Evangelische Zuwanderer brachten Dialekt mit:Aus Feuerstein wurde Feister

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Im Allershausener Ortsteil Schroßlach sprachen Mitte der 1960er Jahre viele noch mit reinem Pfälzer Zungenschlag.

Von Peter Becker, Allershausen

Der Lehrer Heinrich Rothenberger hat sich Mitte der Sechzigerjahre Gedanken über die verschiedenen mundartlichen Besonderheiten im Glonntal gemacht. Diese fasste er in einem Aufsatz in der Zeitschrift "Ampertaler" zusammen. Rothenberger hatte damals festgestellt, dass es insbesondere im Allershausener Ortsteil Schroßlach "unverfälschten pfälzischen Dialekt" gibt. Zumindest unter den damals 50- bis 70-Jährigen. Die Jüngeren sprächen dagegen alle unverfälschtes Bayerisch, so dass das pfälzische Idiom allmählich aussterben werde. Rothenberger führte den fremden Zungenschlag auf die Zuwanderungswelle zwischen 1810 und 1870 aus der Rheinpfalz zurück. Bevorzugte Orte der Neuankömmlinge waren die Orte Grandlmiltach, Thurnsberg und Appercha. Auf diese Neuankömmlinge, schreibt Rothenberger, gingen die evangelischen Ansiedlungen zurück.

Der Lehrer zitiert aus einer Allershausener Pfarrmatrikel aus dem Jahr 1834. Demnach kauften Georg Kiefer, Andreas Kiefer und Wendelin Hering, allesamt aus Haßloch im Rheinkreis stammend, zum Preis von 9044 Gulden den Schroßlachhof zur gemeinsamen Bewirtschaftung. Pfarrer Gassinger berichtet in seinem Buch über die Pfarrei Allershausen, dass auf dem Hof vier Anwesen entstanden, "und diese Siedlung 34 Seelen zählte".

Das bayerische Toleranzedikt gewährte Religionsfreiheit

Auch in Zinklmiltach bei Kranzberg ließen sich Pfälzer nieder. Dabei handelt es sich um einen gewissen Eppelsheimer, Jakob Schmid, Georg Feuerstein, Peter Kalina, Moser, Lohr, Binderwolf und Karl Rink. Einige der Neuankömmlinge verkauften ihre Höfe bald wieder. Einstmals gab es in Zinklmiltach den Hofnamen "Feister", der zuvor Feuerstein geheißen hatte. Anders als in Schroßlach, wo sich der pfälzische Zungenschlag bis in die Sechzigerjahre erhalten hat, sei dieser in Zinklmiltach nicht mehr vorhanden, schreibt Rothenberger in seinem Aufsatz.

Der Lehrer gab an, dass die Pfälzer wohl auch durch das bayerische Toleranzedikt, das seit 1800 jedem Religionsfreiheit gewährte, angezogen wurden. Sie konnten ihren landwirtschaftlichen Grund günstig erwerben. Dank ihrer verfeinerten landwirtschaftlichen Anbaumethoden hatten sie großen Erfolg, insbesondere kamen sie mit der Bewirtschaftung der nassen Böden im Amper- und Glonntal gut zurecht. In der Pfalz hatten sie offenbar ihren eigenen Boden zu guten Preisen verkaufen können. Rothenberger gibt an, dass sie vom Verkauf eines Tagwerks Ackerboden in ihrer Heimat drei bayerische erwerben konnten.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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