Kinderbetreuung:"So schwierig war es noch nie"

Lesezeit: 2 min

Im Kindergarten am Keltenweg ist die Personallage besonders angespannt. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Briefe sind unterwegs, die Vergabe der Kitaplätze in Neufahrn hat begonnen. Aber die Lage ist wegen des Personalmangels angespannt, vor allem im Kindergarten am Keltenweg.

Von Francesca Polistina, Neufahrn

Die Zusagen für die Kitaplätze im Jahr 2024/25 sind seit Dienstag unterwegs: Viele Familien in Neufahrn werden diese Woche Grund zum Feiern haben, andere wiederum müssen mit unruhigen Nächten rechnen. Denn die Lage ist alles andere als rosig. "Es ist schon lange schwierig, aber so schwierig war es noch nie", sagte Michaela Wiencke-Bimesmeier, die zuständige Abteilungsleiterin bei der Gemeinde, in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Montag. Der Grund: die schlechte Personalsituation in den Einrichtungen.

Am schwierigsten ist die Lage nach Angaben der Gemeinde im Kindergarten am Keltenweg, der von der Diakonie Rosenheim getragen wird. Wegen Personalmangels kann die Einrichtung die Kinder vorerst nicht mehr wie gewohnt betreuen, aus den bestehenden drei Kindergartengruppen werden zunächst zwei. Rund 20 Kinder werden im Mai - also mitten im Kitajahr - in andere Einrichtungen der Gemeinde wechseln. Dadurch reduziert sich die Zahl der dort betreuten Kinder von rund 70 auf knapp 50.

Norbert Blesch von der Diakonie Rosenheim ist "zuversichtlich", bis September neues Personal einstellen zu können. "Es laufen Bewerbungen", sagt er der SZ. Doch selbst wenn die Diakonie neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für sich gewinnt, wird es im Kindergarten am Keltenweg im kommenden September zunächst nur noch zwei Kindergartengruppen geben. Denn ein neues Team aufzubauen, koste Zeit und Kraft, und die Diakonie verschweigt nicht, dass die aktuelle Notlage auch durch Schwierigkeiten innerhalb des Teams verursacht wurde. "Wir wollen die neuen Teams erst einmal schützen", sagt Blesch. Das Ziel sei es aber, im Laufe des kommenden Kitajahres eine dritte Gruppe zu eröffnen, wenn das Team sich gut eingespielt hat.

Doch auch wenn sich die Situation am Keltenweg im kommenden Kindergartenjahr normalisieren sollte, das Thema bleibt: Es ist eng in den Neufahrner Einrichtungen, und es wird wahrscheinlich noch enger. Betroffen sind vor allem die Dreijährigen: Für sie wird es zunehmend schwierig, einen Kindergartenplatz zu finden. Denn das Alter ist ein entscheidendes Kriterium bei der Platzvergabe und ältere Kinder, insbesondere Vorschulkinder, haben generell bessere Chancen. Eine längere Betreuung der Dreijährigen in der Krippe ist aus Sicht der Verwaltung aber auch nicht sinnvoll: "Die Krippe ist für kleinere Kinder da", betonte Wiencke-Bimesmeier in der Gemeinderatssitzung.

Nicht alle verfügbaren Plätze können tatsächlich vergeben werden - es fehlen die Betreuerinnen

Der Kindergarten am Keltenweg ist wahrscheinlich nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. "Plätze fehlen überall", sagt Wiencke-Bimesmeier. In anderen Einrichtungen wie etwa in der Krippe in Massenhausen ist die Lage auch angespannt. Auf der Webseite der Einrichtung liest man, dass "aufgrund der derzeitigen Personalsituation" keine Krippenkinder zum September aufgenommen werden können. Kündigungen werde es nicht geben, versichert die Leiterin Claudia Stimoli der SZ, die bereits betreuten Kinder werden weiterhin betreut. Aber "vorübergehend" habe die Einrichtung keine Kapazitäten, um neue Kleinkinder aufzunehmen. Im Bereich des Kindergartens wird es hingegen keine Änderungen geben.

Derzeit gibt es in Neufahrn 134 Krippen- und 756 Kindergartenplätze, die von der Gemeinde genehmigt sind. Bürgermeister Franz Heilmeier nennt das eine "ausreichende Zahl" - das Problem ist aber, dass viele dieser Plätze aus Personalmangel nicht belegt werden können. Im Krippenbereich sind nur 117 Plätze belegt, im Kindergartenbereich knapp 600, sodass viele Familien leer ausgehen. Wie viele Absagen die Gemeinde für das Jahr 2024/25 erteilen muss, dazu will sich die Abteilungsleiterin erst nach der zweiten Platzvergabe im Mai äußern.

Bürgermeister Heilmeier betont, dass die Gemeinde "nirgends so viel Geld wie im Bereich von Kindertagesstätten und Schulen" investiert. Verschiedene Baumaßnahmen, unter anderem mit Wohnungen für Mitarbeiterinnen, wurden vorgenommen und stehen auch in Zukunft an. Die Gemeinde trägt jährlich 40 Prozent der insgesamt sieben Millionen Euro öffentlicher Zuschüsse für den Kita-Bereich, hinzu kommen Verwaltungskostenpauschalen und die vom Gemeinderat beschlossene Übernahme der Defizite. Zudem hat der Gemeinderat die Gewährung von Zulagen beschlossen, das Gehalt einer pädagogischen Kraft bei Vollzeit habe sich in den vergangenen Jahren um 470 Euro im Monat erhöht. Doch das reicht anscheinend nicht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGebrüder Asam
:Moderne Kunst-Stars ihrer Zeit

Cosmas Damian und Egid Quirin Asam erarbeiteten sich auch mit dem Freisinger Mariendom den Ruf als bedeutende Vertreter des Spätbarock und wurden fürstlich bezahlt. Egid baute sich gar seine ganz persönliche Kirche mitten in München mit Privatblick auf den Altar: die Asamkirche in der Sendlinger Straße.

Von Francesca Polistina und Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: