Moorrenaturierung:Freisinger Moos darf wieder Moor werden

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Moose speichern CO2 und bieten Tieren Lebensraum. Wie kann die Stadt Freising das Freisinger Moos schützen? (Foto: Marco Einfeldt)

An zwei Stellen sollen in einem Klimaschutzprojekt der Regierung Entwässerungsgräben angestaut und die Wiesen vernässt werden. Die Stadt hat schon zugestimmt, die Bauern dürften es anders sehen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Natur- und Klimaschützer werden es gerne hören, manch ein Landwirt dagegen dürfte skeptisch sein: Im Freisinger Moos sollen jetzt erste Maßnahmen zur Moorrenaturierung umgesetzt werden, ein Projekt der Regierung von Oberbayern, das die Stadt Freising begrüßt. Schließlich ist der Erhalt des Freisinger Mooses als ausdrückliches Ziel im Stadtentwicklungsplan (Step 2030) formuliert. Da trifft es sich gut, dass die Renaturierung von Mooren nicht nur auch im Klimaschutzprogramm des Freistaats Bayern ganz oben auf der Agenda steht, sondern sich auf den im Westen der Stadt Freising gelegenen Flächen auch ein geeignetes Projekt umsetzen lässt.

Durch Entwässerung und "Kultivierung" von Mooren seien in den vergangenen Jahrzehnten zwar vielfach geeignete Flächen für die Land- und Forstwirtschaft entstanden, heißt es in einer Sitzungsvorlage für die Mitglieder des Freisinger Planungsausschusses. Durch die Zersetzung der einst unter Luftabschluss konservierten Pflanzen werde jedoch Kohlendioxid freigesetzt. Tatsächlich tragen entwässerte Moore demnach in ganz Bayern mit insgesamt fünf Prozent zu den Treibhausgasemissionen bei. In ihrem Klimaschutzprogramm will die Staatsregierung bis 2020 deshalb 50 Moore renaturieren, darunter auch das Freisinger Moos.

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Bei der Moorrenaturierung komme dem Anstau von Gräben eine zentrale Bedeutung zu, heißt es in der Ausschussvorlage weiter: "Dadurch wird der Grundwasserstand erhöht. Die CO₂-Emissionen werden reduziert, weil die Torfzersetzung durch Sauerstoffabschluss nahezu zum Erliegen kommt." Ein mittlerweile von der Regierung von Oberbayern ausgearbeitetes "moorökologisches Gutachten" hat zwei Umsetzungsschwerpunkte für das Freisinger Moos ergeben: den Bründlgraben in den Sünzhauser Moosteilen und das Gertelshausener Moos östlich der Straße.

"Von der landwirtschaftlichen Nutzung kann man sich dann verabschieden"

In beiden Fällen gehören die Flächen bereits zu großen Teilen der Stadt Freising, was die geplanten Maßnahmen zur Vernässung erleichtern sollte. Denn die in diesem Bereich tätigen Landwirte dürften von höheren Grundwasserständen nicht all zu begeistert sein, warnte beispielsweise Stadtrat Karlheinz Freitag (FW) im Ausschuss: "Klimatechnisch ist das eine brillante Sache, aber von der landwirtschaftlichen Nutzung kann man sich dann verabschieden." Auch FSM-Stadtrat Anton Frankl, selber Landwirt, bat darum, "die Landwirtschaft da draußen leben zu lassen", wobei in der Sitzung auch bereits Möglichkeiten dazu angesprochen wurden: der Anbau von "Sumpfpflanzen" ebenso wie eine extensive Beweidung oder Kurzumtriebsplantagen mit nässetoleranten Gehölzen.

Begeistert zeigte sich Manfred Drobny (Grüne), Umweltreferent des Freisinger Stadtrats, von den Plänen. Es sei ein "wunderbares Projekt und ein echter Glücksfall", dass die Pläne der Regierung hier mit den Zielen des Step übereinstimmen würden, sagte er - und warb ebenfalls für eine "vernünftige Nutzung, mit der am Ende alle zufrieden sind".

Neben dem Trinkwasser-, Klima- und Naturschutz sowie einer besseren Frischluftversorgung für Freising versprechen sich Stadt und Regierung von der Renaturierung unter anderem auch einen besseren Hochwasserschutz - "jedenfalls für normal Tiefdruckgebiete mit Starkregen", wie es hieß. Weil die Mitglieder des Ausschusses einhellig für das Projekt stimmten, sollen nun als nächstes unter Federführung der Regierung von Oberbayern die Detailplanung vorangetrieben und Gespräche mit betroffenen Grundstückeigentümern geführt werden.

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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