Mitten im Landkreis:Schleusen auf - fertig

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(Foto: SZ)

Bahnstreik? Bauern-Proteste? Wie man den Betrieb effektiv lahmlegt, weiß nur Mutter Natur.

Glosse von Alexander Kappen

Der Mensch treibt sich ja schon ein paar Jährchen auf dieser Erde herum und hat in dieser Zeit so allerhand auf die Beine gestellt und entwickelt. Künstliche Intelligenz schreibt neuerdings wie von Zauberhand die tollsten Texte (nein, den hier vorliegenden natürlich nicht), in nicht allzu ferner Zeit sollen selbständig fahrende Autos auf unseren Straßen unterwegs sein und selbst vor rund 55 Jahren war der Mensch bereits zu Erstaunlichem in der Lage, als er erstmals auf dem Mond landete.

Gut, das mit dem Mond hat er in der Zwischenzeit wohl wieder verlernt. Eine unbemannte Mondlandung musste die US-Raumfahrtbehörde Nasa aus technischen Gründen soeben abblasen, eine für November geplante bemannte Mondumrundung wurde ebenso verschoben wie eine bemannte Mondlandung im kommenden Jahr. Immerhin sind von diesen Verspätungen kaum Arbeitnehmer und Reisende betroffen, die Zahl von Berufspendlern und Urlaubern im All ist (noch) überschaubar.

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Anders ist das beim aktuellen Streik der Lokomotivführer, der auch die Menschen hier im Landkreis betrifft und dafür sorgt, dass, äh, bei genauerer Überlegung eigentlich alles ist wie immer. Was der Mensch in den rund zwei Millionen Jahren, in denen er in verschiedenen Formen und Vorformen nun schon auf diesem Planeten unterwegs ist, noch nicht gelernt hat, ist Bahn. Und vor allem pünktliche Bahn. Zugausfälle und Verzögerungen sind auch ganz ohne Streik an der Tagesordnung.

Wenn die Lokführer den Bahnkunden eins auswischen wollen, dann sollten sie nicht die Arbeit niederlegen, sondern die Züge zur Abwechslung pünktlich fahren lassen. Da wäre der Aufschrei unter den Berufspendlern sicher groß, wenn plötzlich die plausibelste aller Entschuldigungen für Zuspätkommen und Fernbleiben am Arbeitsplatz ("Die Bahn hatte Verspätung"; "Mein Zug ist nicht gekommen") beim Chef nicht mehr ziehen würde. Aber so: Bahn-Business as usual.

Mit dem letzten vergünstigten Agrardiesel zur Kreisel-Blockade

Das Potenzial, den Berufsverkehr ordentlich zu behindern, haben auch die derzeitigen Bauern-Proteste. Nach dem Motto: Autofahrer sollen sich wenigstens einmal so fühlen wie Bahnpendler das ganze Jahr. Doch hier gab es in den Landkreisen Erding und Freising zum Auftakt der Aktionswoche nur vereinzelte Störungen. Ein paar Landwirte, die ihren letzten vergünstigen Agrardiesel dafür opferten, einen Kreisverkehr anzufahren und zu versperren, recht viel mehr war es nicht.

Was lernen wir daraus? Der Mensch kann sich noch so anstrengen, den ganzen Laden effektiv lahmzulegen, schafft nur Mutter Natur. Ohne großes Bohei und öffentlichkeitswirksames Säbelrasseln im Vorfeld. Sie braucht sich nicht lange mit Gerichten herumzuschlagen, um einen Streik juristisch absegnen zu lassen und muss nicht mühsam Traktor-Kolonnen über die Facebook-Gruppe "Ich bin sauer, denn ich bin Bauer" zusammentrommeln. Einfach, wie Anfang Dezember, ohne große Ankündigung: Himmelsschleusen auf, flächendeckend 'nen halben Meter Schnee übers Land verteilen - und der gesamte Betrieb steht still. So macht man das, Mensch!

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