Perspektiven für die Landwirte:Moore erhalten und wirtschaftlich nutzen

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Forschung zum Erhalt der Moore: Umweltminister Marcel Huber (vorne l.) informiert sich über ein Projekt der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. (Foto: Marco Einfeldt)

Umweltminister informiert sich über Forschungsprojekt der Hochschule - und muss Kritik von Plane Stupid einstecken

Von Katharina Aurich, Freising

Es sollte ein erfreulicher Besuch des bayerischen Umweltministers Marcel Huber (CSU) im Freisinger Moos beim Projekt "Mooruse" der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) werden. In der Nähe des Münchner Flughafens untersuchen Wissenschaftler, wie Moore, die große Mengen des klimaschädlichen Kohlendioxid speichern, wieder vernässt, erhalten und genutzt werden können. Das Umweltministerium fördert das Projekt mit 1,37 Millionen Euro. Die Erkenntnisse aus "Mooruse" sollen Landwirte dazu bewegen, freiwillig "moorverträglich" zu wirtschaften.

Doch die Freude über das Vorzeigeprojekt wurde durch Transparente der Startbahngegner von Plane Stupid getrübt. Die Pläne der Staatsregierung für den Bau einer dritten Bahn am Münchner Flughafen im Moos seien ganz und gar nicht moorverträglich. "Man forscht und macht doch das Klima kaputt," kritisierte Joachim Hellmich vom Bürgerverein Freising mit Verweis auf die Ultrafeinstaubbelastung. Der Umweltminister sah offensichtlich keinen Widerspruch, die Pläne zum Ausbau des Flughafens hätten mit der Moorforschung nichts zu tun, das seien zwei getrennte Themen, sagte Huber.

Zweieinhalb Meter tief ist die Torfschicht im Freisinger Moos, die jahrhundertelang durch die Verrottung von Pflanzen entstanden ist. Moore, die ökologische Übergangszone zwischen Wasser und festem Boden, sind wahre Klimaschützer. Sie speicherten große Mengen Kohlendioxid, in Dürreperioden Wasser und sie seien für den Hochwasserschutz wichtig, betonte Huber. Werden Moorflächen vernichtet und trocken gelegt, um sie landwirtschaftlich zu nutzen oder zu bebauen, gelangten große Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre. "Wir müssen mit den Moorflächen anders umgehen und die Entwässerung stoppen," sagte der Minister. Die Grundlagen dafür liefern die Wissenschaftler der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die die komplexen Zusammenhänge im Moos vor Ort erforschen und Alternativen für die Landwirtschaft aufzeigen.

Schilf, Rohrkolben oder Seggen (Paludikulturen) gedeihen gut auf den nassen Standorten im Moor, erklärte Projektleiter und Vegetationsökologe Matthias Drösler. Aber der Landwirt müsse sie auch verwerten können. Da setze die Forschung an, die verschiedene Nutzungsvarianten der Pflanzen als Brennstoffe oder Baumaterialien untersuche. Außerdem geben Messgeräte eines weltweit einzigartigen Versuchsaufbaus darüber Aufschluss, wie sich zum Beispiel eine um ein Grad erhöhte Durchschnittstemperatur auf das Wachstum der Pflanzen auswirke. "Wir simulieren hier den Treibhauseffekt im Kleinen und beobachten, was passiert."

Mit diesen Erkenntnissen könne man Landwirte beraten, welche Pflanzenarten auch bei erhöhten Temperaturen gedeihen, beschrieb Drösler. Natürlich müsse sich der Anbau von Paludikulturen auch lohnen, deshalb untersuche eine Arbeitsgruppe die Kosten der Erzeugung und Verwertungsmöglichkeiten unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, in die natürlich auch die positiven Effekte der Kohlendioxidspeicherung einfließen würden, so der Projektleiter.

Beeindruckt von den Möglichkeiten, Moore landwirtschaftlich zu nutzen, waren auch Landtagsabgeordneter Benno Zierer (FW) und Freisings Bürgermeisterin Eva Bönig (Grüne). Auch sie sorgen sich wegen der Startbahnpläne jedoch um die Zukunft des Freisinger Mooses. Denn die Bahn würde auf einem Niedermoor gebaut, das unwiederbringlich für den Naturschutz verloren ginge, die Flugzeuge würden direkt über der ein Hektar großen Versuchsfläche starten.

Auch für die Forscher, die die Untersuchungen betreuen, ist die Idylle im Moos trügerisch. Es sei schön, hier draußen zu arbeiten und viel Zeit zu verbringen, aber "wir sind von intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen umgeben und der Lärm der niedrig fliegenden Flugzeuge ist belastend", berichtete eine junge Wissenschaftlerin.

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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