Mitten in Moosburg:Feldweg to Heinz

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Kreiseln auf Bayerns schönstem Wendehammer.

Glosse von Alexander Kappen

Es gibt ja so einige Straßenbauwerke im Freistaat, die es auf die eine oder andere Weise zu einer gewissen Berühmtheit gebracht haben. Etwa die Autobahn A 94 im Landkreis Erding, die aufgrund ihrer mangelhaften Entwässerungseinrichtungen bei Starkregen angrenzende Privatgrundstücke und Häuser flutet. Oder der nach der gleichnamigen Krimi-Figur benannte Franz-Eberhofer-Kreisel im niederbayerischen Frontenhausen alias "Niederkaltenkirchen", auf dem in den Verfilmungen der Rita-Falk-Bücher die Protagonisten regelmäßig ihre Runden drehen - mal nüchtern, mal betrunken, mal im Auto und mal in einem Blumentrog. Dieser Schauplatz ist inzwischen so bekannt, dass Touristen aus den entlegensten Ecken Deutschlands in ihrem Bayern-Urlaub extra einen Abstecher nach "Niederkaltenkirchen" machen, um den Kult-Kreisel zu bestaunen und Selfies mit der dort aufgestellten Eberhofer-Figur zu machen.

So sehr man den Frontenhausenern ihren Kreisel-Ruhm auch gönnt, demnächst könnte ihnen, gar nicht einmal so weit davon entfernt, eine neue Errungenschaft der Straßenbaukunst den Rang ablaufen. Am Donnerstag präsentierten Vertreter der Stadt Moosburg stolz den Wendehammer von Thonstetten, auf den die Bewohner dieses Ortsteils in etwa so lange warten mussten wie der Eberhofer Franz darauf, dass er endlich erwachsen wird. Am Ende der schmalen Straße, die er entlasten soll, befindet sich ganz am Rand des Dorfes nun ein wunderbarer Wendeplatz. So geräumig, dass man dort die Herbstschau und die Messe Moosburg gleichzeitig abhalten könnte. Und groß genug, dass man darauf mit Dutzenden Blumentrögen seine Runden drehen kann. Oder, wenn alle Tonnen in Thonstetten geleert sind, ausgiebig mit einem Müll-Laster kreiseln, während man die Aussicht zwischen Staatsstraße und Bahngleis genießt und - weil man sich irgendwie gerade daran erinnert fühlt - den Filmsong "Feldweg to Hell" vor sich hin singt.

Ob es, so vermessen sind wir jetzt einfach mal, Bayerns schönster Wendehammer irgendwann einmal selbst auf die Kinoleinwand schaffen wird, steht jedoch in den Sternen. Ebenso, ob sich dort jemals Touristen aus Wanne-Eickel mit dem Selfie-Stick vor einem kreiselnden Müll-Laster ablichten werden. Falls doch, könnten sie, in Anlehnung an ein örtliches Entsorgungsunternehmen, dann den Song "Feldweg to Heinz" vor sich hin singen . . .

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