Seniorenpolitik in Moosburg:Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

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Kopfsteinpflaster, wie hier im Weingraben, haben viele Senioren in der Kernstadt als Problem ausgemacht. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Auswertung einer Umfrage unter älteren Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt zeigt, dass es in einigen Bereichen noch großen Handlungsbedarf gibt. So etwa bei der Mobilität, der ambulanten Pflege oder im Bereich Information und Beratung.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Ob es nun gleich ein eigenes seniorenpolitisches Konzept für Moosburg braucht, wie es etwa Johannes Becher (Grüne) und Gerd Beubl (SPD) in Betracht ziehen, ließ Werner Fröhlich einmal dahin gestellt. Fakt ist jedoch, dass die Umfrage unter Moosburger Senioren, deren Ergebnis der Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts München und Mitarbeiter der der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität im Stadtrat vorstellte, doch einiges an Handlungsbedarf zu Tage brachte. Im Bereich Mobilität und Öffentlicher Personennahverkehr etwa, aber auch auf dem Feld der ambulanten Pflege sowie beim Thema Beratung und Information. Fröhlich riet, auf Basis der Ende 2021 durchgeführten Befragung eine Prioritätenliste zu erstellen und einzelne Maßnahmen je nach Machbarkeit "Schritt für Schritt umzusetzen".

Den Rücklauf mit 1484 Antworten beziehungsweise rund 25 Prozent der Befragten bezeichnete Fröhlich als "sehr zufriedenstellend". Sonst liege die Rücklaufquote bei derlei Umfragen eher knapp unter 20 Prozent. Auch sonst konnte er durchaus einige positive Aspekte der Umfrage herausstreichen: So fühlen sich etwa 92 Prozent der Seniorinnen und Senioren, die sich an der Umfrage beteiligt haben, in ihrem Wohnumfeld wohl, 82 Prozent bezeichnen das Verhältnis zu ihren Nachbarn als sehr positiv. Zudem sprach der Sozialwissenschaftler von einer "insgesamt wirtschaftlich guten Situation der älteren Haushalte" in Moosburg. Mehr als 75 Prozent leben in Wohneigentum, inwiefern das bei einer Rücklaufquote von 25 Prozent repräsentativ ist, konnte Fröhlich nicht mit Sicherheit sagen.

Mit dem Thema Pflege haben sich 40 Prozent der Befragten noch nicht beschäftigt

Weniger gut sieht es dagegen bei der Mobilität aus. 25 Prozent fühlen sich in ihrer Mobilität eingeschränkt. Die eigene Gesundheit ist mit 55 Prozent dafür die häufigste Ursache, aber auch mangelnde Beförderungsmöglichkeiten mittels ÖPNV (34 Prozent) oder eigenes Auto (27 Prozent) wurden häufig genannt. Auffällig ist auch: Für Einkauf, Arztbesuch oder Ähnliches nutzen 75 Prozent Individualverkehrsmittel, was Fröhlich als "sehr ausgeprägt" bezeichnete. 64 Prozent gehen zu Fuß, 62 Prozent nutzen das Fahrrad. Öffentliche Verkehrsmittel spielen mit vier Prozent so gut wie keine Rolle. 25 Prozent gaben an, es sei schwierig, andere wichtige Orte im Landkreis zu erreichen. Als problematisch wurde - wie in anderen Themenbereichen je nach Stadtteil unterschiedlich - auch die Situation innerhalb Moosburgs angesehen. So bereiten in der "Kernstadt" die ansonsten viele Vorteile gegenüber anderen Stadtteilen hat, etwa das Kopfsteinpflaster, parkende Autos und die allgemein hohe Verkehrsbelastung den Senioren Probleme.

Dafür ist die Kernstadt in Bezug auf das Angebot an Ärzten, Banken, Veranstaltungen und Gaststätten den anderen Vierteln wie Bonau, Westerberg und Neustadt sowie den übrigen Ortsteilen, wenig überraschend, voraus. Der Wunsch nach einem Seniorenclub oder -treff ist überall groß. Auch im Bereich Pflege und Beratung gibt es Handlungsbedarf. Die Moosburger Senioren sind laut Fröhlich "eine sehr ortsstabile Bevölkerung". 80 Prozent möchten zu Hause wohnen bleiben, selbst wenn Pflege notwendig ist, 70 Prozent wollen nicht umziehen, auch wenn bauliche Mängel im Eigenheim das nahelegen. Allerdings haben sich mit dem Thema Pflege 40 Prozent noch überhaupt nicht beschäftigt. Das Beratungsangebot zu dem Thema konnten oder wollten 64 Prozent nicht beurteilen.

Das Beratungs- und Informationsdefizit wurde im Gremium letztlich ebenso als eine der großen Herausforderungen identifiziert wie der ÖPNV oder der Aufbau einer ambulanten Pflegestruktur, wie Martin Pschorr (SPD) und Dagmar Seghutera, die Vorsitzende des Seniorenbeirats, feststellten. Letztere plädierte für Quartiersmanager. Insgesamt sei das alles "keine geringe Aufgabe", meinte Pschorr. Diese könne "die Kommune nicht alleine lösen". Auch Rudolf Heinz (CSU) sprach von einer "gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, das betrifft den Privatbereich, aber auch Behörden, Stadt und Landkreis".

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