Noch viel zu tun:Runter vom Gas

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Die Umweltorganisationen im Landkreis fordern von den Landtagskandidaten mehr Klimaschutz. Nötig sind dazu der Ausbau der Erneuerbaren Energien, des ÖPNV, der Ausstieg aus der Kohle und der Verzicht auf die dritte Startbahn.

Von Alexandra Vettori, Freising

Gemeinsam haben sie 6900 Mitglieder, die zehn - im weitesten Sinne - Umweltorganisationen aus dem Landkreis Freising. Ihre Vorsitzenden und Sprecher haben sich am vergangenen Donnerstag bei Biobauer Braun in Dürneck versammelt, um ihren Forderungen zum Klimaschutz vor der Landtagswahl noch einmal Nachdruck zu verleihen. Zuvor hatten sie eine Fragebogenaktion unter den Landtagsdirektkandidaten organisiert, die FDP und AfD ignoriert haben.

Ansonsten waren sich alle Kandidaten darin einig, dass der Ausbau der Fotovoltaik verbessert werden muss. Derzeit ist er um 75 Prozent gesunken, wegen geringer Vergütungen und der Steuer für Selbst-Einspeiser. Nur der CSU-Kandidat findet, die Regierung mache hier genug. Dass alle Direktkandidaten gegen die dritte Startbahn sind, ist bekannt, aber nur SPD, ÖDP und Grüne sind das ausdrücklich auch aus Klimaschutzgründen, für den Rest ist fehlender Bedarf entscheidend. Und die Umwelt-Vereine? Sie fordern den flächendeckenden Ausbau Erneuerbarer Energien, eine Kohlendioxid-Steuer, Klimaschutz in die Verfassung und eine klimaneutrale Staatsverwaltung.

Andreas Henze, Verein Sonnenkraft Freising: Es reicht nicht aus, die Emissionen zu reduzieren, wir müssen vielmehr Kohlendioxid (CO₂) wieder aus der Atmosphäre heraus holen und die Erneuerbaren Energien noch stärker fördern. Dazu muss auch die 10-H-Regelung für Windräder abgeschafft werden.

Sepp Beck, Freisinger Agendagruppe Energie und Klimaschutz: Wichtig ist der Ausstieg aus der Kohle. Das Kohlekraftwerk Anglberg in Zolling zum Beispiel erzeugt im Landkreis Freising 1,8 mal so viel CO₂ wie alle anderen Emittenten zusammen, und 3,3 mal so viel Stickoxide wie alle 43 000 Diesel-Pkw im Landkreis.

Helga Stieglmeier, Aktionsbündnis Aufgemuckt: Das Flugzeug ist das klimaschädlichste Verkehrsmittel, der Luftverkehr muss reduziert werden. Wir sind für den endgültigen Verzicht auf die dritte Startbahn und die Besteuerung des Flugkerosins. Kurzflüge müssen auf die Schienen verlegt werden.

Jürgen Maguhn, Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Freising: Die CO₂-Emissionen des Verkehrs liegen bei 18 Prozent der Gesamt-Emissionen. Seit den neunziger Jahren steigt der Ausstoß wieder. Bayern ist Schlusslicht in Deutschland, es schlüsselt die Emissionen in seiner Statistik nicht einmal auf. Hauptforderungen sind: kein Neubau von Straßen, Ausbau des ÖPNV und die Einrichtung von Mobilitäts-Drehscheiben.

Andreas Mehltretter, Freisinger Agendagruppe Bauen, Wohnen, Verkehr: Bayern hat ein riesiges Defizit, die Emissionen im Verkehr zu reduzieren. Alle Kandidaten sind für den Ausbau des ÖPNV. Wir brauchen höhere Takte, dichtere Netze, vor allem im ländlichen Raum, preislich attraktiv und kostenlos für Jugendliche.

Michael Stanglmaier, Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club, Kreisgruppe Freising: Der Anteil der Emissionen aus dem Verkehr liegt im Landkreis über dem Landesdurchschnitt. Seit Jahren haben wir eine Politik, die nur das Auto fördert. 50 Prozent aller Fahrten sind unter fünf Kilometer, also mit dem Rad zurückzulegen. In Bayern hat das Rad nur elf Prozent Anteil am Verkehr, im Kreis noch weniger.

Hans Stanglmair, Solarfreunde Moosburg: Über 70 Prozent der Häuser werden noch mit Öl und Gas beheizt und stoßen entsprechend viel CO₂ aus. Mit den Einsparungen durch Sanierungen geht es quälend langsam voran - und die Einsparungen werden wettgemacht durch steigende Zahlen von Häusern und Luxus.

Martin Hillebrand, Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Freisinger Land: Sonne und Windenergie können unendlich ausgebaut werden, alle anderen Energieträger stoßen an Grenzen. Die BEG fordert den Ausbau der Windenergie, die in Bayern wegen der 10-H-Regelung stockt. Für den Landkreis bedeutet diese das komplette "Aus" bei der Windenergie. Es gibt damit keinen Standort mehr.

Joachim Maroski, Greenpeace Moosburg: Die Antworten der Politiker sind wie zuckersüße rosarote Fiktion. Wenn das alles so gemacht würde, bräuchte es diese Veranstaltung hier nicht. Wir fordern die Verkehrswende und den Kohleausstieg.

Wolfgang Willner, Bund Naturschutz Freising: Energiesparen hat viel Potenzial. Und die Schließung des Kohlekraftwerks im Landkreis, das noch aus den fünfziger Jahren stammt. Positiv ist das Projekt Moorschutz, durch die Wiedervernässung wird CO₂ im Boden gebunden.

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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