Reptilienauffangstation:Eine Frage des Geldes

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Eine Großkopf-Schlammschildkröte in der Münchner Reptilienauffangstation an der Kaulbachstraße. (Foto: Florian Peljak)

Der Neufahrner Bauausschuss hat den Antrag zum Neubau der Münchner Reptilienauffangstation genehmigt. Doch wann und wie sie am Ende gebaut wird, das steht noch nicht fest.

Von Francesca Polistina, Neufahrn

Auf dem Papier ist es ein wichtiger Schritt: der Neufahrner Bauausschuss hat den Bauantrag der Münchner Auffangstation für Reptilien einstimmig genehmigt. Konkret heißt das, dass die Auffangstation in Neufahrn gebaut werden darf. Doch wann und wie das der Fall sein wird, ist noch nicht klar. "Das steht noch in den Sternen", sagt Tierarzt Markus Baur, Leiter der Auffangstation.

Das Problem für das vom Staat getragene Projekt seien die durch die Pandemie und Inflation gestiegenen Baukosten, die vom bayerischen Umweltministerium genehmigt werden sollten. Die ursprünglich auf zehn Millionen Euro gedeckelte Investitionssumme sei nicht mehr ausreichend. Vor anderthalb Jahren habe die Einrichtung eine aktualisierte Kostenberechnung präsentiert, doch bisher habe sie von der Regierung noch keine Antwort bekommen. Und desto länger man wartet, umso teurer wird es.

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Die Münchner Auffangstation für Reptilien gilt eigenen Angaben zufolge als eine der größten Stationen ihrer Art in Europa. Mehrere tausend Tiere werden dort jedes Jahr aufgenommen, medizinisch versorgt und weitervermittelt. Die Einrichtung kooperiert mit Tierheimen und Behörden und berät im Bereich Exoten. Doch seit vielen Jahren ist die Einrichtung, die aktuell an drei Standorten besteht, an ihre räumlichen Kapazitätsgrenzen gestoßen. Die Räume "bröseln langsam über uns zusammen", sagte Markus Baur, der Leiter der Einrichtung, bereits im vergangenen Jahr der SZ. Ein Umzug sei dringend notwendig.

Seit vielen Jahren hat die Reptilienauffangstation deshalb vor, einen Neubau zu errichten. 2014, nach langem Verhandeln, beschloss das bayerische Umweltministerium die Unterstützung des Vorhabens. Folglich wurde eine Machbarkeitsstudie angefertigt und nach einem passenden Grundstück gesucht. "Wir konnten einen engagierten Bauherrenvertreter für unser Projekt gewinnen und das Grundstück in Neufahrn final erwerben", liest man auf der Webseite. Vergangenes Jahr wollte die Einrichtung einen Bauantrag stellen. Doch aufgrund der gestiegenen Baukosten stellte sich zuerst die Frage nach der höheren Finanzierung. Diese Frage ist noch lange nicht gelöst. Dennoch musste aufgrund gesetzlicher Fristen trotzdem ein Bauantrag gestellt werden, sonst könnte die Gemeinde Neufahrn das Grundstück zurückfordern. Markus Baur hofft, dass das Vorhaben nun zügiger vorankommt.

Tierarzt Markus Baur, Leiter der Reptilienauffangstation, in seinem Büro. (Foto: Florian Peljak)

Das Grundstück für die neue Reptilienauffangstation befindet sich in Neufahrn nördlich des Tierheims. Das Projekt, das dem Münchner Büro J2M Architekten anvertraut wurde, sieht zwei eingeschossige Gebäude mit einer Grundfläche von insgesamt 4000 Quadratmeter vor. Das Grundstück ist 20 000 Quadratmeter groß. Im Hauptgebäude sind neben der Tierhaltung Flächen für eine Werkstatt, ein Lager, die Technik, die Verwaltung sowie, in einem separaten Teil, die Tiermedizin und zwei Wohnungen für das Aufsichtspersonal geplant. Das Nebengebäude ist hingegen als Tiergehege geplant. Für das Bauprojekt geht Baur von einer Summe von inzwischen 15 Millionen Euro aus. Die Architekten haben zwei weitere Varianten entworfen, eine größere und teure von circa 20 Millionen Euro, die erlauben würde, unter optimalen Bedingungen zu arbeiten, und eine kleinere in Höhe von zwölf Millionen Euro. Welche der drei Varianten am Ende realisiert wird, das hängt von der Investitionssumme ab.

Dieses Jahr wurde die Auffangstation für Reptilien mit dem Tierschutzpreis der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. Die Staatsregierung sei sich bewusst, dass der Bedarf für eine solche Einrichtung durchaus da ist, sagt Baur. Nicht zuletzt wegen der geografischen Nähe zu Osteuropa, wo nicht wenige Reptilien illegal gehandelt werden. Staatsminister Florian Herrmann (CSU) hat im August die Auffangstation besucht und sich dafür ausgesprochen, dass der bereits geplante Neubau in Neufahrn in absehbarer Zeit realisiert werde. Auch deshalb gibt sich der Leiter der Reptilienstation hoffnungsvoll: "Ich hoffe, dass ich den Umzug bis zu meiner Rente erleben darf", sagt Markus Baur. Elf Jahre hat er noch vor sich.

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