Neufahrner Süden:Einfach nur ein Grünstreifen

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Erst lässt Neufahrn die Anwohner Pläne schmieden, dann scheitern die Vorschläge am Geld. Bürgerbeteiligung geht anders.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Ein paar Monate lange hätte man denken können, der geplante Grüngürtel im Neufahrner Süden würde etwas ganz Besonders. Schließlich hatten rund 30 Bürger auf Einladung der Gemeinde in einem Workshop Ideen dafür zusammengetragen. Seit Montagabend ist aber endgültig klar, dass davon praktisch nichts in die Realität umgesetzt wird. Denn der Gemeinderat hat im August eine Kostendeckelung auf 440 000 Euro beschlossen, und dafür war selbst eine bereits abgespeckte Planungsvariante noch zu teuer. Nun hat man einstimmig eine noch einfachere Version beschlossen.

Bäume, Sträucher, Rasen und ein geschwungener Spazierweg, der mit "Querungshilfen" an das Wohngebiet angeschlossen wird, sind das, was von den hehren Plänen übrig geblieben ist. Ob es da denn wenigstens Lampen geben werde, wollte ein Zuhörer wissen, der zu den künftigen Anwohnern gehört und abends gerne mal joggen geht. "Der Spazierweg wird keine Beleuchtung haben", erklärte ihm Bauamtsleiter Michael Schöfer. "Das sind die Konsequenzen aus dem Deckelungsbeschluss", bedauerte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne), der in der Sitzung keinen Hehl daraus machte, dass er sich das auch anders gewünscht hätte. Schließlich war der Workshop auch eine Art von Bürgerbeteiligung gewesen, wie sie der Rathauschef forcieren möchte.

Barfußpfad, ein Kletterwald, Pavillons: Die Anwohner hatten viele Ideen

Auch die Fachplaner waren mit Elan an das Projekt herangegangen, denn der geplante Grüngürtel hat eigentlich Potenzial. Er wird um das Neubaugebiet Neufahrn-Süd mit rund 100 Wohneinheiten zwischen Dietersheimer Straße und Am Hart angelegt. Im Süden wird der Streifen 20 Meter breit sein. Dort wollten die Workshop-Teilnehmer eigentlich Sitzmöglichkeiten und überdachte Pavillons aufstellen, auch ein Barfußpfad war angedacht. Dazu Spielgeräte für alle Altersgruppen, womöglich sogar ein Kletterwald. In einem anderen Bereich für "Ruhe und Besinnung" wollten die Planer thematisieren, dass genau an dieser Stelle einmal Baracken des KZ-Außenlagers standen.

Im Westen wird der Grünstreifen nur acht Meter breit sein. Dort schlugen die Planer zunächst ein "Fitnessband" vor. Die Workshop-Teilnehmer stellten sich hierbei vor allem eine Art Trimm-dich-Pfad nach dem Freisinger Vorbild vor. Womöglich könnten bei der Nutzung auch Vereine mit Angeboten helfen, so hatten die Planer überlegt. Ursprünglich war man von rund 400 000 Euro Gesamtkosten ausgegangen, doch im Mai 2018 standen dann schließlich Baukosten von 735 000 Euro zuzüglich Planungskosten im Raum. Das Planungsbüro wurde aufgefordert, zwei weitere Varianten auszuarbeiten - eine mit geringer Kostenreduzierung und eine mit starker inhaltlicher Reduzierung des Vorentwurfs.

Von 735 000 Euro Planungskosten auf 440 000 Euro

In erstem Fall wurde dann etwa auf Pflanzbeete mit Stauden und Gräsern und auf Liegen verzichtet, die Zahl der Bänke und der Fitnessgeräte wurde reduziert. Noch immer wären dafür aber mehr als 680 000 Euro nötig gewesen. Bei der zweiten Variante wurden zum Beispiel die Fitnessgeräte komplett gestrichen, ebenso der Erinnerungsort und die Wegbeleuchtung. Knapp 500 000 Euro hätten all das aber immer noch gekostet. Dann beschloss der Gemeinderat, dass bei 440 000 Euro Schluss sein solle, und die Planer mussten erneut ran.

Über das Ergebnis wurde dann nicht mehr allzu lange diskutiert. Josef Eschlwech von den Freien Wählern, die vergangenes Jahr die Kostendeckelung beantragt hatten, sprach von einem "vollkommenen Bild". Er regte lediglich noch an, im südöstlichen Bereich Poller oder ähnliches anzubringen, um die Gäste des nahen Hotels vom Parken auf dem Grünstreifen abzuhalten. Auch Ulla Schablitzki (SPD) bezeichnete die Einsparungen als "gut", vermisste nun allerdings einen Spielplatz. Die Fläche habe noch "Zukunftspotenzial" stellte Burghard Rübenthal (CSU) fest, und merkte etwas überraschend an: "Man muss den Bürgern ja nicht alles vorgeben", womöglich kämen da noch "eigene Ideen". Bürgermeister Heilmeier hielt dann auch noch einmal ausdrücklich fest, dass "einiges gestrichen wurde, was von den Bürgern gekommen ist", und betonte erneut: "Ich hätte auch eine andere Entscheidung besser gefunden."

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