Bahnverkehr:Gleis frei für die S-Bahn

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Die Eisenbahnüberführung in der Nähe des Kurt-Kittel-Rings in Neufahrn ist dringend sanierungsbedürftig. (Foto: Marco Einfeldt/Archiv)

Um den Bahnverkehr nach Landshut und zum Flughafen zu beschleunigen, gibt es mehrere Vorschläge: einen vierspurigen Ausbau, die Umsetzung der geplanten Piste für den Transrapid oder eine Schleife, die von einer Neubaustrecke nach Ingolstadt abzweigt.

Von Peter Becker, Neufahrn

Die Bahnüberführung in Neufahrn in der Nähe des Kurt-Kittel-Rings ist seit Jahren in marodem Zustand. Es gibt einen Beschluss aus dem Jahr 2021, sie zu erneuern. Doch scheinbar geht nichts voran. "Wir haben ein echtes Problem", sagte Gemeinderat Felix Bergauer während eines Pressegesprächs des Kreisverbands der ÖDP. Denn niemand weiß so genau, wie es eigentlich mit der Bahnstrecke von München Richtung Landshut weitergehen soll. Etwa, ob die schwer überlastete Verbindung irgendwann einmal vierspurig ausgebaut wird. Oder wird es eine Neubaustrecke parallel zur Autobahn geben? Je nachdem könnte die Brücke dementsprechend erneuert werden, ohne neuen Gleisen im Weg zu stehen. Bergauer hat aber den Eindruck, dass sich derzeit weder die Bahn noch das Straßenbauamt intensiv mit dem Problem beschäftigen.

Bergauer und Florian Pflügler erwägen, einen ähnlichen Antrag zur Verkehrsinfrastruktur zwischen Neufahrn und Feldmoching zu stellen, wie dies jüngst die Fraktion BfE/Echinger Mitte/ÖDP im Echinger Gemeinderat getan hat. Darin geht es einerseits um den derzeitigen Stand der Dinge beim Ausbau der Autobahn A 92 auf sechs Spuren, zum anderen um die störungsanfällige Bahnstrecke zwischen München und Landshut. Deren Kapazitäten sind erschöpft, Berufstätige, die mit der S 1 oder einem Regionalzug fahren, können ein Lied davon singen. Die ständigen Verspätungen rühren daher, dass auf den Gleisen sowohl die S-Bahn als auch Regional- und Güterzüge verkehren, die sich gegenseitig ausbremsen. Obendrein dient die S 1 als Flughafenzubringer. Da können Verspätungen dazu führen, dass Reisende ihren Flug verpassen.

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Die Bahn plant, die Strecke mit zusätzlichen Weichen und digitalisierten Signalen auszustatten. Dann würde ihrer Ansicht nach der Schienenverkehr besser getaktet. "Das ist Augenwischerei", kritisiert Bergauer. Und erst in diesem Jahr will die Bahn mit der Vorplanung der Digitalisierung beginnen. Eine Machbarkeitsstudie zum vierspurigen Ausbau der Strecke zwischen Moosach und Neufahrn liegt noch gar nicht vor.

Die Echinger Fraktion brachte Ende des vergangenen Jahres eine zweigleisige Verbindung ins Spiel, die entlang der A 92 verlaufen würde. Sie ist Bestandteil einer Machbarkeitsstudie, die einst für den Transrapid erstellt worden war. Deren Gleise könnten an der Neufahrner Spange beginnen und in Feldmoching wieder in die bisherige Strecke einfädeln. Auf diesem Schienenstrang würden Regionalzüge oder gar der ICE verkehren. Die aktuelle Bahnstrecke wäre dann ganz der S-Bahn vorbehalten.

Von den hochfliegenden Plänen zum Bau einer Transrapidstrecke von München zum Flughafen ist außer einer Machbarkeitsstudie nichts übrig geblieben. Die damals vorgeschlagene Route könnte dennoch gebaut werden, um den Bahnverkehr zwischen München, dem Flughafen und Landshut zu beschleunigen. (Foto: Marco Einfeldt/Archiv)

Ein weiterer Vorschlag könnte die Verbindung nach Niederbayern ebenfalls entlasten. Es existiert nämlich ein Arbeitspapier aus dem Jahr 2022 für den Neubau einer "Spange" nach Ingolstadt. Die bisherigen Gleise müssten dringend erweitert werden, was aufgrund der engen Platzverhältnisse kaum möglich ist. Von der "Spange" soll es einen Abzweig nach Landshut und zum Flughafen geben. Unter Umständen, heißt es in dem Papier, könnte auch Allershausen an den Schienenpersonenverkehr angebunden werden. Der Flughafen wäre dann aus allen Himmelsrichtungen her an den Fernverkehr der Bahn angebunden. Die Fahrzeit vom Münchner Hauptbahnhof ins Erdinger Moos würde sich auf etwa eine Viertelstunde verkürzen.

Die Trasse der Neubaustrecke könnte von Ingolstadt aus entlang der A 9 und A 92 zum Flughafen führen. Inwieweit dann eine Anbindungsschleife an Allershausen oder dem Autobahnkreuz Neufahrn vorbei ins Erdinger Moos gehen solle, sei noch unklar, sagt ÖDP-Kreisvorsitzender Ulrich Vogl. Interessant sei dabei, dass die Städte Freising und Landshut aus einer Entlastungsstrecke für den Zugverkehr profitieren würden, sodass auf der bisherigen Strecke nur noch die S 1 verkehren würde. In dem Arbeitspapier heißt es, dass für die Umsetzung des Projekts der Bau eines ICE-tauglichen Flughafenbahnhofs unerlässlich sei. Über die Walpertskirchener Spange könnten Fernzüge dann Richtung Salzburg oder Wien weiterfahren.

Der Bund ist von den Plänen der CDU/CSU nicht begeistert

Eine Gesetzesinitiative der Union soll im Bundesrat dafür sorgen, dass das Arbeitspapier in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Zumindest einer Drucksache der Bundesregierung vom September des vergangenen Jahres ist zu entnehmen, dass diese von dem Vorstoß der CDU/CSU offenbar nicht begeistert ist. In einer Antwort auf die "kleine Anfrage" heißt es, dass derzeit eingegangene Konzepte, auch zur Schienenfernverkehrsanbindung des Flughafens München, durch Gutachter geprüft würden. Ein unvorhergesehener Bedarf sei derzeit nicht erkennbar. Dazu wäre eine nachweisbare, deutlich und dauerhaft abweichende Änderung der Verkehrsstruktur gegenüber der aktuellen Verkehrsprognose nachzuweisen. Eine solche Verlagerung könne anhand der vorliegenden Statistiken und Prognosen nicht festgestellt werden. "Für eine kurzfristige Bewertung mit dem Zweck der Aufnahme der Neubaustrecke in den Bedarfsplan für die Bundesschienenwege besteht somit keine Rechtsgrundlage."

Den Neufahrnern helfen diese Gedankenspiele aktuell nicht weiter. Bis so ein Milliardenprojekt umgesetzt ist, dürften Jahrzehnte ins Land ziehen. So lange werden sie mit der Sanierung ihrer Brücke nicht warten können.

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