Gerüstet für den Blackout:Sicher ist sicher

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Hausmeister Fred Gabriel, Bürgermeister Josef Dollinger, Bauhofleiter Martin Holzner und Maximilian Götz aus der Rathaus-Geschäftsleitung (von links) begutachten die Antenne für das neue Betriebsfunknetz am Dach der Moosburger Stadthalle. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Moosburger Stadthalle soll im Fall eines längeren Stromausfalls als Notfallzentrum dienen. Dafür ist sie mit einem Betriebsfunknetz für die Einsatzkräfte ausgestattet worden und verfügt über zwei große Notstromaggregate. Die Schäfflerhalle ist für die medizinische Notversorgung vorgesehen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

In kaum einer anderen Kommune des Landkreises hat man in jüngster Vergangenheit einen so nachdrücklichen Eindruck davon bekommen, wie es ist, wenn die gesamte Stromversorgung ausfällt und plötzlich gar nichts mehr geht: 20. Juni 2022, ein kurzer, aber sehr heftiger Sturm fegt in einem relativ begrenzten Korridor über Moosburg und Umgebung hinweg, entwurzelt Bäume, deckt Dächer ab und reißt Strommasten um. "Da haben wir schon einmal festgestellt, wie es ist, wenn alles zusammenbricht und nichts mehr funktioniert, kein Handy und so weiter", sagt Bürgermeister Josef Dollinger (FW) rückblickend.

Die Stadt hat deshalb begonnen, sich für solche Fälle zu wappnen. Die Moosburger Stadthalle, zu Zeiten des Kalten Krieges auf einen atomaren Angriff ausgerichtet und als Notfall-Krankenhaus eingeplant, soll bei einem längeren Blackout künftig als Notfallzentrum dienen und wurde auch schon mit den dazu erforderlichen technischen Gerätschaften ausgestattet, etwa einem eigenen Funksystem für die Einsatzkräfte. Am Donnerstag stellte der Bürgermeister zusammen mit Bauhofleiter Martin Holzner, Maximilian Götz aus der Geschäftsleitung des Rathauses und Stadthallen-Hausmeister Fred Gabriel die Planungen und Ausstattung vor.

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Neben der Stadthalle kommt im Fall eines längeren Blackouts auch der Schäfflerhalle eine besondere Bedeutung zu. Dort soll eine medizinische Notversorgung eingerichtet werden - in Zusammenarbeit mit der örtlichen Hilfsorganisation Navis. "Die haben dafür ja das nötige Know-how", sagte der Bürgermeister. Der Landkreis plane, insgesamt vier solcher Notfallzentren zu installieren, eines davon eben in Moosburg. "Wenn es keinen Strom gibt, können auch die Arztpraxen nicht mehr arbeiten. Und bevor die Krankenhäuser mit Patienten überflutet werden, soll es solche Notfallzentren geben", erläuterte Dollinger.

Dafür ist die Schäfflerhalle mit dem nötigen Notstromaggregat ausgestattet. Gleiches trifft auf die drei als sogenannte Leuchttürme fungierenden Feuerwehrhäuser im Stadtgebiet zu, die als Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger dienen sollen. Das Moosburger Wasserwerk, die Kläranlage und der Bauhof sind in Sachen Stromversorgung ebenfalls autark. Und nicht zuletzt ist da die Stadthalle, in deren Keller, inmitten des einstigen atomaren Sicherheitsbereiches, zwei leistungsstarke Notstromaggregate installiert sind.

Alt aber leistungsstark und zuverlässig sind die zwei Notstromaggregate im Keller der Stadthalle, die mit Diesel und Heizöl betrieben werden können. (Foto: Marco Einfeldt)

"Die sind zwar uralt, aber sie funktionieren", berichtete Bauhofleiter Holzner. Die zwei Mercedes-Motoren mit sechs und acht Zylindern springen bei Stromausfall innerhalb von rund sieben Sekunden an "und sind unverwüstlich", so Holzner. Betrieben werden sie mit dem Diesel aus einem 1000-Liter-Tank, der über einen Deckel draußen vor der Stadthalle befüllt werden kann. Nachschub kann über einen mobilen Tank mit Pumpe beschafft werden, den sich die Stadt zugelegt hat. Die Aggregate können auch mit Heizöl betrieben werden. In städtischen Depots lagern größere Mengen davon.

Dass im Notfall die Kommunikation zwischen allen relevanten Akteuren - vom Bürgermeister über Wasserwerk, Kläranlage, Polizei, BRK, Feuerwehr und Stromversorger bis hin zum Landratsamt - reibungslos funktioniert, hat die Stadt für rund 25 000 Euro ein eigenes Betriebsfunknetz beschafft. Dieses wurde ebenfalls in der Stadthalle installiert, die sich ziemlich am höchsten Punkt der Stadt befindet. Im Repeater im Obergeschoss laufen alle Signale zusammen, die am Dach installierte Antenne hat eine Reichweite bis nach Freising ins Landratsamt.

Das Herzstück der neuen Betriebsfunkanlage, der sogenannte Repeater. Hier laufen alles Signale zusammen. (Foto: Marco Einfeldt)
Der "Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen" des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wird im Rathaus für die Bürgerinnen und Bürger ausgelegt. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Keller bei den Notstromaggregaten werden die vier mobilen Funkgeräte und zwölf für Fahrzeuge in einem Schrank gelagert und vom Hausmeister regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft. Programmiert sind sie mit nur einer einzigen Frequenz, sodass im Notfall alles selbsterklärend und reibungslos funktioniert.

Da die drei Feuerwehrhäuser im Notfall schnell überlaufen sein könnten, dient die Stadthalle auch als Anlaufstelle für die Bürger. "Zum Beispiel, wenn wer warmes Wasser für den Babybrei braucht", so der Bürgermeister. "Oder im Winter für ältere und schwache Menschen", ergänzte der Bauhofleiter: "Aber wir können hier keine 20 000 Leute aufnehmen." Und, so der Bürgermeister, "wir können mit Sicherheit nicht die Bevölkerung mit Speisen versorgen, jeder sollte sich daheim also selbst einen kleinen Vorrat zulegen". Er betonte jedoch, "dass keine akute Gefahr für einen Blackout besteht, wir wollen nur abgesichert sein für alle Fälle". Wie sich die Bürger im Katastrophenfall verhalten sollen, erfahren sie in einem Ratgeber, der im Rathaus ausgelegt wird.

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