Organisation:"Das 'System Vereinssport' muss stabil bleiben"

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Sebastian Wanzke, Vorsitzender des Freisinger Dachverbands für Sport, am vergangenen Freitag bei der Sport-Gala in voller Aktion. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Stadtverband für Sport in Freising ist mehr als der Organisator von Gala-Abend und Altstadtfest - Sebastian Wanzke sieht ihn vor allem als Partner und Fürsprecher der Vereine.

Interview von Johann Kirchberger, Freising

Dem Stadtverband für Sport gehören etwa 80 Freisinger Sport- und Schützenvereine an. Seit Jahrzehnten stehen die Wanzkes an der Spitze dieses Dachverbands. Auf Vater Siegi, den Erfinder des Altstadtfests, folgte sein Sohn Sebastian. Mit ihm sprach die SZ über die Arbeit des Stadtverbands, über den Sport in Freising und seine Beweggründe, sich zu engagieren.

SZ: Die 20. Gala des Freisinger Sports ist gelaufen. Tolle Einlagen, interessante Gäste und viele Sportler, die in einem würdigen Rahmen geehrt wurden. Zufrieden?

Sebastian Wanzke: Ich würde sagen, die Gala bewegt sich auf einem soliden Niveau. Wir jonglieren unsere eigenen Ansprüche und die Möglichkeiten, die sich uns in Reihen der Freisinger Vereine bieten. Das Feedback ist durchwegs positiv - und wir haben selbst Freude dabei. Also "like"!

Trotz aller Freude, anders als vor 20 Jahren sind Tanzveranstaltungen heutzutage nicht mehr der große Renner. Ist die Sportgala da eine Ausnahme?

Ich denke, die Sportgala unterscheidet sich in einem ganz deutlich: Band, Moderation, Einlagen - all diese Entertainment-Elemente sind am Ende nur der Rahmen für die Ehrungen. Wir sprechen also nicht von einem reinrassigen Ball, doch der Mix gelingt ganz gut und die Halle ist gut gefüllt. Das lass ich mal für sich sprechen.

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Wie groß ist eigentlich das Interesse am Club-Award? Bewerben sich da viele Vereine oder erarbeitet der Stadtverband selbst eine Vorschlagsliste?

Man kann, aber man muss sich nicht bewerben. Wir versuchen, Vorschläge zu erarbeiten, die wir dann in der "Jury" kurz abstimmen. Nach zehn Jahren ist das Konzept allerdings zu hinterfragen und anzupassen, denn es gibt keine harten, faktischen Kriterien und man möchte fair entscheiden und alle Vereine mal berücksichtigen. Vielleicht entwickeln wir das Konzept weiter. Aber zu sehen, wie sich selbst große Clubs über den Titel "Verein des Jahres" freuen, bestärkt uns in der Grundidee.

Vielfach hört man auch, dass sich die Vereine nur noch dann um Karten bemühen, wenn jemand aus ihren Reihen geehrt wird. Hat die Beliebtheit der Gala etwas gelitten?

Na ja, für manche mag das gelten, für andere nicht. Ich sehe das allerdings auch gar nicht abwertend, hier geht es um die Haltung der Vereine. Aber am Ende bin ich wohl tendenziell voreingenommen.

Die zweite Großveranstaltung des Stadtverbands ist das Altstadtfest. Ist denn schon sichergestellt, dass am 21. Juli die Sonne scheint und es nicht regnet?

Endlich eine einfache Frage. Ja, das Wetter wird prima und wir danken Petrus schon heute dafür. Ob wir zu dem Zeitpunkt allerdings auch wieder Weltmeister sind, das fragt Ihr besser den Pflügler Hans.

Ist auch sonst für das Altstadtfest alles bereitet? Ist genug Platz auf Freisings größter Baustelle für 20 000 Feierlustige?

Die städtebaulichen Planungen lassen durchaus hoffen. Final wird man das allerdings erst recht kurzfristig beurteilen können. Aber - was auch kommen mag in diesem oder den kommenden Jahren - wir finden schon Platz in unserer schönen Stadt. Wo ein Wille ist ...

Der Stadtverband ist ja nicht nur da, um Veranstaltungen zu organisieren. Was macht er eigentlich sonst noch so?

Man nennt uns gerne den "diplomatischen Dienst im Freisinger Sport", damit definieren wir uns als Bindeglied und moderierendes Medium zwischen Stadtverwaltung und den Vereinen. Das beschreibt es einigermaßen, wobei es nicht immer dabei bleibt. Aktuell stehen wir im Dialog mit dem Landrat mit einem Projekt, ein andermal geht es um Konzepte und Ideen und manchmal auch um schnöde Bürokratie. Die Events, in denen wir auftauchen, stammen aus Initiativen, die wir oder wir mit Vereinen hatten - natürlich bleibt das dann an einem hängen. Und wir machen es gerne.

Manchmal hat man den Eindruck, der Stadtverband fährt einen Kuschelkurs mit der Stadt. Viel Lob, wenig Kritik. Stimmt das, steht im Freisinger Sport alles zum Besten?

Aha, eine rhetorische, vielleicht sogar eine Suggestivfrage. Natürlich erkennen wir den Bedarf vieler Sportvereine und kennen deren Sorgen, so sie diese mit uns teilen. Uns geht es am Ende um die Balance. Das "System Vereinssport" muss stabil bleiben. Mit Zugeständnissen, Kompromissen und auch Konsenswillen auf beiden Seiten. Mag sein, dass wir öffentlich zu unkritisch auftreten, unsere DNA aber positioniert uns klar als Partner und Fürsprecher der Vereine. Ich nehme die Kritik aber gerne an.

Stichwort Hallenbenutzungsgebühren oder Baukostenzuschüsse. In den Vereinen wird oft nur leise gemurrt. Man hat Angst, es sich mit der Stadt zu verderben. Müsste da der Stadtverband nicht entschiedener und lautstark die Interessen der Clubs vertreten?

Ganz ehrlich: Mir selbst fällt es schwer, die Gesamtsituation in Freising qualifiziert zu bewerten. Ich finde es daher gut, richtig und wichtig, dass sich die Stadt entschieden hat, die Sportentwicklungsplanung professionell "durchleuchten" zu lassen. Dies werfe ich bewusst in diesem Kontext ein, da ich mir von der dadurch gewonnenen Transparenz viel erhoffe. Man wird parallel Vergleiche zu anderen Kommunen erstellen - aber bitte ganzheitlich und nicht punktuell, sonst bekommen wir keine belastbare Basis für Konstruktives. Und um das sollte es uns allen gehen.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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