Der BRK-Kreisverband Freising und die Gemeinde Nandlstadt wollen die Versorgung durch den Rettungsdienst im nördlichen Landkreis verbessern. Dafür sollen die Vorhaltestunden für die Rettungswache Nandlstadt ausgeweitet werden, die derzeit unter der Woche nachts unbesetzt ist. Entscheiden muss das der Zweckverband, ein überregionales politisches Gremium. Hintergrund der Forderung ist eine aktuelle Bedarfsanalyse, sie zeigt: Im Versorgungsbereich der Wache wird die gesetzlich vorgegebene Hilfsfrist von zwölf Minuten in weniger als 80 Prozent der Fälle (Schwellenwert) erreicht. Die Frist beschreibt die Zeit zwischen Notruf und Eintreffen am Einsatzort.
Laut Nandlstadts Bürgermeister Gerhard Betz (Unabhängige Wähler Nandlstadt), bis zu seinem Amtsantritt im Mai selbst im Rettungsdienst tätig, kann die Frist teilweise in bis zu 60 Prozent der Fälle nicht eingehalten werden. "Die Bedarfsanalyse hat ganz klar gesagt, dass die Situation schlechter geworden ist. Mein Wunsch wäre eine 24-Stunden-Wache", sagt Betz mit Verweis auf die Rettungswache Freising, die rund um die Uhr besetzt ist. Zumindest eine Ausweitung der Vorhaltestunden sei für ihn "auf jeden Fall logisch".
Durch den Zuschnitt der Versorgungsbereiche ist die Rettungswache Nandlstadt auch für Teile der Landkreise Pfaffenhofen und Kelheim zuständig. Außerdem hilft man sich gegenseitig aus. "Das ist relativ häufig, wenn zum Beispiel das Fahrzeug in Mainburg gerade nicht kann, fahren wir", sagt Betz. Allerdings ist die Wache jeweils von 22 Uhr bis 7 Uhr unbesetzt, nur von Samstag, 8 Uhr, bis Sonntag, 22 Uhr, ist durchgehend jemand vor Ort, also auch in der Nacht.
Die Wache bis Mitternacht zu besetzen würde schon helfen
"Es würde ja schon reichen, wenn man in Nandlstadt unter der Woche die Stundenzahl in der Nacht erhöht", sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Albert Söhl. "In den frühen Morgenstunden ist nicht viel los, aber nachts bis null Uhr." Die unzureichende Versorgungslage trage mutmaßlich auch dazu bei, dass die Situation in der nächstgelegenen Landkreiswache in Moosburg "ein bisserl schwierig" sei, wenn die Kollegen viel aushelfen müssen. In den restlichen Kreiswachen - in Freising und Eching - sei die Lage dagegen gut.
Das Problem mit der Forderung nach einer verbesserten Versorgung: Um einen negativen Trend darzulegen, müsste die nächste Bedarfsanalyse abgewartet werden, die gibt es aber - im Fünf-Jahres-Modus - erst 2024. Eine "punktuelle Nachbegutachtung" hält Söhl daher für denkbar, um nicht so lange warten zu müssen. Betz hat sich deshalb vor Kurzem mit dem Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis, Hubert Böck, und dem Wachleiter der Rettungswache Freising, Anton Westermeier, beraten. Unabhängig davon haben sich am Mittwochabend in Freising Rettungsdienstvertreter, unter anderem Hubert Böck, mit Staatsminister Florian Herrmann (CSU) getroffen.
"Ich möchte politisch Druck machen"
Um sein Anliegen voranzubringen, hat Bürgermeister Betz nun für Dienstag, 1. September, Vertreter der Gemeinden im Versorgungsbereich der Nandlstädter Wache eingeladen: "um auch von Seiten der betroffenen Gemeinden geschlossen die Notwendigkeit dieser Erhöhung zum Ausdruck zu bringen" und "zukünftige Maßnahmen und Schritte" zu besprechen. "Wenn man die Gemeinden ins Boot holt, dann geh ich schon davon aus, dass da was passiert", glaubt Söhl. Betz Ziel: "Ich möchte politisch Druck machen. Ich möchte, dass der Zweckverband ein neues Gutachten macht."
Jede Gebietskörperschaft in Bayern ist einem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) zugeordnet. Der Landkreis Freising ist darin mit den Kreisen Ebersberg und Erding zusammengeschlossen. Das Gremium, dem unter anderem Landrat Helmut Petz (Freie Wähler) sowie weitere Vertreter des Freisinger Kreistags angehören, trifft sich ebenfalls im September. Geht es nach Nandlstadts Bürgermeister Gerhard Betz, steht die Forderung, die Versorgung durch den Rettungsdienst im nördlichen Landkreis Freising zu verbessern, dann idealerweise auf der Tagesordnung.