Diversity in der Kirche:Jung, divers, katholisch

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Mara Klein beim Synodalen Weg. (Foto: Maximilian von Lachner/Synodaler Weg)

Mara Klein ist queer und gläubig. Warum das kein Widerspruch ist, auch darum geht es in der vierten Folge des "Made in Vielfalt"-Podcasts der Freisinger Domberg-Akademie.

Von Francesca Polistina, Freising

Vor einigen Monaten beendete die katholische Kirche ihren Synodalen Weg, jenen mehrjährigen Prozess, der die deutsche Kirche reformieren soll. In der Versammlung saßen 230 Mitglieder: 159 Männer, 70 Frauen - und eine diverse Person, zumindest öffentlich. Diese Person heißt Mara Klein, hat in Halle (Saale) katholische Theologie auf Lehramt studiert und ist nicht-binär. Als "nicht-binär" bezeichnet man Menschen, die sich in den Kategorien Frau oder Mann nicht repräsentiert sehen und die von Seiten der Gesellschaft meist missverstanden, häufig aber auch diskriminiert und abgelehnt werden.

"Ich werde immer falsch gelesen", sagt Klein. Darüber und über das Queersein in der Kirche hat Mara Klein in der vierten Folge des Podcasts "Made in Vielfalt" der Freisinger Domberg-Akademie gesprochen. Hörenswert ist sie nicht nur deshalb, weil die Überlegungen von Mara Klein extrem reflektiert und achtsam sind, sondern auch wegen der Erklärungen der Moderatoren - so dass auch Menschen, denen Begriffe wie "cis", "trans" oder "inter" fremd sind, das Interview verfolgen können.

"Made in Vielfalt" ist eine sechsteilige Reihe von Gesprächen, die sich Themen wie Rassismus, Homofeindlichkeit oder Barrierefreiheit widmen. In der ersten Folge redeten der Journalist Lukas Fleischmann und die Referentin für Diversität Annarina Kemnitz mit Radoslav Ganev über die Sinti und Roma, es folgten Interviews mit Dunja Robin von den Netzwerkfrauen-Bayern, die eine körperliche Behinderung hat, und dem Musiker Justin Hayo, der sich gegen Rassismus einsetzt. Das 40-minutige Interview mit Mara Klein, Jahrgang 1996, ist am 21. Juni erschienen.

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Dabei ging es vor allem um eines: Geschlechtsidentität. Und um Kleins Geschichte. "Ich habe die Ambivalenz bei mir sehr früh bemerkt", sagt Klein. "Dennoch habe ich lange gebraucht, bevor ich mir eingestehen konnte, dass ich nicht-binär bin". Zu dem Zeitpunkt hatte er*sie schon mit dem Studium der katholischen Theologie angefangen, dem Fach, "das alle meine Interessen vereint". Das Sternchen zwischen den Personalpronomen ist hier übrigens absichtlich gesetzt: Im ersten Teil des Interviews geht es nämlich um das Gendern, um die Widerstände, die viele Menschen dagegen haben, eine geschlechterbewusste Sprache zu nutzen - und darum, überhaupt zu verstehen, was Queersein bedeutet.

Dabei geht es eigentlich gar nicht ums Verstehen: "Wenn man selbst nicht trans oder nicht-binär ist, kann man nicht verstehen, was das bedeutet. Und das ist ok", sagt Klein. Doch "respektieren" sollte man es schon. Ein wichtiger Punkt dabei: "Ich habe mich nicht entschieden, nicht-binär zu sein. Ich bin es", sagt Klein.

Mara Klein hat auch an der Initiative #Outinchurch teilgenommen. Im Januar 2022 outeten sich dabei 125 katholische Kirchenmitarbeiter als Teil der "LGBTIQ+"-Community und lösten eine Debatte über Queerfeindlichkeit und diskriminierende Strukturen in der katholischen Kirche aus. "Viele queere Menschen sind sehr verletzt von der katholischen Kirche und werden immer wieder verletzt", sagt Klein im Podcast. Dass es queere Personen in der Kirche so schwer haben, hat allerdings nicht mit ihnen als Menschen, sondern mit den bestehenden Bedingungen zu tun, wie Klein sagt. Auch deshalb bleiben einige in der Kirche, so wie Mara Klein eben auch. Und sie versuchen von innen heraus, das System zu reformieren.

Der Podcast "Made in Vielfalt" erscheint immer am 21. des Monats. Die ersten vier Folgen sind auf Plattformen wie Spotify, Deezer, Soundcloud und Apple und auf der Webseite der Domberg-Akademie zu hören.

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