Stalag VII A:Ruf nach einem Zweckverband

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Tina Naumovic, die Vorsitzende des Stalag-Vereins, vor einer der noch stehenden Wachbaracken des ehemaligen Moosburger Kriegsgefangenenlagers. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Stalag-Verein möchte einen "würdigen Gedenkort" für das frühere Moosburger Kriegsgefangenenlager entwickeln. Im Stadtrat ist man der Meinung: Eine überregional bedeutende Einrichtung muss auch überregional finanziert werden.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Das Stalag VII A, während des Zweiten Weltkriegs eines der größten Kriegsgefangenenlager im damaligen Deutschen Reich, ist nach Einschätzung von Experten ein Erinnerungsort von überregionaler Bedeutung. Die Frage, die nun schon seit vielen Jahren im Raum steht, ist, ob und wie die noch stehenden Gebäude des Lagers oder Teile davon in eine würdige Gedenkstätte samt eines möglichen Dokumentationszentrums umgewandelt werden können.

Anlässlich einer nun vorliegenden Voruntersuchung zu den drei früheren Wachbaracken an der Schlesierstraße hat sich der Stalag-Verein in einer schriftlichen Bürgeranfrage nach dem weiteren Vorgehen erkundigt. In der Stadtratssitzung am Montag wurde das Projekt in Bezug auf Größe, Finanzierbarkeit und Verantwortlichkeit einmal mehr sehr kontrovers diskutiert. Tenor aus den Reihen des Gremiums war: Es muss eine Art Zweckverband her, damit das überregional relevante Projekt letztlich auch mit überregionalen Mitteln finanziert wird.

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Der Stalag-Verein, dessen Vorsitzende Tina Naumovic in der Sitzung anwesend war, verwies in seiner Anfrage darauf, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSDS) und das Bayerische Amt für Denkmalpflege (BLfD) die 35 000 Euro teure Voruntersuchung für die Wachbaracken vollumfänglich finanziert und damit ihre "Wertschätzung" gezeigt hätten. Normalerweise müsse der Eigentümer, in dem Fall die Stadt Moosburg, die Hälfte der Kosten übernehmen. "Als Eigentümer hat man schon auch auch Verpflichtungen, und wir haben ja eh schon die 35 000 locker gemacht, die Stadt hat keinen Cent gezahlt," sagte Naumovic in der Sitzung.

Der Verein wollte konkret wissen, welche Ergebnisse die Voruntersuchung ergeben habe und ob es Pläne gebe, wie man die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen könne. Zudem fragte der Verein, welche nächsten Schritte die Stadt bei der Schaffung eines würdigen Gedenkortes anstrebe und ob es auch Pläne bezüglich einer Voruntersuchung für die letzte noch stehende Gefangenenunterkunft, die so genannte Sabathiel-Baracke, gebe.

Bürgermeister Josef Dollinger (FW) bezeichnete die Ergebnisse der bereits vorliegenden Untersuchung als "reine Bestandsaufnahme, die nichts über den Wert der Gebäude aussagt". Man habe die Ergebnisse ins System für die Stadtratsmitglieder eingestellt, aber er wisse nicht, ob eine so fachspezifische Untersuchung "der Öffentlichkeit was bringt".

Was die Gestaltung "eines großen Gedenkortes" beziehungsweise Dokumentationszentrums angeht, sehe er das "nicht als Aufgabe der Stadt Moosburg an", betonte der Bürgermeister: "Wenn das eine überregionale Bedeutung hat, was ich nicht anzweifle, dann muss es auch überregional gemacht und finanziert werden." Der Rathauschef rechnete vor, dass die Stadt schon das Grundstück zu Verfügung stelle und "bei einem Bodenrichtwert von 1050 Euro dann zehn Millionen Euro einbringt". Planungen für eine Voruntersuchung für die Sabathiel-Baracke gebe es nicht: "Das ist nicht unsere Aufgabe und wir haben die Mittel nicht."

Die Stadt will noch mal im Landratsamt nachhaken, wie es um die Finanzierung steht

SPD-Stadtrat Martin Pschorr, der auch Leiter des bestehenden Stalag-Neustadt-Museums ist, verwies darauf, dass die Stadt bereits 100 000 Euro für die Einhausung der Sabathiel-Baracke gezahlt habe und man in der Gesamtschau nicht sagen könne, sie habe nicht einen Cent gezahlt: "Das war schon eine wesentliche Vorleistung." Auch er forderte eine überregionale Finanzierung über einen Zweckverband. Was öffentliche Zuschüsse angehe, habe aber "die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt: Es gibt Fördertöpfe noch und nöcher, solange man nichts davon anfordert. Wenn man das dann macht, gibt es sehr viele Bedingungen".

Auch Johannes Becher (Grüne) ist überzeugt, dass "wir als Stadt das nicht alleine schultern können". Es gelte jetzt zu klären, "wie wir zu einer Art Zweckverband kommen". Becher und Pschorr riefen in Erinnerung, dass Landrat Helmut Petz (FW) sich eigentlich mal um die Sache kümmern wollte. In den letzten Monaten "ist da aber nichts passiert", berichtete der Bürgermeister. Er halte es ohnehin "für absolut überzogen, was da geplant ist". Er sei der Meinung, so Dollinger: "Lieber machen wir was Gescheites und nichts so Großes, bevor jetzt noch 20 Jahre lang nichts passiert." Und die Stadt werde sich natürlich dann auch "in einem vernünftigen Rahmen daran beteiligen".

CSU-Sprecher Rudolf Heinz machte darauf aufmerksam, dass sich "im Landratsamt doch mal ein Arbeitskreis zusammengesetzt hat, um die Finanzierung zu klären". Dann müsse man mal nachfragen, "wie da der Stand ist". Der Bürgermeister sagte zu, dass die Verwaltung das mache.

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