Naturschutz im Landkreis Freising:Auf den Spuren seltener Pflanzen

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Försterin Nathalie Kolb sorgt sich um die Bestände des Frauenschuhs in den Isarauen. Den Bestand der Orchideenart zu erhalten, ist ein besonderes Anliegen der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Botaniker entdeckt bei Kontrollgängen Arten, über deren Vorkommen im Landkreis bisher nichts bekannt war.

Von Peter Becker, Freising

Es ist kaum zu glauben, aber in den Mooren und Auen im Landkreis Freising gibt es immer noch Pflanzenarten, über deren Existenz bislang nichts bekannt war. Ein erfahrener Botaniker hat sie im vergangenen Jahr entdeckt, als er eigentlich hundert Jahre alte Wuchsorte von 32 Arten aufsuchte, um für den Landkreis deren aktuellen Stand der Verbreitung zu dokumentieren. Laut Jahresbericht des Landratsamts sollen die Bestände der "neu entdeckten" Pflanzen in regelmäßigen Abständen besucht werden, um die Populationsentwicklung zu beschreiben. Dies ist dann Bestandteil des Artenhilfsprogramms Botanik, das sich um die Hege und Pflege extrem gefährdeter Arten in Bayern kümmert, um deren Bestand zu sichern.

Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt hat Sofort-Pflegemaßnahmen eingeleitet. Wo es sinnvoll erscheint, sind bereits Mutterpflanzenquartiere eingerichtet, um eine Vermehrung oder Vergrößerung der Populationen im Freiland zu ermöglichen. Ein Beispiel dafür ist das zumindest in Deutschland vom Aussterben bedrohte Duftende Mariengras. Es fühlt sich in sehr feuchten, spät gemähten Wiesen wohl. Deren Bestand nimmt aber kontinuierlich ab. In den kommenden Jahren will die Naturschutzbehörde den Erfolg der Stützungsmaßnahmen kontrollieren.

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Ein anderes Beispiel ist das Gefärbte Laichkraut, eine Wasserpflanze. Deren Bestände im Freisinger Moos sind überschaubar. Im vergangenen Sommer wurden deshalb von der Hauptpopulation des Laichkrauts Pflanzen entnommen und an geeigneten Stellen angesiedelt. "Mit bisher guter Erfolgsquote", heißt es im Jahresbericht des Landratsamts.

Intensiv kümmern sich Naturschutzwächter um den Schutz des Frauenschuhs. Diese Orchideenart gedeiht noch in einigen lichten Bereichen der Isarauen. Für deren Schwinden gibt es zweierlei Ursachen. Zum einen tritt die Isar nur selten über ihre Ufer, was früher für eine gewisse Dynamik gesorgt hat. Zum anderen dienen die Isarauen nicht mehr als Waldweide für Nutztiere. Dadurch "wird der Wald für den Frauenschuh zu dicht und dunkel und es fehlen offene Bodenstellen zur Keimung", erklärt die Naturschutzbehörde. Für diesen Winter ist unter anderem eine Mahd der Wuchsorte vorgesehen, um die Standorte aufzulichten. Zusätzlich unterstützen Naturschutzwächter die Bestäubung zur Blütezeit.

Die Untere Naturschutzbehörde hat Bildungsprogramme für Grundschulkinder entwickelt

Die Regierung von Oberbayern hat in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde das Projekt "Freisinger Mähwiesen" ins Leben gerufen. Dabei sollen Landwirte zwischen Haindlfing und Palzing im Ampertal sowie dem angrenzenden Hügelland gezielt artenreiche Wiesen wieder herstellen. Das Projekt war aufgrund der hohen Bereitschaft der Bauernschaft daran mitzuwirken von Erfolg gekrönt.

Die Untere Naturschutzbehörde bemüht sich, schon in jungen Menschen das Interesse für die Natur zu wecken. Sie hat Bildungsprogramme für Grundschulklassen entwickelt. Dazu gibt es ein neues Umweltbildungsgelände an der Amper mit einer artenreichen Feuchtwiese und einem Altwasser des Flusses. Der angrenzende Auwald, Biberspuren, Wehre und Fischtreppen laden zu weiteren Abenteuern ein.

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