Kampf gegen den Klimawandel:"Es geht voran, aber langsam"

Lesezeit: 3 min

Das fossile Zeitalter beenden - aber wie? Protestierende auf der COP28 in Dubai. (Foto: Peter Dejong/dpa)

Anna Weber aus Mintraching war als Beobachterin bei der Weltklimakonferenz in Dubai ist zu Ende. Das Ergebnis sieht sie mit gemischten Gefühlen. Zwar einigt sich die Staatengemeinschaft auf eine Abkehr von fossilen Energien, konkrete Frist aber gibt es keine.

Von Lena Meyer

Die Klimakonferenz COP28 in Dubai ist zu Ende. Die Staatengemeinschaft einigte sich erstmals auf eine Abkehr von fossilen Energien und rief damit einen Übergang zu mehr Nachhaltigkeit aus. Doch es blieben Schlupflöcher, kritisiert Anna Weber. Die junge Frau aus Mintraching war als Beobachterin dabei. Ihre Bilanz: Die Dringlichkeit des Themas werde zwar gesehen, gehandelt werde allerdings noch zu langsam.

Viele Experten werten die Weltklimakonferenz als Erfolg. Denn es ist das erste Mal, dass fossile Energien in COP-Beschlüssen überhaupt erwähnt werden, bisher hatte sich die Welt nie so deutlich gegen deren künftige Nutzung positioniert. Der Präsident der Konferenz, Sultan Al-Dschaber, nannte das Ergebnis daher "historisch". Konkrete Frist für einen Ausstieg gibt es jedoch keine.

Die Ziele seien damit zum Teil erreicht worden, zum Teil aber auch nicht, bilanziert Anna Weber aus Mintraching. Sie promoviert zum Thema Atmosphärenphysik am Meteorologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität in München. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), die als einer der größten Jugendverbände Deutschlands regelmäßig eine Abordnung zur Weltklimakonferenz entsendet.

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Als Beobachterin hatte Weber dort kein Rederecht. Stattdessen vernetzte sie sich mit jungen Leuten anderer Nationen, besuchte Verhandlungen und sprach mit Politikern, um Anliegen der jungen Generation deutlich zu machen. Ein besonders wichtiges Thema für Weber auf der Konferenz war der verbindliche Ausstieg aus allen fossilen Energien - der phase out. Dieser müsse schnell, aber auch fair geschehen, bekräftigt die junge Frau. Die Ergebnisse der Konferenz sieht sie mit gemischten Gefühlen.

"Dass diese Energien benannt werden, ist ein wichtiges Signal und ein großer Fortschritt", findet Weber. Über 100 Nationen befürworten ein Ende der Nutzung von Kohle, Gas und Öl. "Die Angst der OPEC zeigt, dass der endgültige Ausstieg eine realistische Option war." Weber ist sich daher sicher: Die Dringlichkeit werde gesehen. Gehandelt allerdings werde noch immer schleppend, klagt Weber.

Anna Weber aus Mintraching (rechts) fehlen im finalen Beschluss klare Details zur Finanzierung und eine Frist. (Foto: kljb/oh)

Obwohl die fossilen Energien klar benannt wurden, sei die Sprache in dem finalen Beschluss zu entschärfend. Eine Frist wird nicht erwähnt. Das wiederum biete Schlupflöcher, denn noch steht die Abkehr von fossilen Brennstoffen lediglich als Option fest geschrieben. "Den Namen zu nennen ist gut, aber was man daraus zieht, ist zu wenig", moniert Weber deswegen. Zudem fehlten klare Details zur Finanzierung. Für Anna Weber der "Knackpunkt" in der Debatte um mehr Nachhaltigkeit und eine faire Lastenverteilung. "Wer zahlt mehr? Das ist ein großes Thema, gerade da in manchen Ländern einfach die finanziellen Mittel nicht vorhanden sind." Für eine globale Kooperation in Sachen Klimaschutz sei eine faire Verteilung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern entscheidend.

Die Stimmung lag irgendwo zwischen Frust und Freude

Es überrascht daher nicht, dass die Stimmung auf der Konferenz irgendwo zwischen Frust und Freude lag. Gerade unter den jungen Menschen, die gut vertreten waren, wie Weber sagt. "Es geht voran, aber langsam. Und die Frage ist, ob es nicht zu langsam ist."

Denn jedes zehntel Grad an Erwärmung habe gravierende Auswirkungen - viele seien jetzt schon sichtbar. "Je höher die Erwärmung, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass es noch größere Auswirkungen geben wird", mahnt Weber. Und gerade Entwicklungsländer und Staaten des globalen Südens seien besonders stark betroffen. Weber schildert eine Unterhaltung mit jungen Delegierten aus dem Pazifikraum, die bereits unter gravierenden Folgen des Klimawandels leiden: "Durch Stürme und Hochwasser kommt es zu Verunreinigungen im Trinkwasser. Das ist ganz akut", erklärt sie. Die Betroffenheit eine völlig andere als in reichen Nationen. "Dementsprechend ist auch der Blick auf die Industrieländer ein ganz anderer."

Jeder muss sich an die eigene Nase fassen

Diese sieht Weber in einer historischen Verantwortung, für mehr Klimaschutz einzustehen - immerhin sind sie für die meisten globalen Emissionen verantwortlich. Deutschland beispielsweise verursachte seit Beginn der Industrialisierung etwa fünf Prozent der Erderwärmung, wie Angaben des Bundesumweltministeriums belegen. Auch die Landwirtschaft spiele dabei eine entscheidende Rolle. Der Sektor, der stark von den Folgen des Klimawandels betroffen ist, sei zudem für ein Drittel der weltweiten Emissionen verantwortlich, erklärt Weber. "Wenn man die Landwirtschaft nicht mitdenkt, kann man das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen."

Zukünftig wünsche sich Anna Weber daher eine stärkere Berücksichtigung dieses Sektors, aber auch die Einigung auf konkrete Details und Fristen, die zu einem endgültigen Ausstieg aus den fossilen Energien führen. Es sei definitiv noch Luft nach oben, auch wenn man schon in die richtige Richtung gehe. Was in Freising getan werden könne, um im Sinne der Nachhaltigkeit zu handeln? "Da kann sich jeder bereits an die eigene Nase fassen", so Weber. "Was konsumiere ich, wie viel konsumiere ich? Muss es immer eine Flugreise oder die neueste Kleidung sein?" Wichtig ist Anna Weber, dass man sich weiterhin über das Thema austauscht, damit es weiter im Fokus der Gesellschaft bleibt. "Darüber zu reden hilft bereits, den Klimaschutz präsenter zu machen."

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