Naturschutz:Lebensraum für Mehlprimel und Sumpfschrecke

Naturschutz: Lebensraum für seltene Pflanzen wie die Mehlprimel: Fabian Eichhorn vom Landschaftspflegeverband (von links) zeigt dem Kranzberger Bürgermeister Hermann Hammerl und Geschäftsleiterin Theresa Schmid, wie positiv sich die Ausgleichsfläche im Freisinger Moos entwickelt hat.

Lebensraum für seltene Pflanzen wie die Mehlprimel: Fabian Eichhorn vom Landschaftspflegeverband (von links) zeigt dem Kranzberger Bürgermeister Hermann Hammerl und Geschäftsleiterin Theresa Schmid, wie positiv sich die Ausgleichsfläche im Freisinger Moos entwickelt hat.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eine kleine Ausgleichsfläche der Gemeinde Kranzberg im Freisinger Moos zeigt große Wirkung und dient als Vorbild für weitere Biotope. Mehrere gefährdete Tier- und Pflanzenarten haben sich dort wieder angesiedelt.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Ausgleichsflächen sollen Eingriffe in Natur und Landschaft, etwa durch Straßen- oder Wohnungsbau, kompensieren, doch nicht immer gelingt dies wirklich gut. Ein mustergültiges Beispiel im Freisinger Moos hat jetzt der Landschaftspflegeverband Freising vorgestellt. Die Gemeinde Kranzberg hat den "Graben elf" vor Jahren auf einer Länge von 240 Meter aufweiten lassen. Inzwischen hat sich die als gefährdet eingestufte Mehlprimel wieder angesiedelt, auch die seltene Sumpfschrecke fühlt sich dort wohl, wie weithin zu hören ist. Das Projekt dient bereits als Vorbild für weitere Biotopflächen.

Gepflegt wird das Grundstück vom Landschaftspflegeverband Freising. Obwohl es nur einen halben Hektar groß ist, "sieht man, was das bringt", sagt Projektbetreuer Fabian Eichhorn. Derzeit blüht die Mehlprimel. Das Freisinger Moos mit seinen kalkhaltigen Niedermoorböden sei ein idealer Lebensraum für diese schöne Pflanze, die sonst vor allem in höheren Lagen vorkommt. Der Name Mehlprimel beziehe sich auf die weiß bemehlten Blütendolden, die Blütenkrone selbst leuchte fliederfarben mit einer weißen Basis der Blütenblätter und einem dunklen Mittelpunkt, erklärt Eichhorn.

Der Graben ist auch die Heimat der Vogel-Azurjungfer. Diese Libellenart sei noch seltener und gilt als vom Aussterben bedroht. Sie alle sind auf einen Lebensraum angewiesen, der extensiv genutzt wird. Ein Nährstoffeintrag, etwa durch Düngung, und das Absenken des Grundwasserspiegels stellen laut Eichhorn die größte Gefahr für das Überleben dieser Arten dar.

Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde Freising betreut der Landschaftspflegeverband die Ausgleichsfläche, der Graben wird mit Landwirten des Wasser-Bodenverbands "fach- und sachgerecht gepflegt", schildert Eichhorn, die Mahd übernehmen ebenfalls örtliche Landwirte. Sie haben auch die Weiden entfernt, die dort ausgetrieben haben. Obwohl es ein Projekt der Gemeinde Kranzberg ist, befindet sich der Graben an der Gemeindegrenze von Freising und Neufahrn zwischen Sünzhausen und Giggenhausen.

Die Grabenaufweitung mit einer Breite von 15 bis 20 Meter sowie die Streuwiesenvegetation ist für Eichhorn ein "ideales Beispiel für einen kommunalen Biotopverbund". Die Fläche verbinde wertvolle Biotope und "dient als Wanderachse für Pflanzen und Tiere". Nur 200 Meter weiter wurde im vergangenen Jahr auf einer privaten Fläche, die an den Graben grenzt, eine ähnliche, etwas schmalere Aufweitung mit finanzieller Förderung der Regierung von Oberbayern umgesetzt. Die Familie Halbinger habe dafür einen kleinen Teil ihres Grundstücks zur Verfügung gestellt, sagt Eichhorn. Er hofft, dass auch dort schon bald Mehlprimeln blühen werden. Auf Freisinger Flur ist ein weiteres Projekt geplant, das im Winter angegangen werden soll.

Naturschutz: Auch die seltene Sumpfschrecke ist auf der Ausgleichsfläche im Freisinger Moos wieder zu finden.

Auch die seltene Sumpfschrecke ist auf der Ausgleichsfläche im Freisinger Moos wieder zu finden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Für Eichhorn ist das Niedermoorbiotop der Gemeinde Kranzberg ein guter Kompromiss, der zeigt, dass eine solche Fläche extensiv genutzt werden kann. Das Vorkommen der seltenen Arten sei ein Beleg "für das gelungene Gleichgewicht zwischen Bewirtschaftung und Bewahrung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft". Der Verband versucht, auch weitere private Grundbesitzer für solche Lösungen zu gewinnen. Die Akzeptanz steige, schildert Eichhorn, gerade nach den vergangenen trockenen Sommern, in denen selbst die Gräben im Freisinger Moos ausgetrocknet waren: Durch solche Aufweitungen fließe das Wasser weniger schnell ab und könne besser in der Fläche gehalten werden. Wichtig ist das auch für den Schutz der Moorböden - und somit für den Klimaschutz, denn Moore können viel CO₂ binden.

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