Naturschutz:"Etwas Besonderes zu schützen, macht Freude"

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Försterin Nathalie Kolb sorgt sich um die Bestände des Frauenschuhs in den Isarauen. Den Bestand der Orchideenart zu erhalten, ist ein besonderes Anliegen der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Isar-Auwald bei Oberhummel gibt es noch größere Bestände des selten gewordenen Gelben Frauenschuhs. Um sie zu erhalten, sind auch im Naturwald vorsichtige Eingriffe notwendig.

Von Petra Schnirch, Langenbach

Die Isarauen sind an sich schon ein besonderer Ort. Naturnahe Auwälder sind selten geworden in Bayern, entlang der Isar gibt es sie noch. Große Bereiche zwischen dem Münchner Norden und Landshut sind als Naturwald deklariert. Mehr Wildnis und der Erhalt der Artenvielfalt sind zwei wichtige Ziele. Eben dafür sind mitunter Eingriffe in die Walddynamik nötig, etwa zum Schutz des selten gewordenen Gelben Frauenschuhs, der sehr spezielle Ansprüche stellt.

In den Isar-Auwäldern ist er noch zu finden, an einigen Stellen zwischen Oberhummel und Gaden sogar recht zahlreich. Revierleiterin Nathalie Kolb kennt die etwa 20 Standorte genau. Auf einer staubigen Schotterstraße geht es ein ganzes Stück hinein in den Auwald. Ein kleiner Trampelpfad führt dann zu den ersten Stöcken mit den typischen Längsfalten der Blätter, etwa 50 Meter weiter, auf einer kleinen Lichtung befindet sich der größte Bestand des Reviers. Leider sind die schönen gelben, pantoffelartigen Blüten der Waldorchidee schon verblüht. Wegen der Trockenheit etwas früher als sonst, sagt Kolb. Lange aufhalten mag man sich hier ohnehin nicht wegen der Mücken, die einen umschwärmen.

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Seit eineinhalb Jahren leitet die 25-Jährige das Forstrevier Oberhummel der Bayerischen Staatsforsten. Es sei ein "richtig schöner Job", erzählt sie. Der Wald schaue fast ein bisschen märchenhaft aus. Mit den Fichtenplantagen, die man sonst oft vorfindet, haben die Isarauen nichts zu tun. Schön sei es auch zu wissen, "dass man etwas Besonderes schützt, das macht Freude", sagt Kolb. Die Frauenschuh-Bestände im Revier sehen gesund aus. Prognosen, wie sich die Bestände der streng geschützten Waldorchidee künftig entwickeln, wagt die Försterin nicht, das sei schwierig in Zeiten des Klimawandels.

Denn die Pflanze, die auf der Roten Liste steht, ist ebenso prächtig wie anspruchsvoll. Sie braucht Licht, aber nicht zu viel, deshalb darf der Standort nicht überwuchert werden. Für die Fortpflanzung sind Sandbienen notwendig, die auf offene Stellen im Boden für ihre Niströhren angewiesen sind. Darüber hinaus wird ein bestimmter Mykorrhiza-Pilz benötigt, damit die Samen keimen können.

Der Gelbe Frauenschuh in voller Blüte. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zunächst betreuten Ehrenamtliche die Bestände zwischen Oberhummel und Gaden, inzwischen hat der Forstbetrieb diese Aufgabe in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden übernommen. Schon der Vorgänger von Nathalie Kolb, der das Revier 29 Jahre lang leitete, kümmerte sich darum. Jeder Standort wird in regelmäßigen Abständen begutachtet. Im Herbst übernehmen, wenn erforderlich, Azubis die Pflege und entbuschen das Umfeld des Frauenschuhs.

Die seltene Pflanze lockt während der Blütezeit immer wieder Besucher an, überwiegend Einheimische, die die Plätze seit langem kennen. Wenn sie nicht vom Pfad abweichen, sei das völlig in Ordnung, sagt Nathalie Kolb. "Das ist ein feiner Grat, es ist immer eine Frage der Masse." Es sei wichtig, dass die Leute kennen und schätzen, was schützenswert ist. In der Vergangenheit habe es vereinzelt Probleme mit Ausgrabungen gegeben. Der Schaden sei groß, die Freude im eigenen Garten kurz. "Das wird nicht funktionieren, auch wenn es vielleicht für einen Tag schön aussieht", sagt die Revierleiterin.

Ein Frauenschuh-Auspflanzungsversuch 2021 bei Oberhummel mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde zeigte keinen Erfolg. Die Pflänzchen wurden von Schnecken gefressen, bisher kamen sie nicht wieder, weitere Versuche sollen folgen. Das Projekt habe experimentellen Charakter, sagt Kolb, im Fokus aller Bemühungen stehe der Erhalt von Standorten und deren Vergrößerung.

Dass Revierleiterinnen und -leiter in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft weiter im Umgang mit der sensiblen Waldorchidee geschult werden sollen, sieht sie wegen des Austauschs mit erfahrenen Kollegen und Experten sehr positiv. "Jeder hat für seine Standorte die bestmöglichen Konzepte ausgearbeitet."

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