Katastrophenschutz:Schnelle Hilfe auch für die Region

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Nach dem Umzug in eine Halle im Wanger Ortsteil Zieglberg ziehen Mitglieder der Hilfsorganisation Navis Wände für einen Schulungsraum ein. (Foto: Navis)

Der Verein Navis will sich künftig verstärkt auf nationaler und lokaler Ebene engagieren. Die neue Einsatzzentrale in Zieglberg in der Gemeinde Wang bietet dazu mit einem Schulungsraum für Ausbildungen und Übungen ganz neue Möglichkeiten.

Von Petra Schnirch, Wang

Die Hilfsorganisation Navis richtet sich neu aus und will sich künftig auch in der Region und auf nationaler Ebene stärker im Katastrophenschutz engagieren. Zu dieser Kursänderung beigetragen hat der Umzug von Moosburg ins nahe gelegene Zieglberg in der Nachbargemeinde Wang. Dort hat der Verein ein neues, größeres Domizil gefunden, das ganz andere Möglichkeiten eröffnet als das bisherige Lager. Künftig will Navis dort auch Schulungen und Ausbildungen anbieten.

In den vergangenen Jahren machte sich die Hilfsorganisation durch ihre weltweiten Einsätze nach Naturkatastrophen einen Namen. Erstmals fanden die ehrenamtlichen Helfer nach dem verheerenden Tsunami in Asien im Jahr 2004 zusammen, danach folgten Hilfsaktionen in Haiti, Sri Lanka, Pakistan, Indonesien, Nepal, Mosambik und auf den Philippinen. Spezialisiert sind die Navis-Teams auf medizinische Soforthilfe und die Trinkwasseraufbereitung unmittelbar nach Erdbeben oder Überschwemmungen. Auch nach der Flut im Ahrtal 2021 unterstützten sie die betroffene Bevölkerung.

Bereit für den nächsten Einsatz: Die Ausrüstung ist für den Lufttransport fertig verpackt. (Foto: Navis)

Dass der Verein die Halle in Zieglberg anmieten konnte, bezeichnet der stellvertretenden Vorsitzende Thomas Geiner als Glücksfall. "Buchstäblich in letzter Minute" sei Navis in der Region fündig geworden. Denn das bisherige Quartier in Moosburg musste der Verein räumen, es wird künftig anderweitig genutzt. Nach langer, vergeblicher Suche sei man kurz davor gewesen, das Lager nach Rosenheim zu verlegen.

Anfang September fand der Umzug statt. Viele Helferinnen und Helfer packten laut Geiner mit an. Das ganze Equipment sei an einem einzigen Samstag mit Unterstützung von Moosburger Firmen nach Zieglberg transportiert worden. Zugleich habe der Umbau der Halle begonnen. Dort ist nun laut Navis auch Platz für Büros, die Einsatzzentrale, einen Schulungsraum, eine Kleiderkammer und ein Zwischenlager, um Ausrüstungsgegenstände nach einem Einsatz wieder aufzubereiten. Auch Fahrzeuge können dort untergestellt werden. "Mit großem ehrenamtlichen Engagement werden Wände eingezogen, Fenster und Türen eingebaut, elektrische Leitungen verlegt, Malerarbeiten erledigt und Böden versiegelt", so Navis weiter. Das Know-how ist vorhanden: Unter den 500 Mitgliedern sind viele Handwerker.

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Der seit eineinhalb Jahren amtierende Vorstand hat nun beschlossen, die ehrenamtliche Hilfsorganisation neu auszurichten und auch auf nationaler Ebene bei Katastrophen zu helfen. Dass die Helfer auch hierzulande gebraucht werden, habe der Einsatz im Ahrtal gezeigt. Navis sei vom Landkreis und den anderen Hilfsorganisationen "mit offenen Armen in die Riege der örtlichen Katastrophenhelfer" aufgenommen worden, so Navis weiter.

Auch in Moosburg will Navis im Ernstfall helfen. Die Stadt habe dafür gesorgt, dass die Mehrweckhalle am Viehmarktplatz bei einem Blackout per Notstromgenerator versorgt werden kann. Navis könne dort dann ein medizinisches Versorgungszentrum einrichten. Die dafür notwendige Ausrüstung sei angeschafft und Fahrzeuge gekauft worden.

Besonders wichtig ist für das Vorstandsteam der neue Schulungsraum, der in der Halle eingerichtet wird. Dort sollen für die Mitglieder regelmäßig Ausbildungen und Übungen stattfinden. Außerdem soll ein Ausbildungsangebot für Interessierte geschaffen werden, die nicht aus dem "Blaulicht-Milieu" kommen, sich aber trotzdem bei Navis engagieren wollen. Derzeit werden laut Navis Lehrgänge in medizinischer sowie technischer Hilfe, Trinkwasseraufbereitung und Einsatzlogistik vorbereitet, die im kommenden Jahr beginnen sollen.

Das mobile Hospital, die Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Notstromgeneratoren und mobile Unterkünfte sind laut Vereinsangaben jederzeit einsatzbereit, ebenso Mitglieder aus ganz Deutschland, die oft Urlaub nehmen, um im Katastrophenfall zu helfen. Sorgen bereiten dem Vorstand jedoch die gestiegenen Kosten. "Bisher hat Navis das alles selber finanziert," sagt Geiner, "aber allmählich kommen wir an unsere Grenzen." Er hofft auf weitere Spender und Mitglieder, zumal jetzt monatliche Fixkosten anfallen.

Weitere Informationen über die Hilfsorganisation finden Interessierte im Internet www.navisev.de .

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