Kinderbetreuung in Moosburg:Unten massiv, oben hölzern

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Der Stadtrat beschließt, die geplante Krippe im Wohngebiet "Sonnensiedlung" in einer Hybrid-Bauweise zu errichten. Wichtig ist den Mitgliedern, dass das Haus ein Obergeschoss mit Wohnungen für das Personal bekommt.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Zur klimafreundlichsten - und zugleich teuersten - Variante konnten sie sich dann doch nicht durchringen. Aber am Ende wurde es immerhin das, was Bürgermeister Josef Dollinger (FW) als "guten Kompromiss" und "faires Zeichen in Richtung Ökologie" bezeichnete. Die Mitglieder des Moosburger Stadtrats entschieden sich in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig dazu, die geplante Kinderkrippe für drei Gruppen im Neubaugebiet "Sonnensiedlung" mit einem Obergeschoss für Personalwohnungen zu versehen und das gesamte Gebäude in einer Hybridbauweise zu errichten. Das heißt: Das Erdgeschoss wird in konventioneller Massivbauweise errichtet, das Obergeschoss in Holzbauweise. Der Antrag von Drittem Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne), das gesamte Gebäude in Holz zu bauen, fand mit 7:12 Stimmen keine Mehrheit.

Bürgermeister Josef Dollinger bezeichnet die Hybridbau-Variante als "guten Kompromiss" und "faires Zeichen in Richtung Ökologie". (Foto: Marco Einfeldt)

Die detaillierten Planungen inklusive Bauzeitprognosen und Kostenschätzungen, die Anella Agic vom Büro Heinz - Pflügler - Partner präsentierte, wurden im Stadtrat von allen Seiten gelobt. Die Ausführungen boten dem Gremium auch insofern eine gute Entscheidungsgrundlage, als sämtliche Varianten dargestellt wurden: Eine Krippe ohne und mit Personalwohnungsgeschoss, zudem unterschiedliche Ausführungen in Massiv-, Holz- oder Hybridbauweise. Am preisgünstigsten wäre laut Kostenschätzung eine einfache Krippe in Massivbauweise gewesen (2,19 Millionen Euro), am teuersten eine Krippe mit Wohngeschoss in Holzständer-Bauweise (4,19 Millionen). Die letztlich gewählte Krippe-Wohngeschoss-Variante in Hybridbauweise wird voraussichtlich 3,86 Millionen Euro kosten.

Auch bei den prognostizierten Bauzeiten - beim derzeit hohen Betreuungsplatzbedarf kein unwesentliches Kriterium - taten sich große Unterschiede auf. Eine Krippe mit Wohngeschoss in Massivbauweise wäre inklusive zwei Monaten Puffer voraussichtlich erst im März 2025 fertig. Der gewählte Hybridbau mit Erd- und Obergeschoss soll laut Planung im Januar 2025 fertiggestellt sein. Am schnellsten wäre es mit einer einfachen Krippe in Holzständer-Bauweise gegangen, die schon im März 2024 fertig sein könnte. Doch die Krippe ohne Personalwohnungen zu bauen, war für die Stadtratsmitglieder keine Option.

Eine komplette Holzbauweise habe "viele Vorteile", sagt Michael Stanglmaier

"Ich denke, dass wir auf alle Fälle zwei Geschosse machen sollten, auch wenn es höhere Kosten und eine längere Bauzeit bedeutet", sagte Bürgermeister Dollinger. "Wir sind uns wohl alle einig, dass zwei Geschosse sinnvoll sind, weil es hilft, Arbeitskräfte zu bekommen, wenn man Wohnungen anbieten kann", meinte auch Stanglmaier. Er plädierte jedoch dafür, das Gebäude komplett in Holz zu bauen, "weil es viele Vorteile hat, zum Beispiel eine kürzere Bauzeit".

Michael Stanglmaier ist Vorstandssprecher des Deutschen Fahrrad-Clubs in Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

In seinem Antrag nannte Stanglmaier auch die "graue" Energie eines Hauses, also die Energie, die für Baustoffe, Transport und so weiter beim Bau eines Hauses notwendig ist. Diese bewege sich in der Größenordnung des im Betrieb über die Lebenszeit des Gebäudes anfallenden Energieverbrauchs für Heizung, Warmwasser und Strom: "Insbesondere Baustoffe wie Beton und Ziegel haben einen hohen Energieaufwand und verursachen damit eine große CO2-Freisetzung." In seinem Antrag wies er auch auf die Bayerische Staatsregierung hin. Diese habe es sich als Ziel gesetzt, "dass Bayern beim Bauen mit Holz eine Spitzenstellung einnimmt". Laut Staatsministerin Michaela Kaniber (CSU) müsse es "Standard werden, dass bezahlbare Wohnhäuser, Bürogebäude, Vereinsheime, Kitas und mehr aus Holz gebaut sind".

Dollinger dagegen sagte, er persönlich "würde immer alles massiv bauen, weil ich von der alten Garde bin". Mit der Hybrid-Lösung könne er sich jedoch gut anfreunden. Das Erdgeschoss sollte seiner Meinung in jedem Fall massiv gebaut werden, "schon wegen des Brand- und Lärmschutzes". Um die Bauzeit zu verkürzen, schlug er vor, sofort mit dem VGV-Verfahren zur Vergabe der Leistungen zu beginnen, "da könnte man drei Monate einsparen".

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