-Zeit, die die Fakten zu dem Fall liefern, die Spielszenen sind Rückblenden.

Die Aufführung dauert eineinhalb Stunden ohne Pause. Durch die mitunter komischen Dialoge schaffte es Keilich, dem Stück ein wenig von seiner Schwere zu nehmen, wie Berger schilderte. Blut fließt keines.

Weitere Aufführungen folgen am Samstag, 14. Oktober, am Donnerstag, Freitag, Samstag, 19./20./21. Oktober, sowie am Donnerstag, Freitag, Samstag, 26./27./28. Oktober, und am Montag, 30. Oktober. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass um 19.15 Uhr. Karten zu 13 Euro, ermäßigt elf Euro, gibt es bei der VHS, Kammergasse 12, oder - soweit noch vorhanden - an der Abendkasse.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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