Moosburger Bahnhof:Entscheidung vertagt

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Neubau, Sanierung, Sanierung "light"? Noch steht nicht fest, was aus dem Moosburger Bahnhofsgebäude wird, das der Stadt gehört. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit drei Jahren überlegt man im Stadtrat, ob das erworbene Bahnhofsgebäude saniert oder neu gebaut werden soll. Die Kosten von je 2,3 Millionen Euro für beide vorgestellten Varianten erscheinen vielen als zu hoch. Sie fordern die Prüfung einer "Sanierung light". Ein Beschluss steht weiter aus.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Anfang 2020 hat die Stadt Moosburg das örtliche, ziemlich heruntergekommene Bahnhofsgebäude erworben, um es in Eigenregie endlich wieder auf Vordermann zu bringen. Oder, wie es Johannes Becher (Grüne) in der jüngsten Stadtratssitzung ausdrückte: "Die Bahn hat das Gebäude verlottern lassen, das ist eine Schande. Deshalb hat die Stadt es gekauft." Wie es mit dem Gebäude nun aber weitergeht, ist auch drei Jahre nach dem Erwerb immer noch nicht klar. Der ursprünglich geplante Beschluss, ob es saniert oder abgerissen und ganz neu gebaut werden soll, wurde in der Sitzung, in der von einem Planungsbüro beide Varianten vorgestellt wurden, dann doch nicht gefasst. Die Fraktionen sollten erst noch mal die Möglichkeit zur Beratung haben, begründete Bürgermeister Josef Dollinger (FW) die Verschiebung.

Und Beratungsbedarf gibt es mehr als genug, wie in der Sitzung deutlich wurde. Denn die Kosten von gut 2,3 Millionen Euro, die der von der Stadt beauftragte Architekt Philipp Luy von der DB Station & Service AG für beide Varianten in den Raum gestellt hatte, erschienen doch einigen Stadträten als ein zu hoher Preis. Sie brachten eine "Sanierung light" oder "sanfte Sanierung", bei der nur das Allernötigste gemacht werden soll, ins Spiel. Laut Planer Luy aber "gibt es keine zukunftsfähige Light-Variante für Moosburg". Denn wenn man da Gebäude anfasse, "muss man Schadstoffe entfernen, Barrierefreiheit herstellen und Zwischenwände entfernen - da muss man Geld in die Hand nehmen, und es ist dann eben ein Teilneubau und keine Sanierung light".

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Das Gebäude ist auch mit potenziell krebserregenden Schadstoffen belastet

Ein Gutachten zum aktuellen Bestand ergab, dass das Gebäude Mängel und Schäden großen Umfangs aufweist: Risse in Dachstuhl und Mauerwerk, feuchter Putz und feuchte Wände, Wasser im Keller und eine Dämmung, die komplett erneuert werden muss. Zudem sei das Gebäude mit diversen, auch potenziell krebserregenden Schadstoffen belastet, die in jedem Fall ausgebaut und entsorgt werden müssten, bei einer Sanierung genauso wie bei einem Neubau.

Ein Neubau komme neben den Kosten auch bezüglich der Dauer der Arbeiten einer Sanierung gleich, sagte der Planer, der ebenso wie der Bürgermeister nicht verhehlen konnte, dass in seinen Augen ein Neubau die sinnvollste Variante ist. Angedacht sei ein ähnliches Gebäude in Holzbauweise, wie man es derzeit in Zorneding errichte. Neben einem Bereich für Technik und WC sowie Reisezentrum und Wartehalle ist darin auch ein Bereich für Shop und Gastronomie vorgesehen. Luy sprach von einer rötlichen Außenfassade in Holz, einem Vordach im Außenbereich mit Wartebänken drunter und großen Fenstern, die eine offene Wirkung erzielen sollen.

Nicht nur die Kosten stoßen im Gremium auf wenig Begeisterung

Im Gremium riefen die Pläne, nicht nur wegen der stattlichen Kosten von 2,3 Millionen Euro, aber nur wenig Begeisterung hervor. Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) vermisste in den Unterlagen "eine Visualisierung für eine Sanierung, so wie sie für einen Neubau auch vorliegt". Eine solche habe es in den vergangenen Jahren schon von anderen Architekten gegeben, "diese Info lag also vor", konterte Luy. Die CSU sei "irritiert, warum eine Sanierung light nicht auch noch mal untersucht worden ist", sagte deren Fraktionssprecher Rudolf Heinz. Das Nutzungskonzept gefalle vielen gut, "aber die Fassadengestaltung gefällt vielen nicht so, auch nicht die dunkle Fassadenfarbe". Für die Stadt sei das Projekt eine freiwillige Leistung, sagte er, "kriegt man das nicht noch günstiger?" In einer zukunftsfähigen Form nicht, so der Planer.

Finanzreferent Jörg Kästl (ÖDP) hatte genauso "Probleme mit den 2,3 Millionen" wie Johannes Becher, der die Frage in den Raum stellte, ob wirklich alles gemacht werden müsse oder ob man zur Kostenreduzierung nicht Abstriche machen könne. Auch Martin Pschorr (SPD) plädierte dafür, "eine Light-Variante noch mal zu prüfen, so dass das Gebäude die wesentlichen Funktionen erfüllt". Nach Ansicht von Erwin Weber (CSU) "müssten Ticketverkauf, Warteraum und Toiletten reichen". Er dachte an, das Gebäude im Wesentlichen in seiner jetzigen, altbekannten Form "als ein Wahrzeichen zu erhalten und weniger Geld in die Hand zu nehmen. Außerdem dachte ich, die Untersuchung einer Sanierung light war auch Inhalt des Stadtratsbeschlusses".

Seitens der Planer hieß es, das sei nicht die Aufgabenstellung gewesen. Auch der Bürgermeister betonte, dass es "nie der Auftrag war, verschiedenen Sanierungsvarianten anzubieten, sondern eine Sanierung und einen Neubau zu prüfen". Und wenn die Fachleute zu dem Schluss kämen, "dass nur die vorgestellte Art der Sanierung Sinn macht, muss ich das glauben, die haben wahrscheinlich mehr Ahnung als wir 25 zusammen". Und er bezweifle, dass das Bestandsgebäude schöner sei als irgendein Neubau. "Der jetzige Bahnhof ist eine alte Baracke, die ich nicht erhalten möchte, davon haben wir ja eh genug."

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